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Politik

Terrorverdächtiger wollte Flughäfen angreifen

11. Oktober 2016

Durch die Festnahme eines mutmaßlichen Terroristen in Leipzig ist offenbar ein größerer Anschlag verhindert worden. Der verhaftete Syrer soll Kontakte zum IS gehabt und Angriffe auf die Infrastruktur geplant haben.

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Chemnitz Anti-Terror-Einsatz  (Foto: picture-alliance/dpa/P. Zinken)
Bild: picture-alliance/dpa/P. Zinken

Terrorverdächtigter plante Anschlag auf Flughafen

"Wir hatten Hinweise - nachrichtendienstliche Hinweise - dass er zunächst einmal Züge in Deutschland angreifen wollte", sagte Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg-Maaßen dem ARD-Hauptstadtstudio. "Zuletzt konkretisierte sich dies mit Blick auf Flughäfen in Berlin."

Dem Verfassungsschutz lag laut Maaßen seit Anfang September ein Hinweis vor, dass die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in Deutschland einen Anschlag gegen Infrastruktur plane. Bis zum vergangenen Donnerstag habe der Verfassungsschutz gebraucht, um herauszufinden, wer dafür in Deutschland verantwortlich sein solle. Dann sei der Verdächtige rund um die Uhr observiert worden.

Berlin Anti-Terror-Einsatz Polizei am Flughafen Schönefeld (Foto: picture-alliance/dpa/M. Gambarini)
Nach Angaben des Verfassungsschutzes wollte al-Bakr Flughäfen in Berlin angreifenBild: picture-alliance/dpa/M. Gambarini

In dem Interview sagte Maaßen, das Kommando zum Zugriff auf den Syrer Dschaber al-Bakr sei erfolgt, nachdem er in einem Ein-Euro-Shop Heißkleber gekauft hatte. "Unverzüglich haben wir dann alle Maßnahmen in Bewegung gesetzt, weil wir davon ausgingen: Dies kann im Grunde genommen die letzte Chemikalie sein, die für ihn notwendig war, um eine Bombe herzustellen."

Erste Festnahme missglückte

Die Fahndung nach Al-Bakr hatte die Sicherheitsbehörden nach einem missglückten Zugriff am Samstagmorgen in Chemnitz das ganze Wochenende in Atem gehalten. Nach einem Hinweis der Bundesamtes für Verfassungsschutz sollte ein Spezialeinsatzkommando den Verdächtigen in einer Wohnung im Chemnitzer Stadtteil Kappel festnehmen. Das klappte aber nicht, ein verdächtiger Mann entkam trotz eines Warnschusses der Beamten. Ob es sich bei dem Mann um Al-Bakr handelte, sei noch unklar, so LKA-Chef Michaelis.

In der Wohnung fanden die Beamten 1,5 Kilogramm eines hochexplosiven Sprengstoffs. "Die vor Ort befindlichen Spezialisten des Landeskriminalamtes schlussfolgerten, dass es sich hierbei um TATP handeln könnte", sagte Michaelis.

"Diese Art würde dem verwendeten Sprengstoff bei den Attentaten von Paris und Brüssel entsprechen." Außerdem seien Metallteile wie Muttern und zwei Zünder entdeckt worden.

Die Polizei konnte al-Bakr schließlich am Montag in Leipzig festnehmen. Zwei Syrer hatten ihn nach eigenen Angaben in einer Wohnung im Nordosten der Stadt überwältigt, gefesselt und der Polizei übergeben. Der 22-Jährige war im Februar 2015 über München nach Chemnitz gelangt, seit März lebte er im nordsächsischen Eilenburg.

De Maizière: "Unverändert hohe Bedrohungslage"

Wegen der besonderen Bedeutung des Falles übernahm die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen. Al-Bakr wird der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat verdächtigt und befindet sich derzeit in Untersuchungshaft.

"Die Ermittlungen zeigen, dass solche Taten, wie wir sie in Frankreich und Belgien gesehen haben, auch in Deutschland nicht auszuschließen sind", sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). Es herrsche eine "unverändert hohe Bedrohungslage durch den internationalen Terrorismus". Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schloss zur Terrorabwehr auch Gesetzesverschärfungen nicht aus. "Wir müssen alles Menschenmögliche tun, notfalls dann auch die Gesetze verändern, um die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten."

rk/cr (afpd, dpa, rtr)