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Attentat in Afghanistan

30. April 2007

Ein einheimischer Entwicklungshelfer der Deutschen Welthungerhilfe ist in Afghanistan erschossen worden. Im Westen des Landes flackerten die Kämpfe zwischen den Koalitionstruppen und den Taliban-Milizen erneut auf.

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Die Welthungerhilfe baut in Afghanistan Brunnen für die Dorfbevölkerung (dpa)
Die Welthungerhilfe baut in Afghanistan Brunnen für die DorfbevölkerungBild: picture-alliance/dpa

Knapp zwei Monate nach dem Mord an einem Bonner Mitarbeiter der Deutschen Welthungerhilfe (DWHH) ist erneut ein Entwicklungshelfer der Organisation in Afghanistan erschossen worden. Das Fahrzeug des afghanischen Lkw-Fahrers wurde am Sonntagabend (29.4.07) in der Nähe der Stadt Kundus auf der Rückfahrt von einer Baustelle beschossen, wie die DWHH am Montag in Bonn mitteilte. Der Mann wurde zum Aussteigen gezwungen und nach ersten Informationen mit fünf Schüssen getötet.

Der Lkw wurde angezündet und brannte vollständig aus. Die Leiche des Fahrers blieb vor dem Fahrzeug liegen. Nach Angaben eines Sprechers handelte es sich um einen langjährigen Mitarbeiter der Welthungerhilfe. Von zwei Arbeitern, die mit in dem Lkw saßen, fehlt bisher jede Spur.

Erste Festnahmen nach Attentat

Mehrere Soldaten schauen sich eine Landkarte an. Quelle: AP
Britische Soldaten in der Provinz HelmandBild: AP

Über die Täter und die genauen Hintergründe der Tat sei bislang wenig bekannt, hieß es weiter. Die afghanische Polizei, die Armee und ein Team der Bundeswehr hätten den Tatort gesichert. Laut Polizei habe es schon erste Festnahmen gegeben.

Der Generalsekretär der Welthungerhilfe, Hans-Joachim Preuß, sagte, man wisse derzeit noch zu wenig, um die Tat einschätzen zu können. "Tatsache ist zunächst, dass wir alle erschüttert sind von dieser ungeheuerlichen Tat." Als eine Sofortmaßnahme hat die Organisation alle Arbeiten in der Provinz Kundus eingestellt. "Man muss den Fakten mit zwei Morden binnen kurzer Zeit ins Gesicht sehen", sagte ein DWHH-Sprecher.

Wieczorek-Zeul fordert lückenlose Aufklärung

Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul forderte eine lückenlose Aufklärung des Verbrechens. Der Vorfall dürfe aber keine Zweifel am deutschen Engagement in Afghanistan aufkommen lassen.

Im nordafghanischen Kundus ist die Welthungerhilfe seit 2003 im Einsatz. Derzeit arbeitet sie dort an fünf Projekten mit einem Gesamtvolumen von rund fünf Millionen Euro. Am 8. März war ein deutscher DWHH-Mitarbeiter erschossen worden. Beobachter gingen von einer terroristischen Aktion gegen den Bauingenieur aus, da seine einheimischen Begleiter verschont wurden.

Koalitionstruppen töten 136 Taliban-Kämpfer

Soldaten fahren in einem Militärfahrzeug durch karges Gebiet. Quelle: AP
NATO-Truppen operieren zurzeit in der Operation Silicon gegen die TalibanBild: AP

Unterdessen flackern die Kämpfe zwischen den Koalitionstruppen und den Taliban-Milizen erneut auf. Bei schweren Gefechten im Westen Afghanistans sind nach US-Militärangaben seit Freitag mindestens 136 radikal-islamische Rebellen getötet worden.

Amerikanische Sondereinheiten und afghanische Soldaten hätten am Sonntag in der Region Shindand Taliban-Stellungen angegriffen. Bei dem 14-stündigen Gefecht seien 87 Taliban-Kämpfer getötet worden. Über Opfer unter den Soldaten wurde nichts bekannt. Bereits am Freitag seien in der Region 49 Rebellen getötet worden, darunter zwei regionale Anführer der Taliban. Auch ein US-Soldat sei ums Leben gekommen. Im Westen des Landes hat die Gewalt in den vergangenen Wochen zugenommen. Verglichen mit dem Süden und Osten galt die Region bisher als verhältnismäßig ruhig.

Offensive gegen Taliban-Stellungen im Süden

In Ostafghanistan sind bei einem Luftangriff fünf Rebellen gestorben. In der südafghanischen Provinz Helmand wurden nach Koalitionsangaben rund 150 mutmaßliche Taliban-Kämpfer getötet, seit der Distrikt Sangin den Rebellen vor drei Wochen wieder abgenommen wurde. Hier startete am Montag eine Offensive der NATO und der Regierungstruppen, an der mehr als 2500 Soldaten teilnehmen. Mit dem Vorstoß soll die Kontrolle der Regierung über die Provinz Helmand gestärkt werden. (tos)