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"Nichts hat sich verändert"

8. Februar 2010

In der russischen und ukrainischen Presse wird das Wahlergebnis in der Ukraine diskutiert. Die russischen Medien betonen, das Ergebnis sei vorhersehbar gewesen, die ukrainischen sprechen vom Wandel.

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Presseschau
Themenbild PresseschauBild: DW

So schreibt die russische Tageszeitung KOMMERSANT in ihrer Ausgabe am Montag (08.02.2010):

Diesmal waren die Wahlen friedlich und ganz ruhig... Es scheint so, als wäre das Ergebniss allen im Land schon am Sonntag klar gewesen. Als mir mitgeteilt wurde, die von der Partei der Regionen selbst durchgeführte Umfrage hat gezeigt, Viktor Janukowitsch ist Sieger, war ich nicht überrascht. Niemand war überrascht. Julia Timoschenko auch nicht. Das Land hat halt zum wiederholten Male eine Veränderung erlebt. Daran sind alle in der Ukraine schon lange gewöhnt.

Die russische Online-Zeitung GAZETA.RU findet:

Timoschenkos Niederlage war keine große Überraschung. Es ist aber noch zu früh, über das Ende der Wahlen zu sprechen. Block Julia Timoschenko wird noch sicherlich Protest gegen die Ergebnisse in einzelnen Bezirken erheben. Und der Kampf wird sich in die Gerichte verschieben und nicht auf den Strassen ausgetragen.

In der russischen Zeitung KOMSOMOLSKAJA PRAVDA heißt es:

Nichts hat sich mit den Jahrhunderten verändert. Nach wie vor kämpfen für die Ukraine der Westen und der Osten, Polen und Russland. Zwei ukrainische Völker mit verschiedenen Geschichten und diametral entgegengesetzter nationaler Psychologie, die am letzten Aufklärungsabend an einem Platz zusammengekommen sind. Das ist die Ukraine, die einen Präsidenten braucht.

Ein Blogger der ukrainischen Online-Zeitung KORRESPONDENT.NET meint:

Janukowitsch ist Präsident. Jetzt sind drei Szenarios möglich. Zwei davon sind schlecht und eins ist gut. Erstens: Julia Timoschenko gratuliert Viktor Janukowitsch in aller Öffentlichkeit zum Sieg. Damit verdient sie den Respekt vieler Bürger. Aber das ist schwer vorzustellen. Zweitens: Janukowitsch bietet Timoschenko eine Art von Zusammenarbeit an und das hilft Timoschenko, noch schneller die Wahlergebnisse anzuerkennen. Drittes und schlechtes Szenario: Rechtsstreits und Vernichtungskrieg der Kontrahenten. … Sollte Julia Timoschenko mit der Konfrontation anfangen, verliert sie sowieso früher öder später.

In einem Blog der Online-Ausgabe der Zeitung UKRAINSKAJA PRAVDA schließlich lesen wir:

Die Wahlergebnisse zeigen, dass der Mann, der schon seit der orangen Revolution ein „bad guy“ für den Westen war, jetzt Präsident der Ukraine geworden ist. Das Märchen von „Gut und Böse“ ist zu Ende – und das ist Realität. Das Land ist in einer Nacht erwachsen geworden. ... Schluss mit Illusionen, Phantasien und Hoffnungen auf das „Gute“ von Präsident Juschtschenko. Die Bürger hatten ihm geglaubt, sie hatten auf ihn gehofft und ihn angebetet. Das ist aber schon lange Vergangenheit. Ich freue mich über diese "Volljährigkeit". Die freie Wahl in einem demokratischen Land muss ernst genommen werden.

Zusammengestellt von Natalia Karbasova
Redaktion: Eleonore Uhlich