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Sicheres Einkommen für Hersteller ökologischer Ware

Ann-Katrin Johannsmann27. März 2006

Unternehmer und Hilfsorganisationen haben sich in dem Projekt "Cotton made in Africa" zusammengetan, um Baumwollherstellern in Entwicklungsländern zu helfen. Die Motive der Beteiligten sind sehr unterschiedlich.

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Für Afrika ein wichtiger nachwachsender Rohstoff: BaumwolleBild: dpa

An einem Baumwoll-T-Shirt kann man die Globalisierung besser erklären als mit Grafiken oder Landkarten: Denn China näht solche T-Shirts nicht nur, sondern ist mit 16 Millionen Tonnen mittlerweile auch der größte Baumwollproduzent der Welt. Die USA haben sich mit subventionierter Baumwolle Platz zwei gesichert. Das jedoch geht nach Einschätzung der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek-Zeul, zu Lasten der Bauern in den Entwicklungsländern. "Für 20 Millionen Menschen in den westafrikanischen Staaten ist dies das wichtigste Exportprodukt. Ein Land wie Burkina Faso kann die Hälfte seines Exportes dadurch erreichen", sagt die Ministerin. Mit den Einnahmen könnte Kindern die Schulausbildung bezahlt und Gesundheitsstationen ausgerüstet werden.

Unternehmerisches Denken

Mittlerweile entdecken auch immer mehr Unternehmen ihr ökologisches und soziales Gewissen - auch weil sie merken, dass sich ihre Ware damit besser verkauft. Der Versandhändler Michael Otto hat gemeinsam mit anderen Textilmarken und der deutschen Welthungerhilfe das Projekt "Cotton made in Africa" gegründet. Gemeinsam wollen sie den afrikanischen Bauern eine bestimmte Menge Baumwolle abkaufen und ihnen so ein sicheres Einkommen garantieren. Im Gegenzug verpflichten sich die Bauern, soziale und ökologische Standards einzuhalten, zum Beispiel weniger Pestizide einzusetzen.

Otto setzt bereits seit einigen Jahren auf Öko-Textilien - und das nicht aus reinem Gutmenschen-Tun, sondern auch aus Imagegründen. "Wir wissen aus allen Kundenbefragungen", sagt Vorstandschef Michael Otto, "dass es ganz wichtig ist für den Kunden, zu wissen, wie ein Produkt hergestellt wird, dass gewisse Sozialstandards eingehalten und auch die Auswirkungen auf die Umwelt berücksichtigt werden. Insofern sehen wir, dass das auf eine sehr positive Resonanz stößt."

Bei Einkauf gutes Gewissen

Bei Starbucks werben lächelnde Bauern für Fair Trade, TUI hat umweltverträgliche Pauschalreisen entwickelt und Babynahrungshersteller Hipp präsentiert sich als Öko-Bauer auf dem eigenen Acker. Fairer Handel, so scheint es, ist zum Lifestyle geworden und nicht mehr die Domäne von Öko-Aktivisten mit langen Haaren. Das Problem der Unternehmen: Die Öko-Aktivisten waren bereit für ihr gutes Gewissen höhere Preise zu bezahlen, der moderne Gutmensch dagegen nicht. Diese Erfahrung musste auch Otto machen.

Öko-Baumwolle hat in Deutschland einen Marktanteil von knapp einem Prozent. Damit aus der Einstellung auch ein Einkauf wird, bewerben Unternehmen wie Otto ihr Öko-Image deshalb umfangreich im eigenen Katalog und in Kampagnen. Die Umweltorganisationen WWF blickt mit einer Mischung aus Freude und Skepsis auf und hinter diese Hochglanzseiten, wie ihr Geschäftsführer in Deutschland, Peter Prokosch, sagt: "Wir versuchen überall da wo ein Ansatz da ist, etwas gutes zu tun dies zu beflügeln, und mit auf den Weg zu bringen, dass auch tatsächlich nachgewiesen ist, dass es etwas Gutes ist."

Im Rahmen des Projektes "Cotton made in Africa" sollen die afrikanischen Bauern bis 2007 10.000 Tonnen Baumwolle produzieren. Daraus ließen sich 10 Millionen T-Shirts und drei Millionen Jeans herstellen, die eine schöne Geschichte der Globalisierung erzählen könnten.