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Moscow never sleeps

Nadja Hagen6. Februar 2008

Vor kurzem haben russische Wissenschaftler darauf hingewiesen, dass Moskauer Hochhäuser in Notfällen besonders gefährlich seien. Dabei verursachen die Wolkenkratzer noch viel banalere Probleme.

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Bild: DW

In einem ganz normalen Hochhaus sieht die Beziehung zwischen den Nachbarn ungefähr so aus: Man kennt sich nicht, man sieht sich selten und kommuniziert mehr über Klopfzeichen miteinander als von Angesicht zu Angesicht. Sollte ein Treffen im Hausflur oder Fahrstuhl nicht zu vermeiden sein, grüßt man sich auch mal, wobei der Gruß als solcher nicht unbedingt direkt zu erkennen sein muss. Ein Murren sollte deswegen auch immer erstmal positiv interpretiert und auch unbedingt beantwortet werden.

Hausordnung und Heizungsrohre

In Russland ist das Putzen des Hausflurs etwas, dass der einzelne Bewohner entweder freiwillig aus einem inneren Bedürfnis heraus oder gar nicht macht. Der Hausflur einschließlich Treppe gehört quasi schon mit zur Straße, um deren Zustand man sich ja schließlich auch nicht persönlich kümmert - was den desolaten Zustand in den meisten Treppenhäusern erklärt.

Auch unter oder gerade wegen dieser Umstände gibt es jedoch eine Hausordnung, die den Frieden zwischen den Mietparteien sichern soll. Darin steht u.a. in den meisten Fällen geschrieben, dass nach 22 Uhr Nachtruhe ist und diese bis 7 Uhr morgens anhält. Lärmbelästigung in dieser Zeit kann also einen Besuch der Polizei zur Folge haben - wenn das Klopfen an den Rohren ignoriert wird.

#map# Daten und Fakten zu Russland

Dass die Wände in Hochhäusern im Allgemeinen sehr dünn sind, kann als bekannt vorausgesetzt werden. Ich unterstelle auch meinen Nachbarn, dass sie sich dieser Tatsache bewusst sind. Wie sonst könnten sie sich immer fünf nach elf über angebliche Partys beschweren, deren Lautstärke sie am Schlafen hindert? Dass die Party lediglich aus zwei Freunden besteht, mit denen ich mich in Zimmerlautstärke unterhalte, ist für sie keine Entschuldigung.

Erweiterung des Wortschatzes

Umso unerklärlicher ist es mir, warum sie scheinbar davon ausgehen, dass ihre Ehekrisen für mich unverständlich sind. Meine geringen Kenntnisse an Schimpfwörtern erweitere ich dank meiner Nachbarn beständig und da so ein Streit schon mal um drei Uhr morgens beginnen kann, liegen meine Ohropax immer in Greifweite. Ich habe auch die Vermutung, dass sie ihre Wohnung umbauen oder zumindest umräumen - anders sind die Geräusche, meistens zwischen eins und drei sowie vier und sechs Uhr nachts nicht zu erklären.

Am letzten Freitag wähnte ich mich schon vor einem glücklichen Wochenende - meine Nachbarn waren mir im Hausflur mit Gepäck begegnet, auf den Weg in den Urlaub. Allerdings hatte ich mich zu früh gefreut und ihren Sohn vergessen. Der war nämlich zu Hause geblieben und feierte mit seinen Freunden eine ausgiebige Party. Ihr Lieblingslied war "Moscow never sleeps“ …