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Hoyzer vor Gericht

1. Januar 1970

Im Betrugs-Prozess gegen Ex-Schiedsrichter Robert Hoyzer wird mit neuen Enthüllungen gerechnet. Sind die bisher bekannten Vorwürfe nur die Spitze des Eisbergs?

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Abpfiff für einen bekennenden Betrüger: Robert HoyzerBild: AP

Im größten Prozess des deutschen Fußballs seit über 30 Jahren wird ab Dienstag (18.10.) im Berliner Landgericht gegen sechs Angeklagte wegen banden- und gewerbsmäßigen Betrug verhandelt. Die über 6000 Seiten Ermittlungsakten der 40-köpfigen Sonderermittlungsgruppe "Fußball" fußen in erster Linie auf Aussagen des Kronzeugen Robert Hoyzer. Der 26-jährige Ex-Schiedsrichter hat mit seinen Geständnissen nicht nur sich selbst, sondern vor allem die drei im Hauptverfahren mitangeklagten Kroaten Ante, Filip und Milan Sapina schwer belastet. "Mein Mandant wird auch im Gerichtssaal im vollem Umfang geständig sein", kündigte Verteidiger Thomas Helmes eine weiterhin enge Zusammenarbeit Hoyzers mit der Justiz an.

In dem vorerst auf 18 Verhandlungstage angesetzten Prozess sollen insgesamt 170 Zeugen gehört werden. Das Strafmaß könnte laut Gericht zwischen sechs Monate und zehn Jahre lauten. Hoyzer hofft auf eine Bewährungsstrafe.

"Bombe platzen lassen"

Ex-Profi Axel Kruse, der seit dem Bekanntwerden des Skandals engste Vertraute Hoyzers, ist überzeugt, dass im Prozess-Verlauf weitere Skandale ans Licht kommen werden. Hoyzer werde im bis zum 29. Dezember angesetzten Hauptverfahren die "eine oder andere Bombe platzen lassen", erklärte Kruse in einem am Sonntag vorab veröffentlichten Interview mit der Zeitschrift "Super Illu". Der jetzt aufgedeckte Wettskandal ist laut Kruse nur "die Spitze des Eisberges". Im deutschen Fußball gebe es mehrere Gruppen, "die Spiele für Geld und Punkte verschieben", behauptet Kruse. So habe Hoyzer berichtet, was gastgebende Vereine unter Schiedsrichterbetreuung verstünden. "Da gibt's mal 150 Euro für eine schöne Stunde im Bordell. Oder gar einen 5000-Euro-Gutschein für das Möbelhaus in der Nähe", fügte er hinzu.

Im Prozess werden neue Enthüllungen über die Manipulationsmethoden der kroatischen Wettmafia erwartet. Deutlich wurde im Zuge der Ermittlungen, dass die drei angeklagten Kroaten ihre größten Gewinne durch Kombinationswetten erzielten. So wurden zum Beispiel die Wetten auf den Sieg von Dynamo Dresden im Regionalligaspiel am 10. April kombiniert mit einem Spiel der türkischen Superliga. Da ein mit 15.000 Euro bestochener Spieler aber gar nicht aufgestellt wurde, gingen den Sapinas 636.510 Euro durch die Lappen.

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Zweifelhaftes Gelb: Marks beim Spiel Karlsruhe gegen DuisburgBild: dpa

Noch wenig geständig war im Zuge der Ermittlungen Hoyzers früherer Schiedsrichterkollege Dominik Marks, der in den Vernehmungen selbst die Kontakte zu Ante Sapina, dem mutmaßlichen Kopf der Korruptionsaffäre, bestritt. Alle Angaben Hoyzers streitet der Stendaler ab. Vor Gericht wird sich nun herausstellen müssen, ob es stimmt, dass Marks 6000 Euro für das manipulierte Regionalligaspiel der Hertha-Amateure gegen Bielefeld Amateure am 11. August erhalten hat. Auch wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor, 30.000 Euro dafür bekommen zu haben, dass Karlsruhe in der Zweitliga-Partie gegen Duisburg am 3. Dezember 2004 (3:0) zur Halbzeit und zum Schluss mit mindestens zwei Toren führt. Allein für dieses Spiel kassierte Sapina bei Oddset 870.115 Euro.

Schnelle Autos, hübsche Frauen

Kruse zufolge ging es Hoyzer nicht um Geld. "Hoyzer, der aus ganz einfachen Verhältnissen kommt, wollte wichtig sein", sagte Kruse. Er habe sich von schnellen Autos und hübschen Frauen blenden lassen. "Es hat ihn offenbar nie gestört, dass er mit Beträgen zwischen 3000 und 30.000 Euro abgespeist wurde, während die Kroaten mit dem Wettbetrug Millionen machten." Hoyzer habe ihm den Betrug gestanden und gesagt: "Es ist alles wahr, ich habe zusammen mit den Kroaten Spiele verschoben, und die haben kräftig abkassiert." (sams)