1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

UEFA: Erst mal weiter mit Platini

15. Oktober 2015

Die Europäische Fußball-Union unterstützt ihren Präsidenten Platini trotz seiner aktuellen Suspendierung. Ein Plan B wird aber kontrovers diskutiert. Eine endgültige Entscheidung könnte schnell fallen.

https://p.dw.com/p/1Gp6I
UEFA Präsident Michel Platini
Bild: Fabrice Coffrini/Getty Images

Nach den hitzigen Debatten über die Zukunft des gesperrten UEFA-Präsidenten Michel Platini verließ DFB-Chef Wolfgang Niersbach wortlos die Zentrale der Europäischen Fußball-Union in Nyon. Die 54 Verbände der Europäischen Fußball-Union (UEFA) hatten Platini gerade trotz der gravierenden Anschuldigungen und entgegen den Sorgen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) das Vertrauen ausgesprochen.

Hinter den Kulissen wird jedoch längst ein Plan B diskutiert. Die Mitgliedsverbände und das Exekutivkomitee konnten sich zwar auf eine gemeinsame Position einigen. Wie groß die Halbwertszeit der Treuebekundungen sein wird, wird sich aber erst noch weisen. "Wir unterstützen Michel Platinis Recht auf ein gerechtes Verfahren und sein Recht, seinen Namen reinzuwaschen", hieß es in einem dünnen, fünfzeiligen Statement, das UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino zu Beginn seiner fast einstündigen Pressekonferenz verlas.

Niersbach wollte sich dazu nicht äußern. Auch Karl-Heinz Rummenigge in seiner Funktion als Vorsitzender der europäischen Club-Vereinigung ECA gab beim Verlassen des Verbandsgebäudes am Genfer See zunächst keinen Kommentar ab. Und so blieben am Ende des verregneten Donnerstagnachmittags trotz der demonstrativ vorgetragenen Unterstützung für Platini einige brisante Fragen offen.

Kandidiert er oder nicht?

So hatte Generalsekretär Infantino erklärt, Platini sei auch weiterhin Kandidat für das Amt des FIFA-Präsidenten. Die UEFA-Mitglieder seien sich einig gewesen, dass die Wahl eines Nachfolgers des ebenfalls gesperrten Weltverbands-Präsidenten Joseph Blatter "nicht verschoben werden" und weiter am 26. Februar 2016 in Zürich stattfinden solle.

Wegen der Sperre des Franzosen gibt es derzeit aber nur einen Kandidaten: Der jordanische Prinz Ali bin al Hussein (39), der im Mai an Blatter gescheitert war. Er hat seine Papiere längst eingereicht. Das hat zwar auch Platini - aber dann kam das Ethikurteil, das eine Zulassung verhindern dürfte.

Platinis Einspruch bei der FIFA-Berufungskommission läuft, der nächste Schritt wäre der Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) - dafür braucht er Zeit. Und gute Anwälte.

Aufgeklärt ist noch nichts

Der Franzose war aufgrund einer bislang unerklärten Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken (1,83 Millionen Euro), die Platini im Jahr 2011 von FIFA-Präsident Joseph S. Blatter (79) für längst vergangene Beraterdienste erhalten hatte, für 90 Tage gesperrt worden. Die Entscheidung der Ethikkommission, die im gleichzeitig auch Blatter bis einschließlich 5. Januar 2016 aus dem Verkehr gezogen hatte, hat den Weltfußball in seinen Grundfesten erschüttert.

Am Donnerstag hätten Platinis Anwälte über die "Fakten und Tatsachen der Geschäftsbeziehungen" zwischen Platini und Blatter informiert, berichtete Infantino: "Inklusive der Vergütung für die Jahre zwischen 1998 und 2002." Mehr Informationen drangen aber nicht nach außen, dem Vernehmen nach hätten sich aber viele Verbandsvertreter damit zufrieden gegeben. Infantino bekräftigte zudem: "Wenn er seinen Namen reingewaschen hat, ist Michel Platini natürlich ein Kandidat für die FIFA-Wahl."

Für Platini gelte die Unschuldsvermutung, nichts sei bewiesen, hatte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach schon vor der offenbar kontrovers geführten Sitzung in Nyon der Wochenzeitung "Die Zeit" gesagt. Dennoch lasteten die Vorwürfe wie ein Rucksack auf dem UEFA-Präsidenten, "der einen möglicherweise in die Knie zwingen kann". Nach Ansicht des DFB-Präsidenten darf der europäische Verband nicht unter den Anschuldigungen gegen Platini leiden: Sollte durch den "Fall Platini" auch die UEFA in die FIFA-Skandale mit hineingezogen werden, wäre das "fatal", sagte er.

Wenn nicht der Franzose, wer dann?

Es ist deshalb weiterhin möglich, dass sich die Europäer rund um das FIFA-Exekutivtreffen am kommenden Dienstag noch auf einen Ersatz-Bewerber für Platini einigen. "Was immer in den nächsten Tagen passiert, wird diskutiert werden", sagte Infantino. "Wenn jemand anders sich auftut, dann wird man sehen. Es ist jetzt zu früh, darüber etwas zu sagen."

Sollte Platini für die Wahl nicht zur Verfügung stehen, wird nun auch immer wieder der Name des Niederländers Michael van Praag genannt. Was der immer wieder als Kandidat für den UEFA-Vorsitz genannte Niersbach dachte und wie er sich in den Debatten verhielt und positionierte, verriet er nicht.

dk/kd (dpa/SID)