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Neue Energie für Kuba

Andreas Knobloch Havanna
8. Dezember 2019

Verschärfte US-Sanktionen und weniger Öl aus Venezuela: Kuba will bei der Energieversorgung unabhängiger werden. Deshalb setzt das Land jetzt auf Sonnenkraft und private Erzeuger.

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Stromkasten der Compania Electricidad Cubana
Alter Stromkasten vor einem Wohnhaus in HavannaBild: DW/A. Knobloch

Ein neues Gesetz ermöglicht nun erstmals die Energieerzeugung durch unabhängige Produzenten - sowohl natürliche (Privathaushalte) als auch juristische Personen (Kooperativen, Kleinunternehmer, staatliche Betriebe).

Das Ende November in Kraft getretene Dekret 345 regelt die Entwicklung erneuerbarer Energien und effiziente Energienutzung. Demnach können Kubaner beispielsweise Solarpanele erwerben, um elektrischen Strom für den Eigenverbrauch zu erzeugen und ihren überschüssigen Strom an das nationale Stromsystem zu verkaufen.

Für den Kauf der Anlagen werden Kredite bis zu 100 Prozent des Wertes gewährt. Der Verkauf der Geräte und ihrer Ersatzteile erfolgt in ausgewählten Läden, einschließlich der neuen Devisenläden; Installation und Montage werden von staatlichen Stellen durchgeführt.

Solaranlagen - aber für wen?

"Mehr als 90 Prozent unserer Haushalte verbrauchen weniger als 300 kWh im Jahr. Es wäre für diese Verbraucher nicht rentabel, mit den vorhandenen Barmitteln oder einem Bankkredit eine Photovoltaikanlage zu erwerben", sagt Tatiana Amarán Bogachova, Generaldirektorin für Elektrizität von Ministerium für Energie und Bergbau (Minem). Zumal die installierte Anlage ja auch noch Platz schlucke.

"Aufgrund der kostspieligen Technologie und der für ihren Einsatz erforderlichen Bedingungen wird dies eher eine rentablere Alternative für private Unternehmer, die einen hohen Stromverbrauch haben", so Amarán.

Das staatliche Energieunternehmen Unión Eléctrica (UNE) sei verpflichtet, die gesamte aus erneuerbaren Quellen erzeugte überschüssige Energie unabhängig vom Erzeuger zu einem vom Finanzministerium festgelegten Preis abzunehmen. Dieser Preis, der die unabhängige Produktion anregen soll, orientiere sich unter anderem an den vermiedenen Kosten der Stromerzeugung durch fossile Brennstoffe.

Ausländische Investoren erwünscht

Amarán verweist darauf, dass ausländische Investitionen in erneuerbare Energien ausdrücklich erwünscht sind und durch steuerliche Anreize gefördert werden. "Alle mit der Stromerzeugung verbundenen Auslandsinvestitionen erfolgen über einen Vertrag zwischen dem Investor und der UNE. Nach diesem Vertrag baut und betreibt der Investor den Solarpark und verkauft die von ihm erzeugte Energie, die er an das nationale Stromnetz liefert, an die UNE", sagt Amarán.

Kubanisch-chinesische Beziehungen Photovoltaik
Mit chinesischer Hilfe produziert Kuba Solarpanele, hier in der Che Guevara Elektrofabrik in der Provinz Pinar del Rio Bild: picture-alliance/Photoshot/J. Hernandez

Um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren, plant Kuba, bis 2030 den Anteil erneuerbarer Energiequellen an der Stromerzeugung auf 24 Prozent zu erhöhen. Aktuell beträgt der Anteil fünf Prozent.

Lázaro Guerra, Entwicklungsdirektor von Unión Eléctrica, rechnet vor: "Dank erneuerbarer Energiequellen wurden in diesem Jahr bisher 687.000 Megawattstunden erzeugt, was einer Einsparung von 178.000 Tonnen Kraftstoff entspricht. Wenn das Programm abgeschlossen ist und alle relevanten Technologien für das Jahr 2030 installiert sind, wird eine Energieerzeugung im Land von 7.000 Gigawattstunden erwartet, was ungefähr 1,8 Millionen Tonnen Kraftstoff einspart." Jede Tonne Kraftstoff, die Kuba importiert, entspreche ungefähr 700 US-Dollar.

Vor der Küste wird nach Öl gebohrt

Ganz ohne fossile Energieträger wird es aber auch in Zukunft nicht gehen. Deshalb wird die Ölsuche vor der Küste Kubas fortgesetzt. Eine erste, in diesem Jahr gestartete Ausschreibungsrunde zusammen mit dem chinesischen Unternehmen BGP zur Erkundung von Ölvorkommen vor der kubanischen Küste werde bis ins Jahr 2021 verlängert. Das erklärte Juan Andrés Barrizondo Ballester, der für die Erkundung zuständige Manager bei Kubas staatlicher Ölgesellschaft Unión Cuba Petróleo (Cupet), im Rahmen der 3. Cuba Energy Oil and Gas-Konferenz Ende November in Havanna.

Die Ausschreibungsrunde deckt 24 Blöcke in der Tiefsee der Exklusiven Wirtschaftszone im Golf von Mexiko (ZEEC-GOM) ab. "Wir versuchen, Investoren für Bohrungen, Erkundung und Bestätigung der Ressourcen der Zone zu finden", so Barrizondo. Für die Förderung der vor der Küste Kubas vermuteten Vorkommen benötigt die Karibikinsel ausländisches Kapital und Technologie.

Dank an die Partner

Bereits 2017 hatte Cupet erklärt, Probebohrungen hätten die Existenz von Ölvorkommen in großer Tiefe in vier Blöcken der ZEEC-GOM gezeigt. Die Wirtschaftszone für ausländische Investitionen vor der West- und Südwestküste Kubas war 1999 eingerichtet worden. Das 112.000 qm große Areal ist in 59 Blöcke aufgeteilt.

Seit Ende 2016 werden Erkundungsbohrungen zusammen mit Partnern aus Kanada, Russland, Venezuela, Angola, Australien und Vietnam durchgeführt - bisher ohne durchschlagenden Erfolg. Roberto Suárez Sotolongo, stellvertretender Direktor von Cupet, dankte den ausländischen Partnern und Zulieferern, dass sie dem Druck der USA widerstanden haben und im Land geblieben sind.

Der Botschafter Großbritanniens, Antony Stokes, erklärte, eine der Prioritäten seines Landes liege im kubanischen Energiesektor. "Kuba bietet große Möglichkeiten und wir erkennen den Willen des Landes an, diesen Sektor zu entwickeln, was sich in dem neuen Ordnungsrahmen widerspiegelt. Wir sind bereit, neue Formen der Zusammenarbeit mit Kuba zu finden."