1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Clintons Comeback

Christina Bergmann9. Januar 2008

Bei den Vorwahlen zur Präsidentschaftswahl im US-Bundesstaat New Hampshire hat Hillary Clinton überraschend gesiegt. Das kommende Wahlgeschehen dürfte spannend bleiben, meint Christina Bergmann.

https://p.dw.com/p/CmrM
Themenbild Kommentar
Bild: DW
Christina Bergmann

Der Vorsprung von Hillary Clinton vor Barack Obama ist zwar knapp ausgefallen – aber die Auswirkungen des Sieges der Senatorin von New York für sich und ihren Wahlkampf sind umso größer. Das überraschende Ergebnis zeigt: Die Wählerinnen und Wähler lassen sich nicht vorschreiben, wem sie ihre Stimme geben sollen. Sie wägen ab und treffen ihre Entscheidung im Zweifelsfall erst kurz vor der Stimmabgabe. Sie lassen sich dabei auch nicht von Meinungsumfragen verunsichern.

Nachdem Clinton für die Medien monatelang unangefochten als Spitzenreiterin bei den Demokraten für das höchste US-Amt galt, kam in Iowa für sie das böse Erwachen: Vor allem Frauen hatten sich nicht - wie vorausgesagt - ihrer Geschlechtsgenossin, sondern Obama und seiner Strategie des Wechsels zugewandt. Auch unabhängige Wähler und sogar Republikaner konnte der 46-jährige Afroamerikaner auf seine Seite ziehen. Clinton und ihre Wahlkampfstrategen waren erschüttert.

Entscheidende Tränen?

Wie unerwartet der Stimmenverlust in Iowa für die Senatorin war, zeigte sich auch daran, dass Clinton plötzlich Gefühl zeigte: Zwar flossen keine Tränen aber als sie auf ihre persönliche Situation angesprochen wurde, musste sie sichtlich um Fassung ringen. Eigentlich ein unverzeihlicher Faux Pas im harten Geschäft der Politik. Ihr Konkurrent John Edwards konnte es sich nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, dass sich der Präsident der USA solche Gefühle nicht leisten darf.

Clintons Geschlechtsgenossinnen in New Hampshire haben das zu recht anders gesehen. Und während die Medien schon wieder darüber spekulierten, ob diese Gefühlsaufwallung echt oder nur kalkuliert gewesen sei, gaben die Frauen diesmal nicht Obama sondern Clinton ihre Stimme. Denn welche Frau hat nicht schon einmal vor Wut, Verzweiflung, Frustration, Enttäuschung oder einfach Erschöpfung mit den Tränen gekämpft. Auch wenn ihr klar war, dass die Männer ihr das sofort als Schwäche auslegen würden.

Das Rennen geht weiter

Mit dem Sieg von New Hampshire ist Clinton wieder im Rennen – und wie auch immer man zu ihr und ihrer Politik steht: Sie hätte es nicht verdient gehabt, schon jetzt aus dem Wettbewerb zu fliegen, bevor er überhaupt angefangen hat. Auch das haben die Wählerinnen von New Hampshire verstanden.

Auch das Phänomen des plötzlichen Aufsteigers im republikanischen Lager, Mike Huckabee, hat sich durch den Urnengang in New Hampshire relativiert. Der Gewinner hier war der politisch hocherfahrene John McCain.

Und so geht der Wettkampf um die Präsidentschaftskandidatur bei den Demokraten weiter. Aber bei der Entscheidung, ob eine Frau oder ein Afroamerikaner schließlich das Rennen machen wird, sind nun auch wieder die Wählerinnen und Wähler der anderen 48 Bundesstaaten gefragt.