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Doschd sendet wieder

19. Juli 2022

Der kremlkritische russische Fernsehsender TV Doschd hat wieder seinen Betrieb aufgenommen. Das Programm kommt nun aus Lettland.

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Doschd-Neustart in Lettland

Der Sender mit dem eigentümlichen Namen ist wieder da: TV Doschd, zu deutsch TV Regen, sendet wieder. Der von Russlands Behörden blockierte Kanal hat seine Zentrale jetzt im Ausland. Am Montag strahlte der unabhängige russische Sender auf seinem Youtube-Kanal eine Nachrichtensendung mit Chefredakteur Tichon Dsjadko aus. Doschd hat nach eigenen Angaben eine neue Redaktion in Lettland eröffnet und verfügt über eine Sendelizenz für die Europäische Union.

"Nach der erzwungenen Sendeunterbrechung im März ist es uns gelungen, das Team und die wichtigsten Prinzipien zu erhalten: Wie die letzten zwölf Jahre werden wir über Ereignisse und Erscheinungen ohne Zensur und Manipulation berichten", teilte der Sender auf seinem Youtube-Kanal mit.

Weiterer Ausbau geplant

Der Start um 20.00 Uhr Moskauer Zeit (19.00 Uhr MESZ) begann mit der Nachrichtensendung "Hier und jetzt". "Heute brauchen die russischen Bürger Zugang zu unabhängigen Informationen", sagte Moderator Dsjadko. Deshalb sei es für Dosch besonders wichtig, wieder auf Sendung zu gehen. "Wir wollen, wie Dutzende Millionen Russen, dass der Krieg endet und Russland von der Katastrophe und Zerstörung zur Entwicklung zurückkehrt." Doschd wolle eine Plattform für alle sein, die genauso denken, "unabhängig davon, wo sich diese Menschen befinden".

Ehemalige Doschd-Redaktion in Moskau (20.08.2021)
Ehemalige Doschd-Redaktion in Moskau (2021): "Erzwungene Sendeunterbrechung im März"Bild: Denis Kaminev/REUTERS

Die Rückkehr in den Sendebetrieb werde allmählich vonstattengehen, zunächst sollen nur Nachrichtenprogramme und einige Autorenstücke ausgestrahlt werden, kündigte TV Doschd an. "Wegen der in Russland erlassenen repressiven Gesetze waren wir gezwungen, auszureisen und arbeiten jetzt außerhalb des Landes", teilte das Unternehmen mit. Die neue TV-Gesellschaft sei in Lettland gegründet worden, Studios sollen aber auch in Amsterdam, Tiflis und Paris aufgebaut werden.

Viereinhalb Monate verstummt

Doschd hatte am 3. März den Sendebetrieb eingestellt, nachdem Russlands Behörden den Zugang zu dem Sender blockierten. Zuvor hatte der Sender kritisch über den den vom Kreml begonnenen Krieg in der Ukraine berichtet. Nach Beginn der Militäroffensive im Nachbarland war die russische Regierung verstärkt gegen unabhängige Medien vorgegangen.

Viele Journalisten gingen ins Exil, um einer Anklage auf Grundlage eines neuen Gesetzes zu entgehen. Dieses sieht für die Veröffentlichung von "Falschinformationen" über das russische Militär eine Haftstrafe von bis zu 15 Jahren vor.

"In den viereinhalb Monaten, in denen Doschd nicht in Betrieb war, wurde der blutige und sinnlose Krieg der russischen Führung gegen die Ukraine fortgesetzt, wobei Menschen starben und Leben zerstört wurden", teilte der Sender nun mit. "Heute sollten die russischen Bürger mehr denn je Zugang zu unabhängigen Informationen haben."

Der 2008 gegründete Sender hatte in Russland über die Opposition und Protestbewegungen berichtet, zuletzt sein Programm weitgehend über das Internet verbreitet, nachdem Kabelanbieter den oppositionellen Sender schon 2014 im Zuge der Krim- und Ukrainekrise abgeschaltet hatten. 2021 wurde Doschd als "ausländischer Agent" eingestuft. Dies brachte für den Sender strenge Auflagen und das Risiko eines Verbots mit sich.

AR/ehl (afp, dpa, rtr)