1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kampf um die Fußball-Krone

9. Juli 2006

Festival der Defensive, Duell der besten Spielverderber, Endspiel der alten Männer - die Schlagzeilen vor dem WM-Klassiker zwischen Italien und Frankreich verheißen kein Finale furioso.

https://p.dw.com/p/8js6
Welches Blau dominiert: 'Azzurro' oder 'bleu'?Bild: AP

Das perfekte Zusammenspiel von Taktik und Disziplin, das beiden Mannschaften den Weg in das Endspiel am Sonntag in Berlin (20:00 Uhr MESZ) ebnete, nimmt der Fachwelt den Glauben an ein mitreißendes Offensivspektakel. "Ich hoffe auf ein spannendes Finale - aber viele Tore wird es wohl nicht geben", prophezeite Franz Beckenbauer. Mit dieser Einschätzung steht der WM-OK-Chef nicht allein.

Unbarmherzige Spielverderber wie Fabio Cannavaro und Gennaro Gattuso auf der einen und Lilian Thuram, Claude Makelele und Patrick Vieira auf der anderen Seite gaben den Trend der 18. WM vor. Ballkünstler wie der Brasilianer Ronaldinho, der Portugiese Figo oder der Argentinier Juan Riquelme bleibt deshalb zum Turnierende nur die Zuschauerrolle.

Vom Endspiel in die Provinz?

Montage Zidane Ronaldinho
Zidane ließ schon Ronaldinho schlecht aussehenBild: AP/DW

Das Duell der Altmeister verspricht dennoch höchsten Unterhaltungswert. Nicht nur der von vielen im Vorfeld der WM abgeschriebene Zinédine Zidane, der seine glorreiche Karriere standesgemäß abschließt, will sich in seinem letzten Spiel mächtig ins Zeug legen. Neben Zidane nehmen auch Thuram und Makelele Abschied - zumindest aus der Nationalmannschaft. Der "Squadra Azzurra" geht voraussichtlich neben Francesco Totti und Alessandro Del Piero auch noch Marcello Lippi verloren. Laut "Gazzetta dello Sport" steht der Fußball-Lehrer in aussichtsreichen Verhandlungen mit Manchester United.

Fußball, WM 2006, Italien - Deutschland, 04.07.2006
Alessandro Del Piero (r) erzielte das 2:0 gegen DeutschlandBild: AP

Über eine Milliarde Fernseh-Zuschauer und 69.000 Fans im Berliner WM-Stadion sorgen selbst bei den vielen Routiniers in beiden Mannschaften für Nervenkitzel. Doch der Weg von der großen Bühne in die Fußball-Provinz scheint für einige Profis nicht weit. Nur einen Tag nach dem Finale werden im italienischen Fußball-Skandal erste Urteile erwartet. Insgesamt acht Profis von Juventus Turin stehen im Aufgebot der Finalisten. Trotz der Aussicht auf einen Zwangsabstieg in die 3. Liga haben sich diese Profis im bisherigen Turnierverlauf als Verdrängungskünstler hervorgetan. Stellvertretend für seine Leidensgenossen verweigert Juve-Star Del Piero seit Tagen Aussagen über seine Zukunft: "Mein Blick gilt derzeit nur dem Endspiel."

Statistik spricht gegen Italien

Angesichts des Duells mit vielen alten Bekannten sprach Torhüter Gianluigi Buffon von einem "Derby" - andere sprechen vom Finale im "Cup Méditerranée". Nach dem Sieg über Deutschland gehen die nimmermüden "Azzurri" nach Meinung von Lippi-Vorgänger Giovanni Trapattoni als Favorit in die Partie: "Ich glaube, dass Italien physisch eine Spur stärker ist. Das kann den Ausschlag geben."

Fußball, WM 2006, Brasilien - Frankreich, 01.07.2006
Sie schossen Brasiliena aus dem Turnier: Zinedine Zidane und Thierry HenryBild: AP

Die Statistik spricht jedoch gegen den dreimaligen Weltmeister (1934/38/82). Zwar weist die Länderspielbilanz en deutliches Plus für Italien auf: 17 Siege, acht Unentschieden und sieben Niederlagen. Allerdings warten die "Azzurri" seit 28 Jahren auf einen Sieg über die "Équipe tricolore" bei einem bedeutenden Turnier, nur in den ersten beiden (1938 und 1978) von insgesamt fünf WM- oder EM-Begegnungen gab es einen Sieg. Gleichwohl ist Thierry Henry, Einzelkämpfer im französischen Angriff, nicht wohl in seiner Haut: "Italien ist ein Skorpion."

"Gegen Zidane hilft nur beten"

WM Fußball Italien Torwart Gianluigi Buffon
Gegen Buffon hat bei diesem Turnier noch kein Gegner getroffenBild: AP

Mit Hilfe der bewährten Defensiv-Taktik und der Geniestreiche von Zidane soll der zweite WM-Triumph nach 1998 perfekt gemacht werden. In seinem 785. und letzten Einsatz als Profi ist dem Spielmacher einmal mehr die Rolle als Hauptdarsteller zugedacht. Der Hype um den scheidenden Star geht seinem Trainer Raymond Domenech eine Spur zu weit: "Das ist kein Abschiedsspiel für Zinedine, sondern ein WM-Finale. Nur eine große Mannschaft macht große Spieler." Selbst der italienische Haudegen Gattuso gerät ins Schwärmen: "Einen Zidane hält man nicht auf. Da hilft nur beten." (wga)