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Ifo-Index sinkt erneut

24. September 2021

Corona verdirbt den deutschen Unternehmen weiterhin die Laune. Das zeigt der aktuelle Ifo-Index für das Geschäftsklima. Er hat sich im September weiter verschlechtert. Es fehlt an Rohstoffen und Vorprodukten.

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Symbolbild Konjunktur Wirtschaft Deutschland
Bild: picture-alliance/dpa/U. Anspach

Der vom Münchner Ifo-Institut ermittelte Geschäftsklimaindex sank den dritten Monat in Folge  - von 99,6 Punkten im August auf 98,8 Punkte im September. Beim dritten Rückgang in Folge sprechen Fachleute von einer konjunkturellen Trendwende.

Die Unternehmen waren weniger zufrieden mit ihrer aktuellen Geschäftslage und blicken auch skeptischer auf die kommenden Monate.

"Die Probleme bei der Beschaffung von Rohstoffen und Vorprodukten bremsen die deutsche Konjunktur", erklärte Ifo-Chef Clemens Fuest am Freitag. Die Industrie erlebe eine "Flaschenhals-Rezession".

"Alles hat ein Ende - auch der Höhenflug des Ifo-Geschäftsklimas. Nach drei Rückgängen in Folge ist es nun offiziell auf einen Abwärtstrend eingeschwenkt", kommentierte Andreas Scheuerle von der Deka-Bank die Entwicklung.

"Zu einer spürbaren Entspannung bei den Lieferkettenproblemen wird es aber wohl erst im kommenden Jahr kommen", glaubt Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe. Der Produktion und der Stimmung dürfte dies nach Meinung des Analysten dann einen neuen Schub verleihen.

Skeptischer reagierte Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg. "Der Rückgang für den Gesamtindex war in etwa zu erwarten", sagte der Ökonom, "das Ergebnis wäre aber besser zu verkraften, wenn nicht gerade der Lageindex vergleichsweise deutlich gesunken wäre. Es dürfte uns damit ein schwieriges viertes Quartals ins Haus stehen, in dem die Lieferkettenthematik Corona als Hauptrisiko sogar ablösen könnte." Und Corona sei ja keineswegs vorbei. "Alles in allem also eher unerfreuliche Neuigkeiten aus München."

China Hafen Qingdao
Staus in Conatinerhäfen (hier Qingdao, China) sorgen ebenfalls für angespannte LieferkettenBild: Zhang Jingang/VCG/Maxppp/picture alliance

Materialknappheit wird zum beherrschenden Thema

Die Materialknappheit wird auch nach Meinung von Wirtschaftsforschern des Ifo-Instituts die deutschen Industrieunternehmen noch einige Monate belasten. "Die Beschaffungskrise wird mindestens bis zum Ende des Jahres anhalten", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag. "Der Peak ist noch nicht überschritten." Die schlechte Verfügbarkeit von elektronischen Komponenten werde sich voraussichtlich noch länger hinziehen. Die Lager der Unternehmen seien leer gefegt.

Endkunden dürften diesen Trend in ihren Geldbeuteln spüren. "Die Industrieunternehmen planen, die Preise zu erhöhen", machte Wohlrabe deutlich. "Die Knappheit wird zumindest teilweise über Produkte an Kunden weitergeben." Die Inflation in Deutschland und der gesamten Euro-Zone ist zuletzt deutlich angestiegen.

Im Dienstleistungssektor zeichne sich dagegen eine gewisse Entspannung ab, erläuterte der Ifo-Experte. "Im Bereich Tourismus und Gastgewerbe ist Zuversicht zurückgekehrt. Corona bereitet den Unternehmen nicht mehr so viele Sorgen." Auch im Baugewerbe sei die Lage der Firmen nach wie vor gut. "Es herrscht keine Euphorie, aber die Baubranche ist sehr solide aufgestellt."

Für den Geschäftsklimaindex befragt das Ifo-Institut monatlich rund 9000 Unternehmen. Dabei werden sie gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate abzugeben. Ihre aktuelle Konjunkturprognose hatten die Forscher aus München in dieser Woche bereits deutlich nach unten korrigiert. 

Wachstum nach der Corona-Krise beschleunigt

Die deutsche Wirtschaft war wegen der Corona-Krise Anfang des Jahres um zwei Prozent geschrumpft, dann aber im Zuge der Lockdown-Lockerungen im Frühjahr um 1,6 Prozent gewachsen. Trotz Lieferengpässen bei wichtigen Vorprodukten gehen viele Ökonomen davon aus, dass sich das Wachstum im laufenden Sommer-Quartal beschleunigt haben dürfte. Das Kieler IfW-Institut etwa erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 2,2 Prozent zum Vorquartal zulegt.

ul/hb (rtr, afp, dpa)