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Tipps zum neuen Jahr von den Beatles

Brenda Haas
1. Januar 2022

Was haben die Beatles, J.K. Rowling und Steven Spielberg gemeinsam? Vermutlich nicht das, was Sie denken. Eine kleine Anleitung zum Glücklichsein für 2022.

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THE BEATLES steigen winkend aus einem Flugzeug aus
Von den Fab Four kann man vieles lernenBild: Mary Evans Picture Library/picture-alliance

Am 1. Januar 1962 gab es bei der Plattenfirma Decca in London einen Vorspieltermin. Das Label war auf der Suche nach einer jungen Band, die auch das junge Publikum ansprechen sollte. Eingeladen waren Brian Poole and The Tremeloes und eine Band namens The Beatles. Nachdem beide ihre Sets vorgespielt hatten, entschieden sich die Plattenbosse für The Tremeloes. Gitarrenbands seien auf dem absteigenden Ast, sollen sie dem Manager der vier Liverpooler Jungs, Brian Epstein, zur Begründung gesagt haben. Dies war wohl die berühmteste Fehleinschätzung in der Musikgeschichte.

Heute können wir aus der Geschichte der Beatles, die am Neujahrstag vor 60 Jahren fast den Mut verloren hätten, wichtige Lehren ziehen - selbst im Angesicht einer Pandemie.

Lektion 1: Geduld und Ausdauer

Die Beatles sind nicht die einzigen Persönlichkeiten der Popkultur, die falsch eingeschätzt wurden und später spektakuläre Karrieren hingelegt haben.

Zwölf Verlage haben die Manuskripte einer Schriftstellerin namens J.K. Rowling abgelehnt. Dann kam Bloomsbury und brachte "Harry Potter" heraus.

Prinz Harry und Meghan im Garten von Oprah Winfrey
Ein denkwürdiges TV-Interview: Prinz Harry und Meghan bei Oprah WinfreyBild: Photoshot/picture alliance

Oprah Winfrey, zu deren berühmten Interviewpartnern der Sänger Michael Jackson sowie Prinz Harry und Meghan Markle zählen, wurde als Abendnachrichtenreporterin gefeuert. Man hielt sie für "ungeeignet für TV-News", weil sie nicht in der Lage war, sich emotional von Geschichten zu lösen.

Der koreanische Regisseur und Drehbuchautor Hwang Dong-hyuk versuchte seit 2008, sein Drehbuch zu einer Serie namens "Squid Game" zu verkaufen. Niemand wollte das haben, es war allen potenziellen Geldgebern zu unrealistisch. Es wurde schließlich die erfolgreichste Netflix-Serie in der bisherigen Streaming-Geschichte.

Und der Oscar-prämierte Regisseur Steven Spielberg, der vor kurzem den Musical-Bestseller "West Side Story" neu inszeniert hat, wurde von der University of Southern California School of Theater, Film and Television dreimal abgelehnt.

Alle zeichnet eine Eigenschaft aus: Ausdauer.

Dr Shantha Mohan
Dr. Shantha MohanBild: private

"Ich glaube, dass diejenigen, die auftreten, schreiben und unterhalten, zu den widerstandsfähigsten Menschen der Welt gehören", sagt Shantha Mohan von der Carnegie Mellon University in Pittsburgh. "Schriftsteller werden so oft abgelehnt, bevor ihr Werk veröffentlicht wird. Schauspieler bewerben sich für zahlreiche Rollen, bevor sie endlich eine bekommen. Jeder Künstler, der seit 10, 20, 30 Jahren als Künstler arbeitet, ist bereits sehr belastbar. Diejenigen, die am Anfang ihrer künstlerischen Laufbahn stehen, sind es vielleicht nicht."

Die Coronapandemie macht es nicht einfacher - sie erfordert noch mehr Durchhaltevermögen. Im Vorteil waren diejenigen, die das Internet und die Möglichkeiten von Social Media genutzt haben.

"Fast alle Künstler haben das Internet genutzt, um ihr Handwerk am Leben zu erhalten und während der Isolation relevant zu bleiben", so Mohan.

Lektion 2: Innovation

In dem von David Pritchard und Alan Lysaght herausgegebenen Sammelband "The Beatles: An Oral History" sagt Paul McCartney: "Wenn ich mir die Bänder anhöre, kann ich verstehen, warum wir beim Vorspielen für Decca durchgefallen sind. Wir waren nicht gut." Trotzdem: "Die Beatles haben aus dem Rückschlag gelernt und gaben nicht auf. Der Misserfolg trieb sie zu weiteren Innovationen an", erklärt Shanta Mohan, selbst ein bekennender Beatles-Fan. Schließlich seien die Beatles vor dem Beginn ihrer Karriere schon öfter auf die Nase gefallen - dennoch haben sie weiter gekämpft und an ihrem Können gefeilt, indem sie manchmal an verschiedenen Orten hintereinander auftraten, unter anderem in Hamburg. "So haben sie Bescheidenheit und Hartnäckigkeit gelernt," sagt Mohan, deren Buch "Leadership Lessons with The Beatles" (Lektionen für Führungskräfte mit den Beatles) im Mai 2022 erscheinen soll.

Die Beatles auf der Bühne, alte Aufnahme
Zu Beginn ihrer Karriere mussten auch die Beatles Klinken putzenBild: picture-alliance/Photoshot

Heute haben die schwedischen Pop-Ikonen ABBA noch einen draufgesetzt. Die Band, die 2022 ihr 50-jähriges Bestehen feiert, geht im Mai auf eine Welttournee der besonderen Art. Die inzwischen betagten Sängerinnen und Sänger projizieren digitale Avatare - oder "Abba-Tare" - von sich selbst auf die Bühne, anstatt live aufzutreten.

Abba: digitale Bilder von Björn Ulvaeus (l-r), Agnetha Fältskog, Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad
Die "Abba-Tare"Bild: picture alliance/dpa/PA Media

"ABBA sind ein hervorragendes Beispiel dafür, wie innovativ Entertainer heute sind. Sie haben sich die modernste Technologie zu eigen gemacht, um das technikaffine Publikum von heute zu erreichen. Die"ABBA Voyage"-Tour, wo sie digital wie im Jahr 1977 auftreten werden, ist seit 2016 in Arbeit", sagt Mohan und unterstreicht, dass Beständigkeit und Innovation "Hand in Hand gehen".

Lektion 3: Hoffnung

Und schließlich meint Mohan, dass wir angesichts eines mutierenden Virus, das immer wieder zu neuen Einschränkungen führt, hoffnungsvoll sein müssen. Und eine Möglichkeit, unsere eigene Hoffnung zu bewahren, besteht darin, Hilfe zu leisten, wo immer wir können - in dem Wissen, dass Krisen vorübergehen.

Die Beatles hätten damals bei Decca ihren Manager Epstein auf ihrer Seite gehabt, was ihnen Hoffnung gegeben habe, so Mohan. "Man kann sich auch von der Hoffnung der anderen leiten lassen", sagt sie.

Menschenschlange vor einer Essensausgabe
Koch Jose Andres versorgt in einer Washingtoner Suppenküche Bedürftige in der PandemieBild: picture-alliance/AP/P. M. Monsivais

Mohan findet diese Beispiele nicht nur in der Vergangenheit: Jose Andres ist Koch, Gastronomen und Gründer von World Central Kitchen, einer gemeinnützigen Organisation, die sich um die Bereitstellung von Mahlzeiten nach Naturkatastrophen kümmert. Derzeit versorgt die Organisation auch die von der Pandemie Betroffenen mit Nahrung. "Wir müssen daran glauben, dass diese Pandemie nur vorübergehend ist, und weitermachen. Wir müssen uns nützlich machen, wenn wir dazu in der Lage sind. Anderen zu helfen ist eine Möglichkeit, uns selbst Hoffnung zu geben."

Dieser Text wurde aus dem Englischen adaptiert. (sw)