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Hollywood-Streik: "Vorläufige Einigung"

Silke Wünsch | Stuart Braun
25. September 2023

Mit ihrem Streik legen die Drehbuchautoren den Betrieb in Hollywood seit Monaten lahm. Nun hat sich die Gewerkschaft mit Studios und Streaming-Anbietern geeinigt. Gestreikt wird trotzdem weiter.

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Schauspielerin Sarah Silverman spricht in ein Mikrofon, hinter ihr Streikende, die Schilder hoch halten.
Die Schauspielerin Sarah Silverman ist nur eine von vielen, die für bessere Arbeitsbedingungen kämpfenBild: Chris Pizzello/AP/dpa/picture alliance

Es sei bisher nur eine "vorläufige Einigung", so die Gewerkschaft "Writers Guild Of America" (WGA). Die Einigung, die drei Jahre lang gelten soll, wurde "durch die anhaltende Solidarität der WGA-Mitglieder und die außerordentliche Unterstützung unserer Gewerkschaftsgeschwister ermöglicht, die sich uns über 146 Tage lang auf den Streikposten angeschlossen haben", heißt es.

Autorenstreik in Hollywood: Einigung in Sicht

Jetzt müssen die Mitglieder der WGA, die rund 11.500 Film- und Fernsehautoren vertritt, den Vertrag genehmigen, bevor er in Kraft treten kann. Die genauen Bedingungen der Vereinbarung wurden noch nicht bekannt gegeben - die müssen auch noch final geklärt werden.

Gewerkschaften gegen Hollywood-Studiobosse

Anfang Mai begannen die Streiks der Autorinnen und Autoren in Hollywood - es ging unter anderem um Gehaltserhöhungen, bessere Arbeitsbedingungen, höhere Zuschüsse für die Kranken- und Altersversorgung und eine Regelung des Einsatzes von künstlicher Intelligenz (KI). Zudem möchten sie an den Umsätzen aus Streaming-Verwertungen von Serien und Filmen stärker beteiligt werden.

Streikende halten Schilder vor einem Netflix-Gebäude hoch.
Streamingdienste wie Netflix soll ihren Gewinn teilen - mit Schauspielern und AutorenBild: Mario Tama/Getty Images

Im Juli schlossen sich Hollywoods Schauspieler, vertreten durch die Screen Actors Guild und die American Federation of Television and Radio Artists (SAG-AFTRA) dem Streik der Drehbuchautoren an. Beide Gewerkschaften verhandeln seitdem mit der Alliance of Motion Picture and Television Producers (AMPTP), die Hollywood-Studios und Produktionsfirmen vertritt. Zu ihren Mitgliedern zählen Amazon, Apple, Disney, Warner Bros. Discovery, Netflix und NBCUniversal.

"Stranger Things" und "The Mandalorian" auf Eis

In den großen Filmstudios ist es still geworden in den letzten Monaten - nur kleine Independent-Produktionen liefen weiter. Serienjunkies müssen sich aufgrund des Streiks gedulden, bis neue Folgen und Staffeln wieder verfügbar sind.

Fünf Jugendliche stehen vor einem Pizza-Lieferwagen.
"Stranger Things"-Fans müssen warten, bis die Geschichte weiter gehtBild: Netflix/AP Photo/picture alliance

Betroffen sind auch Blockbuster wie "Stranger Things". Eigentlich war die fünfte Staffel für 2024 geplant, doch aktuell ist der Zeitpunkt der Fortsetzung ungewiss. Die Macher der Serie meldeten sich auf dem Twitter-Account der erfolgreichen Netflix-Serie zu Wort: "Das Schreiben hört nicht auf, wenn das Filmen beginnt. Wir haben uns zwar darauf gefreut, die Produktion mit unseren großartigen Darstellern und Mitarbeitern zu beginnen, aber das ist während dieses Streiks unmöglich", so die Duffer-Brüder.

Auch die Serie "Grey's Anatomy" ist erst mal auf Eis gelegt, sowie "The Mandalorian" (Staffel vier) und "The Handmaid's Tale - Der Report der Magd" (Staffel sechs) und viele weitere. Filmstarts wie der von "Dune 2" oder "Deadpool 3" verschieben sich um mehrere Monate.

TV-Shows laufen in den USA wieder an

Auch TV-Shows wie die Casting-Show "American Idol" und die beliebten Late-Night-Formate von Jimmy Kimmel, Jimmy Fallon oder James Corban waren vom Streik betroffen. Die sollen nun wieder an den Start gehen.

Doch während sich die Autoren darauf vorbereiten, ihre Laptops wieder zu öffnen, ist in Hollywood noch lange nicht alles beim Alten. Denn die Schauspielerinnen und Schauspieler streiken immer noch. Die Fronten zwischen den Produzenten und der Schauspielgewerkschaft SAG-AFTRA sind weiterhin verhärtet. Seit Streikbeginn im Juli gab es bislang keine fruchtbaren Gespräche. Aus Solidarität mit den Schauspielern streiken auch die Drehbuchautoren weiter. Deren Gewerkschaft WGA stellte klar: Bis die Einigung finalisiert sei, halte der Streik an, auch wenn die WGA-Mitglieder nicht mehr für sich selbst, sondern höchstens noch zur Unterstützung der ebenfalls streikenden Schauspieler und Schauspielerinnen auf die Straße gehen sollten.

Streikende halten Schilder hoch.
Zwei große Hollywood-Gewerkschaften zeigen Solidarität miteinanderBild: Mark J. Terrill/AP/picture alliance

Wenige Tage vor einem neuen "Rekord"

Sollten sich die Parteien einigen, wird ein Streik beendet, der mit einer Dauer von bislang 146 Tagen fast einen neuen Rekord in Hollywood aufgestellt hätte. Der mit 153 Tagen bisher längste Streik in über 70 Jahren Hollywood-Geschichte dauerte vom 7. März bis zum 7. August 1988.

Der letzte WGA-Streik in den Jahren 2007-2008 dauerte 100 Tage und kostete die kalifornische Wirtschaft rund 2 Milliarden Dollar (1,88 Milliarden Euro).

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Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online
DW Autor l Kommentatorenfoto Stuart Braun
Stuart Braun Australischer DW-Journalist und Buchautor.