1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Saudis helfen bei Terrorermittlungen

6. August 2016

Bei den Terror-Attacken von Ansbach und Würzburg kristallisiert sich heraus, dass die Täter Unterstützung aus Saudi-Arabien hatten - per Chat. Riad bietet überraschend Hilfe bei den Ermittlungen an.

https://p.dw.com/p/1JcYv
Polizeieinsatz am Tag nach dem Anschlag bei Würzburg (Foto: picture-alliance/dpa)
Polizeieinsatz am Tag nach dem Anschlag bei WürzburgBild: picture-alliance/dpa/K. J. Hildenbrand

Die saudische Regierung hat laut einem Medienbericht eine umfassende Zusammenarbeit mit Deutschland bei den Ermittlungen nach den Anschlägen in den bayerischen Städten angekündigt. Ein ranghoher Regierungsmitarbeiter in Riad sagte dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", die Deutschen sollten bei der Suche nach möglichen Hintermännern der Anschläge unterstützt werden. Demnach sind die Behörden des Königreichs bereits in Kontakt mit ihren deutschen Kollegen. "Gemeinsam werden wir alles tun, um die Hintergründe der Anschläge aufzuklären", hieß es dem Bericht zufolge aus der Regierung in Riad.

Chat-Spuren führen nach Saudi-Arabien

Nach "Spiegel"-Informationen haben sowohl der Attentäter, der in Ansbach eine selbstgebaute Bombe zündete, als auch ein junger Flüchtling, der in einem Regionalexpress bei Würzburg mit einer Axt auf Mitreisende einschlug, Anweisungen von mutmaßlichen IS-Mitgliedern in Saudi-Arabien erhalten. Das berichtet "Der Spiegel" unter Berufung auf Chat-Protokolle, die Bundesbehörden vorlägen.

Demnach standen die jungen Männer über mehrere Telefonnummern in engem Kontakt mit der Terrormiliz "Islamischer Staat" in Saudi Arabien. Wegen der Chat-Spuren, die die Ermittler mittlerweile rekonstruieren konnten, vermuten die deutschen Behörden laut "Spiegel", dass die beiden Männer von den Unbekannten nicht nur inspiriert, sondern regelrecht bis zu den Taten instruiert worden waren.

Kommandos aus der Ferne

Sie sollen konkrete Anweisungen für ihre Anschläge erhalten haben. So soll der 17-jährige vermutlich aus Afghanistan stammende Attentäter von Würzburg dazu aufgefordert worden sein, mit einem Auto in eine Menschenmenge zu fahren. Dies lehnte er mit der Begründung ab, er habe keinen Führerschein.

Bei dem aus Syrien stammenden Attentäter von Ansbach gehen die Behörden demnach davon aus, dass sein Tod ein Unfall war. Kurz vor dem geplanten Anschlag habe sein Chat-Kontakt ihn aufgefordert, die Detonation und das anschließende Inferno zu filmen und dem IS zu schicken, hieß es. Doch der Sprengsatz explodierte offenbar, bevor er das als Tatort vorgesehene Festivalgelände erreichte. Wie aus weiteren Chats hervorgeht, soll der Ansbacher Selbstmordattentäter möglicherweise weitere Anschläge geplant haben.

Riad ungewöhnlich kooperativ

Dass sich Saudi-Arabien überhaupt und so schnell zu den Verdachtsmomenten äußert, ist ungewöhnlich. Normalerweise schweigt das Königshaus zu den Vorwürfen westlicher Staaten, sich im Kampf gegen den weltweiten Terror und seine Hintermänner nicht ausreichend zu engagieren.

Für die Ermittler sind die Chatprotokolle zu den beiden Anschlägen im Juli in Bayern ein Novum. Es wird immer klarer, dass in beiden Fällen über das Internet entweder durch Kontaktleute des IS oder Sympathisanten des IS eine konkrete Anleitung und Beratung der Täter stattfand. Das geht weit über die bislang bekannte Vorgehensweise der Terrormiliz "Islamischer Staat" hinaus, das Internet vorwiegend für Propaganda zu nutzen.

qu/jj (dpa, afp, spiegel-online)