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OECD sieht Klimaziel in Gefahr

20. Oktober 2015

Die Zwei-Grad-Marke wackelt. Nach einer Studie der OECD muss mehr getan werden, um die Erderwärmung wie geplant einzudämmen. Demnach wird noch immer zu viel Kohle für die Stromherstellung verbrannt.

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Ein Kind läuft über einen völlig ausgetrockneten Boden auf den Philippinen (Foto: dpa9
Dürre nach El Nino auf den Philippinen: Klimaphänomene wie El Nino werden durch den Klimawandel verschärftBild: picture-alliance/dpa/F. Malasig

Während der Klimakonferenz COP 21 der Vereinten Nationen Ende des Jahres in Paris wollen die mehr als 190 beteiligten Länder beschließen, die Erderwärmung im Vergleich zur Temperatur vor Beginn des Industriezeitalters auf zwei Grad zu begrenzen. Doch dies könnte schon im Vorfeld obsolet werden, warnt nun die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Reduzierung um 40 bis 70 Prozent

Die bisherige Klimapolitik reicht nach Berechnungen der Organisation nicht aus für eine Begrenzung der Erderwärmung auf maximal zwei Grad. Deswegen müsse die Reduzierung von klimaschädlichen Emissionen deutlich beschleunigt werden, heißt es in einer in Paris und Bonn vorgestellten OECD-Studie. Demnach braucht es bis 2050 eine Reduzierung im Ausstoß von Treibhausgasen um 40 bis 70 Prozent auf Basis des Jahres 2010. Nur so könne das das ausgegebene Klimaziel einer Erderwärmung um weniger als zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit erreicht werden.

OECD-Klimaexpertin Mikaela Rambali analysierte für die Studie die Umsetzung der Klimapolitik in den 34 OECD-Staaten sowie von zehn Partnerländern der Organisation, darunter China, Russland, Brasilien und Indien sowie der Europäische Union. Sie stellte fest: Immer noch setzen viele der untersuchten Länder auf fossile Brennstoffe bei der Energiegewinnung.

Höherer Kohleverbrauch durch Atomausstieg

Im Jahr 2012 produzierten sie 45 Prozent ihres Stroms auf Basis von Kohle, bei deren Verbrennung besonders viel vom Treibhausgas Kohlendioxid anfällt. So habe etwa der geplante Atomausstieg in Deutschland zu mehr Kohleverbrauch geführt, stellt die Studie fest. Im Vergleich kann die Bundesrepublik aber auf bessere Trends als andere Länder verweisen: Während der OECD-Schnitt beim Ausstoß von Treibhausgasen im Jahr 2012 bei gut 105 Prozent des Wertes von 1990 lag, kommt Deutschland auf 75,2 Prozent.

Positiv auch der Blick auf die umstrittenen Kohlesubventionen: Einigen Ländern bescheinigt die OECD durchaus Fortschritte bei deren Abbau. Aus Sicht der Organisation ist der Preis der Kohle von aktuell etwa 40 Dollar pro Tonne jedoch zu niedrig als Anreiz für rasche Veränderungen.

Infografik Global greenhouse gas emissions (DW-Grafik) Deutsch

Hier könnte laut OECD eine Steuer weiterhelfen. Auch regt sie Reformen bei der Besteuerung des Treibhausgasausstoßes an, um die Gesamtemissionen zu reduzieren. Eine Steuer auf Kohlendioxid ist bisher in 15 Ländern geplant oder bereits umgesetzt.

Wichtige Vorbereitungsrunde in Bonn

Außerdem muss laut OECD mehr Geld in Forschung und Entwicklung fließen, um das Ziel der zwei Grad zu erreichen. "Wir brauchen neue Technologien, und die vorhandenen müssen billiger werden", heißt es in der Studie.

Die Klimakonferenz im Dezember in Paris wird derzeit auf einer UN-Konferenz in Bonn vorbereitet. Sechs Wochen vor dem Gipfel an der Seine wollen rund 2000 Teilnehmer bis Freitag einen Textentwurf für das Abkommen erstellen, das dann im Dezember final festgeklopft werden soll.

Deutschland Kohlekraftwerk Niederaussem
Kohlekraftwerk Niederaussem: Durch den Atomausstieg wird in Deutschland wieder mehr Kohle verstromtBild: Imago/Westend61

Mehrere Umweltorganisationen haben bereits moniert, dass die Fortschritte dabei äußerst schleppend verlaufen. Dabei kommt es für die wichtigen Klimaziele stark auf die aktuellen Verhandlungen in Bonn an. Denn im Dezember in Paris wird kaum mehr vereinbart werden können, als in den Bonner Abschlussdokumenten steht.

cw/jj (dpa, rtre)