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Das verblichene Riff

Jens Thurau16. Dezember 2007

In Nusa Dua, jenem Luxus-Ferienressort auf Bali scheint die Welt noch in Ordnung. Doch auch dort, wo die internationale Politik gerade noch über den Klimawandel debattierte, zerstört ebendieser langsam die Natur.

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Fischerboot vor der Küste Balis (10.12.2007, Quelle: DW/Jens Thurau)
Die Korallenriffe Balis leiden unter dem Klimawandel und der Bomben-FischereiBild: DW/Jens Thurau

Mühsam rumpelt der Bus über die Straße von Balis Süden die Küste entlang nach Westen – Richtung Nationalpark Bali Barat. Die Umweltgruppe WWF hat Journalisten, die über die Klimakonferenz berichten, für einen Tag aus der noblen Touristen-Hotellandschaft von Nusa Dua entführt - zum Schnorcheln und Tauchen vor den Korallenriffen im Nordwesten der Insel - einem bedrohten Paradies. Denn der Klimawandel und der Eingriff des Menschen in die Natur haben dem einzigartigen Lebensraum von Millionen von Arten jetzt schon stark zugesetzt.

Balinesische Frauen bieten Produkte aus Seetang an (10.12.2007, Quelle: DW/Jens Thurau)
Neue Einkommensquelle für Balis Fischer: Produkte aus SeetangBild: DW/Jens Thurau

Korallenriffe bleichen aus

Vor allem das Ausbleichen der Korallenriffe ist ein ernstes Problem, sagt Linda Pet Suede von der Umweltgruppe WWF. Viele der Kommunen entlang der Küste und die Dorfbewohner seien eigentlich abhängig vom Fischreichtum, den die Riffe garantieren. "Und speziell die Riffe hier im Nationalpark an der Küste waren von der letzten großen Bleiche 1998 sehr stark betroffen. Viele Korallen sind damals unwiederbringlich vernichtet worden."

1998 – da stieg die Hitze so stark an, dass die Korallen die intensive UV-Strahlung nicht mehr verkrafteten – sie bleichen dann aus. Die Farben verschwinden, es bleibt ein hässliches helles Grau.

Fischer stellen sich um

Noch immer ist der Tauchtourismus eine wichtige Einnahmequelle der Insel. Aber wer vor Jahren, vor der großen Bleiche von 1998 hier war, kennt die Unterschiede. Wie Naneng Setiaseh. Die junge Indonesierin ist leidenschaftliche Taucherin – und engagiert sich beim WWF. Sie hatte hier ihre besten Taucherlebnisse überhaupt. "Ich konnte kaum etwas sehen, nicht, weil das Wasser trübe war, sondern weil so viele Fische da waren. Kurz nach der großen Bleiche 1998 kam sie wieder: "Und das war wirklich traurig." Für sie war das dann der Anstoß, sich beim WWF zu engagieren.

Fischer Daeng Haya aus dem balinesischen Dorf Sumber Kima (10.12.2007, Quelle: DW/Jens Thurau)
Fischer Daeng Haya setzt auf SeetangBild: DW/Jens Thurau

Auch die Fischer müssen sich umstellen. Ihre traditionellen Fangmethoden hatten den Korallen ohnehin zusätzlich geschadet. Besonders das Bomben-Fischen. Die Fischer werfen dabei Sprengstoff ins Wasser, bis alle Fische tot an der Oberfläche schwimmen. Aber jetzt gibt es immer weniger Fischarten.

Sumber Kima ist ein kleines Fischerdorf im Nationalpark. Rund 60 Fischer leben hier neuerdings vom Seetang. Der kann speziell gezogen werden, wird zu Chips oder Suppen weitergearbeitet oder dient als Rohstoff für Wellness-Produkte. Zusammen mit der Kommune versucht der WWF vor allem, die Praxis des Bomben-Fischens zu beenden. Denn wenn der Stress für die Korallenriffe, der durch die Bomben entsteht, vermindert wird, steigt die Chance, dass die Korallen sich an die Folgen des Klimawandels anpassen können, sagt Linda Pet Suede zufrieden.

Hoffen auf Konferenzerfolg

Glücklich ist auch Daeng Haya. 76 Jahre alt ist der Fischer, er hat zwölf 12 Kinder und viele Enkel. Am Anfang war es schwer, erzählt er, sich auf den Seetang umzustellen, aber die traditionelle Fischerei wurde auch immer anstrengender. Und jetzt hat sich die ganze Sache bewährt, der Verkauf der Produkte läuft gut, die Kinder können nun alle in die Schule gehen.

Kinder im balinesischen Dorf Sumber Kima (10.12.2007, Quelle: DW/Jens Thurau)
Kinder im balinesischen Dorf Sumber KimaBild: DW/Jens Thurau

Einwohner und Umweltschützer hoffen, dass die große Bali-Klimakonferenz auch für sie Vorteile bringt. Noch ist das Paradies nicht endgültig zerstört. Experten schätzen, dass die Bleiche von 1998 gut die Hälfte der Korallen vernichtet hat. Die andere Hälfte kann sich langsam regenerieren - wenn die Fischer mitspielen und die Minister etwas gegen den Klimawandel tun.