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Interafrikanische Logistik: Der Maputo-Korridor in Mosambik

Nina Gruntkowski3. Juli 2006

Die Schnellstraße N4 verbindet das nördliche Südafrika mit der mosambikanischen Hauptstadt. Nur 130 Kilometer sind es vom Grenzübergang Ressano Garcia nach Maputo. Doch der Maputo-Korridor ist mehr als eine Handelsroute.

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Blick über die mosambikanische Hauptstadt MaputoBild: P. Reategui

Der so genannte Maputo-Korridor wurde ausgebaut, da der Hafen in Maputo auch für südafrikanische Produzenten wichtig ist. Inzwischen exportiert Südafrika Zucker, Früchte, Fruchtkonzentrate und Bodenschätze über den Hafen von Maputo. Für die Nutzung der N4, die auch die beiden Nachbarstädte Maputo und Matola miteinander verbindet, werden jedoch von allen Nutzern Mautgebühren erhoben - das ruft Missfallen bei der mosambikanischen Bevölkerung hervor.

Seit der vom Bürgerkrieg zerstörte Hafen in den 1990-er Jahren wieder instand gesetzt und modernisiert wurde, entdecken immer mehr südafrikanische Produzenten den Hafen von Maputo als alternative Exportroute, bestätigt John Speers, Direktor der britischen Handels- und Transportgesellschaft ED&F MAN in Maputo: "Unsere Gesellschaft sucht nach Absatzmärkten für den industriell gefertigten und in Säcken vertriebenen Zucker aus Südafrika. Wir kooperieren mit dem großen Hafen im südafrikanischen Durban." Da es aber in Südafrika zwei Zuckermühlen ganz nahe der mosambikanischen Grenze gebe, mache es wirtschaftlich und logistisch Sinn, den Zucker über Maputo zu verschiffen, anstatt ihn den ganzen Weg bis Durban zu transportieren."

Konzession von 30 Jahren

Inzwischen können die Lastwagen die Strecke von den Zuckermühlen in Südafrika zum Hafen in Maputo an einem Tag hin und zurück fahren, denn die Straße ist in einem Top-Zustand. Das ist eines der Ergebnisse des südafrikanisch-mosambikanischen Regierungsprogramms zur Entwicklung des Maputo-Korridors. Beiderseits der Grenze wurde die Nationalstraße 4 einer südafrikanischen Straßenbaugesellschaft übergeben, erklärt der mosambikanische Verkehrsminister Paulo Muxanga: "Ein Konzessionär hat die Aufgabe übernommen, die Straße auszubauen, sie dann zu betreiben und sie im letzten Schritt wieder an die Regierung von Mosambik zurückzugeben.". Diese Konzession hat eine Dauer von 30 Jahren.

Der so genannte Maputo-Korridor wurde im Jahr 2000 eingeweiht. Seitdem muss jeder Autofahrer, der die Schnellstraße nutzen will, Mautgebühren an die südafrikanische Trans African Concessions zahlen. "Das Geld für den Bau der Straße kam in Rand aus Südafrika", sagt Muxanga. "Deswegen richtet sich die Höhe der Mautgebühren nach der Situation in Südafrika. Zweimal im Jahr wird geschaut, wie sich die Wirtschaft in Südafrika entwickelt hat und dann entschieden, ob die Gebühren gleich bleiben oder erhöht werden müssen."

Ein eigenes Auto kann sich kaum jemand leisten

Auf der mosambikanischen Seite der N4 gibt es zwei Mautstellen - eine nahe dem Grenzübergang nach Südafrika und eine zwischen Maputo und der dreizehn Kilometer entfernten Industriestadt Matola. Zwischen den beiden Städten pendeln viele täglich zur Arbeit und wieder zurück - fast alle nutzen die Minibus-Sammeltaxis, denn ein eigenes Auto kann sich in Mosambik kaum einer leisten. Die Fahrpreise für den Minibus sind niedrig - und so müssen die Minibus-Fahrer tagtäglich eine ganze Menge Fahrgäste transportieren, um einen Gewinn zu erwirtschaften. Je öfter sie die Strecke fahren, desto besser also.

Minibus-Fahrer wie Carlito Baixo betrachten die Mautstellen daher mit gespaltenen Gefühlen. "Einerseits hilft uns die Maut, denn die Straßen sind in dadurch in einem guten Zustand. Andererseits ist die Mautstelle genau zwischen den beiden Städten, zwischen denen wir ständig hin- und herfahren. Der Preis, den wir zahlen müssen, ist sehr hoch. Vor allem für uns Busfahrer müssten sie ihn reduzieren, denn wir müssen da ja ständig dran vorbei." Damit die Minibus-Fahrer überhaupt einen ausreichenden Gewinn erwirtschaften können, mussten sie seit der Einführung der Mautstellen immer wieder die Fahrpreise erhöhen.

Die Maut zu umgehen, ist schwierig

Dies macht sich bemerkbar in den Geldbörsen der Fahrgäste, die entlang der N4 hinter der Mautstelle wohnen, wie Isabel Martins: "Wenn es eine neue Straße gewesen wäre, hätten wir das verstanden. Aber so werden Leute, die in Matola oder wie wir weiter weg in Boane leben, benachteiligt. Denn die Gebühren werden regelmäßig jedes Jahr erhöht. Das ist nicht in Ordnung, denn unsere Gehälter sind sehr niedrig."

Nach der letzten Erhöhung der Mautgebühren im März diesen Jahres streikten die Minibus-Fahrer und begannen, andere Routen zu fahren, um die Maut zu umgehen. Da die anderen Straßen aber in eine schlechten Zustand sind, kam es zu einem großen Verkehrschaos. Daraufhin einigte sich die südafrikanische Betreibergesellschaft mit der Vereinigung der Minibus-Fahrer auf einen vergünstigten Tarif. Doch weitere Erhöhungen sind abzusehen - und damit auch weitere Konflikte.