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Meuterei-Anzeichen in der syrischen Armee

7. Juni 2011

Ist eine Meuterei innerhalb der syrischen Armee verantwortlich für zahlreiche Tote in der nordwestlichen Provinz Idlib? Oder haben Extremisten die Soldaten getötet? Vor der Gewalt flüchten immer mehr Syrer in die Türkei.

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Sodaten an einem Checkpoint (Foto: AP)
Stehen die Soldaten noch hinter ihrer Armeeführung?Bild: AP

Die Geschlossenheit der syrischen Armee scheint zu bröckeln. Menschenrechtsaktivisten und Exil-Oppositionelle berichten von Kämpfen zwischen loyalen und desertierten Soldaten in der Stadt Dschisr al-Schughur, bei denen es auch Tote und Verletzte gegeben haben soll. Die Regierung spricht von 120 Soldaten, die am Montag bei Auseinandersetzungen mit "bewaffneten" Banden getötet worden seien. Es war nicht möglich, die widersprüchlichen Angaben zu überprüfen, weil die syrischen Behörden eine unabhängige Berichterstattung durch ausländische Journalisten zu unterbinden versucht.

Pnazer (Foto: AP)
Aktivisten melden Truppenbewegungen in den NordwestenBild: AP

Wie ein Aktivist der Nachrichtenagentur AFP sagte, verstärkt die Regierung offenbar ihre Truppen in der Stadt. So seien am Dienstag (07.06.2011) 13 Armeetransporte auf dem Weg in die Stadt gewesen.

Soldat sucht Öffentlichkeit

Der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira strahlte eine Videoaufzeichnung aus, die einen jungen Mann in der Uniform der syrischen Armee zeigt. Er erklärt darin, er sei desertiert. Das brutale Vorgehen der Armee gegen friedliche Demonstranten sei ein Verbrechen. Er ruft zugleich die Offiziere der Städte, in denen die Armee auf Demonstranten geschossen hatte, zur Meuterei auf. Seit Samstag ist die Armee in Dschisr al-Schughur im Einsatz, um dort gegen Regierungsgegner vorzugehen. Ähnliche Einsätze hatte es seit Beginn der Protestbewegung Mitte März auch in anderen syrischen Städten gegeben.

Zufluchtsort Türkei

Demonstranten zerreisen ein Plakat Assads (Foto: dpa)
Proteste in Deraa endeten mit MilitärgewaltBild: picture alliance/abaca

Angeschts der Gewalt im Land flüchten offenbar immer mehr Syrer in die benachbarte Türkei – dort halten sich nach Angaben aus Diplomatenkreisen mehr als 250 syrische Flüchtlinge auf. Allein 40 Menschen seien an diesem Wochenende über die Grenze in der südlichen Provinz Hatay gekommen, die Hälfte von ihnen sei verletzt und müsse im Krankenhaus behandelt werden.

In Syrien kommt es seit zweieinhalb Monaten immer wieder zu Protesten gegen die Herrschaft von Präsident Baschar al-Assad. Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen wurden dabei bislang 1000 Zivilisten getötet. Begonnen hatten die Demonstrationen in der südlichen Stadt Deraa. Dort gingen Sicherheitskräfte massiv gegen Demonstranten vor, was nun anscheinend zu einer Rebellion innerhalb der Armee führte.

Autorin: Sabine Faber (afp, rtr, dpa,dapd)

Redaktion: Reinhard Kleber