1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Technik

ISS verliert weiterhin Sauerstoff

19. Dezember 2020

Bleibt der Raumfahrer-Crew bald die Luft weg? Die Leitstelle am Boden versucht zu beruhigen, doch der Mannschaft läuft die Zeit davon - eine Lösung muss her.

https://p.dw.com/p/3mxMb
Die Internationale Raumstation schwebt über dem Erdhorizont
Mehr als 100 Meter lang: Die Internationale Raumstation ISS, die in 400 Kilometer Höhe um die Erde kreist (Archivbild)Bild: Paolo Nespoli/AP Photo/picture alliance

Im russischen Teil der Internationalen Raumstation ISS suchen Kosmonauten unter Hochdruck nach einem Leck. Weil die Sauerstoffreserven immer kleiner würden, müssten die Raumfahrer die undichte Stelle bald finden, meldet die russische Staatsagentur Tass nach einer Schalte zwischen der ISS und der Leitzentrale in Moskau. Der Kosmonaut Sergej Ryschkow sagte an Bord, die Luft entweiche aus einem Übergang zum Modul "Swesda" ("Stern"). Unklar sei jedoch, wo genau sich die undichte Stelle verstecke.

Das Problem mit Luftaustritt und Druckabfall in dem Modul gibt es schon seit August. Die Zeit laufe ab, das Problem müsse gelöst werden, heißt es bei der Flugleitzentrale. Diskutiert wird jetzt, den betroffenen Teil vollständig abzuriegeln, um die Luftversorgung nicht zu gefährden. Das würde die Arbeit auf der ISS allerdings stark beeinträchtigen.

Teebeutel als Werkzeug

Bereits im Oktober glaubte die Besatzung, das Problem im Griff zu haben: In einem Übergangsteil des "Swesda"-Moduls wurde ein Riss entdeckt. Die Raumfahrer hatten bei der Suche einen Teebeutel eingesetzt, der sich in der Schwerelosigkeit auf die undichte Stelle zubewegte. Die etwa 4,5 Zentimeter lange Öffnung wurde gestopft. Die Ursache für dieses Leck ist unklar.

NASA-Astronaut Andrew Morgan bei Reparaturarbeiten an der Außenseite der ISS
NASA-Astronaut Andrew Morgan bei Reparaturarbeiten an der Außenseite der ISS (Archivbild)Bild: NASA/Newscom/picture alliance

Später stellte sich heraus, dass weiterhin Luft austrat. Auf der Suche nach dem Fehler musste ein Crew-Mitglied vor die Tür. Aber auch der Außeneinsatz im Weltall brachte im November nicht mehr Klarheit. Gleichwohl betonte Russlands Raumfahrtbehörde Roskosmos wiederholt, es bestehe keine unmittelbare Gefahr für die Besatzung der ISS.

Der Chef von Roskosmos, Dmitri Rogosin, sagte am Samstag: "Es ist alles unter Kontrolle." Es gebe noch Reserven. Im Februar fliege zudem ein neuer "Progress"-Raumfrachter mit Sauerstoffvorräten ins All. Sollte es notwendig sein, darüber hinaus die ISS mit zusätzlichem Sauerstoff zu versorgen, dann könnten die US-Partner bei der NASA Sauerstoff mit einem eigenen unbemannten Transporter liefern.

"Sie ist abgenutzt"

Auf der mehr als 20 Jahre alten Raumstation kommt es immer wieder zu Pannen. 2018 war ein Bohrloch aufgespürt worden, das Rätsel aufgab. Zuletzt kämpften die Raumfahrer mit Schwierigkeiten bei der Stromversorgung - und mit der WC-Anlage. Auf der Station rund 400 Kilometer über der Erde halten sich derzeit sieben Raumfahrer auf: zwei Russen, vier Amerikaner und ein Japaner. Der Kosmonaut, der den Rekord für die längste Flugdauer im All hält, Gennadi Padalka, war in einem Interview im Oktober ungewöhnlich offen: "Alle Module des russischen Teils sind abgenutzt", sagte er damals. Eigentlich sei die Ausrüstung nur auf eine Lebensdauer von 15 Jahren ausgelegt.

jj/kle (dpa, afp)