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Martin Suters Roman "Einer von euch"

26. Januar 2022

Wie kommen ein Ex-Fußballstar und ein Bestsellerautor zusammen? Bastian Schweinsteiger und Martin Suter zeigen mit dem Buch "Einer von euch", wie es geht.

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Schriftsteller Martin Suter und Ex-Fußballprofi Bastian Schweinsteiger sitzen sich gegenüber an einem Tisch und lachen sich an
Martin Suter und Bastian Schweinsteiger waren sich sofort sympathischBild: Marco Grob

Zwei Männer, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Martin Suter, der Schweizer Romanautor, dessen Bestseller wie "Die dunkle Seite des Mondes" oder "Elefant" in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden, und Bastian Schweinsteiger, der 17 Jahre lang das Trikot des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München trug und mit der deutschen Nationalelf 2014 Fußballweltmeister geworden ist.

Kennengelernt haben sie sich, weil beide neugierig aufeinander waren: Der ehemalige Fußballprofi, der zunächst gar kein Interesse an einer Biografie hatte, und der Romancier, der lieber Geschichten erfindet als Biografien verfasst, trafen sich Anfang 2020 und waren sich sofort sympathisch. Das Ergebnis ist seit dem 26. Januar 2022 im Handel und war schon vor der Veröffentlichung ein Bestseller.

Buchcover Martin Suter - Einer von euch: Bastian Schweinsteiger lachend
Das Buch erscheint am 26. JanuarBild: Diogenes Verlag

Karriere eines Fußballstars

"Einer von euch" ist eine "autorisierte Romanbiografie" (Suter) und erzählt die Geschichte des nun 37-jährigen Bastian Schweinsteiger. Die Geschichte eines Jungen aus einem bayerischen Dorf, der behütet aufwächst und dessen einzige Leidenschaft es ist, Fußball zu spielen. 

Diese Leidenschaft bringt den erst 14-Jährigen zum FC Bayern, wo er sich durch die verschiedenen Juniorenkader schließlich bis in die A-Mannschaft spielt. Trotz immer wiederkehrendem Verletzungspech schafft es Bastian Schweinsteiger, sich stets zurück zu kämpfen, wird mit den Bayern acht Mal deutscher Fußballmeister, gewinnt sieben Mal den DFB-Pokal, einmal die Champions League und wird schließlich Fußball-Weltmeister. Er lernt die Weltklasse-Tennisspielerin Ana Ivanovic kennen, feiert eine Traumhochzeit in Venedig und bekommt mit ihr zwei Söhne. 

Ein unerschütterlicher Optimist

Martin Suter hat aus dieser Geschichte einen Roman gemacht, der auch Nicht-Fußball-Fans erreichen dürfte - und Menschen, die es mögen, wenn Geschichten gut ausgehen. Wir lernen einen zielstrebigen Jungen kennen, der von einem unerschütterlichen Optimismus angetrieben wird ("So gewinnt man. Indem man keine Angst hat vor dem Verlieren."). Der keinem etwas Böses will, der jedoch überall zugreift, wo das Schicksal ihm ein Häppchen hinwirft - und der es genießt, dass er sich ein luxuriöses Leben leisten kann: "Ich verdiene einen Haufen Geld, fahre einen R8 und meine Freundin ist Model. Deshalb sind sie neidisch", sagt er seinem Freund und Berater, nachdem er von seinen Fans 2009 bei der Jahreshauptversammlung des FC Bayern ausgepfiffen worden ist. 

Ana Ivanovic, Martin Suter und Bastian Schweinsteiger lächeln in die Kamera
Der Autor mit Ana Ivanovic und ihrem Ehemann Bastian Schweinsteiger bei der BuchvorstellungBild: Jens Kalaene/picture alliance/dpa

Trotz aller Berühmtheit möchte Basti der Junge von nebenan bleiben - "einer von euch" - einer, der ungestört in der Lieblingspizzeria einen Cappuccino trinken möchte und freundlich zurück grüßt, wenn ihm mal wieder einer "Schweinsteiger Fußballgott!" hinterherruft.

Dass Suter seiner realen Romanfigur den Status als "Fußballgott" nicht anheften möchte, zeigt direkt das erste Kapitel: Schweinsteiger ist noch ein "Bub", als er zu Beginn der zweiten Hälfte eines Spiels vergisst, dass es einen Seitenwechsel gab und er das Eigentor seines Lebens schießt.

Nichts ist erfunden, aber manches ist Fiktion 

Martin Suter wollte keine Ereignisse verändern, die tatsächlich stattgefunden haben: Ein reales Fußballspiel habe nun mal stattgefunden, und wenn da ein Elfmeter nicht ins Tor gegangen sei, sei er eben nicht ins Tor gegangen. "Hätte ich ein Ereignis verändert, wäre der ganze Roman fiktiv geworden," so Suter bei einem Pressetermin.

Hochzeit von Schweinsteiger und Ivanovic: Das Brautpaar lacht
2016 heirateten Bastian Schweinsteiger und Ana IvanovicBild: picture-alliance/dpa/J. Carstensen

"Ich habe kleine 'Fastwahrheiten' ein wenig ausgeschmückt, damit ich auch noch was zu sagen habe," scherzte Suter. Schweinsteiger hat ihm dabei freie Hand gelassen. Auch bei der rührenden Liebesgeschichte zwischen ihm und Ana Ivanovic.

Genau so wenig sollte es in dem Buch um Abrechnungen gehen, etwa mit früheren Teamkollegen, Trainern, Managern, Journalisten oder gar Ex-Partnerinnen - es geht auch nicht darum, das Leben eines Fußballstars und Millionärs aufzuhübschen. Hier geht es darum, die Geschichte des Menschen Bastian Schweinsteiger zu erzählen. 

So ist der Roman aus vielen Treffen mit Schweinsteiger und seinem Umkreis entstanden. Sein Vater, sein Bruder, seine Frau, sowie Teamkollegen, Trainer, Freunde - alle haben dem Schriftsteller mit ihren Erzählungen und Anekdoten Einblicke in das Leben von "Basti" gegeben.

Hier kommt niemand schlecht weg 

Trotz der vielen Rückschläge durch seine Verletzungen, trotz verlorener Spiele, verschossener Elfmeter und einer unglücklichen Zeit bei Manchester United ist und bleibt Schweinsteiger der ewige Sunnyboy, er ist niemandem böse, lebt für den Augenblick, niemand kommt schlecht bei ihm weg, und ein Happy End jagt das nächste.

"Einer von euch" ist ein leicht verdaulicher Roman, der manchmal hart an der Grenze des Kitsch vorbeischrammt, wenn etwa der kleine Basti vom Bolzplatz zurückkommt, im Rücken das Heimatfilm-Idyll samt Gebirgszug "Wilder Kaiser", während die Mutter, "eine blonde schlanke Frau", im Blumenbeet steht. Oder wenn Bastian Schweinsteiger eine seiner unumstößlichen Weisheiten von sich gibt. Auf die Frage seiner Freundin, was man dagegen tun kann, wenn man ungerecht ausgepfiffen wird, antwortet er: "Besser spielen."

Dieser Text ist eine aktualisierte Fassung eines Artikels vom 20.01.2022.

Wuensch Silke Kommentarbild App
Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online