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Kampf um Falludscha

6. Januar 2014

Nachdem islamistische Kämpfer in zwei Städten die Macht übernommen haben, plant das irakische Militär die Rückeroberung. Die USA und der Iran sind besorgt über die neue Stärke der Al-Kaida.

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Mann am Maschinengewehr in Falludscha (Foto: rtr)
Bild: Reuters

Islamisten im Irak auf dem Vormarsch

Mit einem Großangriff will die irakische Armee die von islamistischen Aufständischen eroberte Stadt Falludscha in der Unruheprovinz Anbar zurückgewinnen. Spezialkräfte seien bereits vor der westlichen Stadt im Einsatz, sagte ein Regierungsvertreter. Derzeit marschiere die reguläre Armee auf. Sobald die Einwohner die Stadt verlassen hätten, werde ein "Angriff zur Niederschlagung der Terroristen" gestartet.

Regierungschef Nuri al-Maliki hat unterdessen Anwohner und Stammesvertreter zum Widerstand aufgerufen. Im Staatsfernsehen forderte er "die Bevölkerung und die Stämme von Falludscha" auf, "die Terroristen zu vertreiben". So sollten sie verhindern, dass ihre Stadtteile zum Schauplatz von Kämpfen zwischen den Aufständischen und Regierungstruppen würden.

Die der sunnitischen Terrororganisation Al-Kaida nahestehenden Islamisten hatten die Stadt am Wochenende eingenommen. Es ist das erste Mal seit Jahren, dass Extremisten so offen die Kontrolle in einer irakischen Großstadt übernommen haben. Auch Teile der 50 Kilometer weiter westlich gelegenen Provinzhauptstadt Ramadi wurden von den Gotteskriegern erobert. Dort konnten sie aber am Wochenende von lokalen Stammeskämpfern und Polizeikräften teilweise wieder vertrieben werden.

USA alarmiert

Falludscha war nach dem Einmarsch der US-Truppen Schauplatz heftiger Kämpfe mit sunnitischen Rebellen. Schließlich konnten die US-Streitkräfte die Rebellen mit Hilfe von regionalen Stammesmilizen besiegen. Seit die Amerikaner 2012 abgezogen sind, haben islamistisch-sunnitische Rebellen dort wieder an Macht gewonnen. Zusammen mit Glaubensbrüdern aus Syrien kämpfen sie nun unter dem Namen "Islamischer Staat im Irak und der Levante (ISIL)" für einen Gottesstaat.

Die USA zeigten sich angesichts der neuen Stärke der Al-Kaida-Kämpfer alarmiert. Die ISIL-Terroristen seien "die gefährlichsten Akteure in dieser Region", sagte US-Außenminister John Kerry vor Journalisten in Jerusalem. Die USA würden aber nicht direkt eingreifen und ihre US-Soldaten zurück in den Golfstaat schicken, sagte er: "Dieser Kampf ist Sache der Iraker".

Sunniten gegen Schiiten

Der schiitische Iran bot Hilfe gegen die sunnitische Al-Kaida an. "Wenn die Iraker darum bitten, werden wir ihnen mit Rat und Ausrüstung helfen", zitierte die amtliche Nachrichtenagentur Irna den stellvertretenden iranischen Generalstabschef Mohammed Heddschasi. Truppenunterstützung benötige der Irak allerdings nicht, sagte Heddschasi. Es liege bislang auch keine Anfrage Bagdads für gemeinsame Militäreinsätze gegen Al-Kaida vor.

Im Irak wohnen überwiegend Schiiten, die Sunniten rivalisieren seit dem Sturz von Saddam Hussein 2003 mit ihnen um die Macht. Immer wieder kommt es zu blutigen Anschlägen, so auch am Sonntag wieder in der Hauptstadt Bagdad. Dort explodierten zwei Autobomben in einem überwiegend von Schiiten bewohnten Viertel. Mindestens neun Menschen wurden getötet.

det/sc (afp, dpa, rtr)