1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Spekulationen über erkrankten Nawalny

29. Juli 2019

Am Wochenende musste Alexej Nawalny aus dem Gefängnis ins Krankenhaus verlegt werden. Die Symptome des inhaftierten Kreml-Kritikers deuten auf eine allergische Reaktion hin, doch über deren Ursache herrscht Unklarheit.

https://p.dw.com/p/3MsN5
Russland Gericht Moskau | Alexei Nawalny, Oppositionspolitiker
Alexej Nawalny bei einem Gerichtstermin am 1. Juli 2019 in MoskauBild: picture-alliance/AP Photo/P. Golovkin

Nach Angaben seiner Hausärztin ist der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny möglicherweise mit Gift in Berührung gekommen. "Wir können nicht ausschließen, dass seine Haut von einem Gift berührt und von einer unbekannten chemischen Substanz durch einen Dritten verletzt wurde", sagte die Medizinerin Anastasia Wassiliewa vor Journalisten In Moskau. Demnach litt der 43-Jährige unter geschwollenen Augenlidern und hatte Abszesse an Nacken, Rücken, Rumpf und Ellenbogen. Das Moskauer Krankenhaus, in dem er behandelt wird, diagnostizierte eine Kontaktallergie.  

Hausärztin fordert weitere Untersuchung

Nawalny habe aber noch nie eine allergischen Reaktion erlitten, erklärte die Hausärztin nach einem Besuch bei dem Politiker im Krankenhaus. Dort habe sie ihn allerdings "nicht richtig" untersuchen dürfen. Dieses Vorgehen beschrieb sie als "verdächtig". Auch sei Nawalny keinem Toxikologen vorgestellt worden. Sie forderte eine Untersuchung der Bettwäsche in seiner Gefängniszelle. Seine Krankenhausärzte meldeten inzwischen eine Verbesserung seines Zustands.

Nawalnys Augenärztin: Vergiftung durch unbekannte chemische Substanz

Wie seine Hausärztin weiter mitteilte, wird Nawalny nun wieder ins Gefängnis gebracht. Die Ärztin kritisierte, dies sei derselbe Ort, "an dem sich vermutlich noch immer diese toxische oder chemische Substanz befindet. Wenn er zum zweiten Mal damit in Berührung kommt, kann das schwerwiegende Konsequenzen für seine Gesundheit haben." Wassiliewa sprach zudem von einer Provokation: "Ich weiß nicht, wie ich das sonst nennen soll, da war definitiv eine chemische Substanz dabei." Auch die Ärzte hätten dies bereits bestätigt, sagte sie.

Neue Qualität der Auseinandersetzung?

Manuel Sarrazin, Osteuropa-Sprecher der Grünen im Bundestag, sagte in einem Interview der Deutschen Welle: "Es wäre nicht der erste Fall, in dem eine Person, die dem Kreml oder interessierten Kreisen aus der Administration nicht passt, vergiftet wird. Es wäre aber tatsächlich eine ganz neue Qualität auch für die Auseinandersetzung in Russland."

Russland Opositioneller Leonid Volkov
Leonid Volkov will sich nicht an Spekulationen beteiligen Bild: picture-alliance/dpa/Sputnik/E. Odinokov

Leonid Volkov, ein früherer Kampagnenmanager Nawalnys, wollte sich nicht an Spekulationen über eine mögliche "Verschwörung" beteiligen. Er erinnerte an ähnliche Krankheitssymptone, unter denen Nawalny gelitten habe, als er im Juni in der derselben Gefängniszelle inhaftiert war. Volkov plädierte vielmehr dafür, die hygienischen Verhältnisse vor Ort untersuchen zu lassen. Nawalny wurde allerdings schon häufiger auch körperlich attackiert. So hat er im Jahr 2017, nach einem Angriff mit einem Chemikaliengemisch auf offener Straße, beinahe sein rechtes Augenlicht verloren. 

Der Oppositionspolitiker war am Mittwoch zu 30 Tagen Haft verurteilt worden, weil er zu einem nicht genehmigten Protest aufgerufen hatte. Nawalny ist einer der prominentesten Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Demonstrationen organisiert, was ihm immer wieder kurze Haftstrafen einbrachte.

bri/as (afp, rtre, DW)