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Politik

UN: Hunderte als "menschliche Schutzschilde"

21. Oktober 2016

550 Familien sollen aus Dörfern in die Nähe von IS-Stellungen in Mossul verschleppt worden sein, berichten die UN in Genf. Der Druck auf die Bastion der Dschihadisten wächst. Die attackieren das kurdische Kirkuk.

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Irak Mossul - Flüchtlinge
Familien in Dörfern oder auf der Flucht - oft hilflos den IS-Terroristen ausgeliefert Bild: picture-alliance/AP Photo/K. Mohammed

Zur Abwehr der Großoffensive auf das nordirakische Mossul ist den Terrormilizen des sogenannten "Islamischen Staats" (IS) jedes Mittel recht. Neben Selbstmordattentaten, Sprengfallen und Heckenschützen werden laut Vereinten Nationen auch immer mehr Zivilisten als "menschliche Schutzschilde" missbraucht. In neuen Berichten des UN-Hochkommissars für Menschenrechte, Said Rad al-Hussein, sollen Hunderte Menschen zu Geiseln im Kriegsgeschehen gemacht werden.

40 Zivilisten massakriert?

Sein Büro habe Informationen erhalten, wonach IS-Schergen am Montag 200 Familien aus dem Dorf Samalia gezwungen hätten, in die IS-Hochburg Mossul zu gehen. Am selben Tag seien 350 Familien aus einem Vorort nach Mossul gekommen, nachdem sie offenbar an der Flucht in ein von der Regierung kontrolliertes Gebiet gehindert worden seien. Die Verschleppten würden nahe von Stellungen der Dschihadisten festgehalten. Zudem prüfe man Berichte, wonach IS-Terroristen in einem Dorf bei Mossul 40 Zivilisten erschossen haben sollen.

"Wir wissen, dass der IS keinerlei Achtung vor dem menschlichen Leben hat", beklagte Al-Hussein in Genf. Daher müsse die irakische Regierung "alles in ihren Kräften stehende tun, um Zivilisten zu schützen."

Irak Mossul - Flüchtlinge
Unterwegs zwischen den Fronten im Irak mit dem restlichen Hab und Gut Bild: picture-alliance/AP Photo/K. Mohammed

In einer Art Entlastungsangriff versuchten schwer bewaffnete IS-Kämpfer am Freitag überraschend die von Kurden kontrollierte Großstadt Kirkuk im Norden zu stürmen. Während irakische Einheiten und kurdische Peschmerga-Kämpfer weiter auf Mossul vorrückten, attackierten die zum Teil mit Sprengstoffwesten ausgestatteten IS-Legionäre öffentliche Gebäude in Kirkuk sowie ein Kraftwerk im nordirakischen Dibis. Mindestens 22 Zivilisten und Polizisten starben bei Feuergefechten und durch Selbstmordanschläge.

Gegenschlag auf Kurden-Stadt

Die koordinierten Angriffe auf Kirkuk begannen mitten in der Nacht. Mindestens fünf Selbstmordattentäter griffen öffentliche Gebäude im Zentrum an, darunter das Polizeihauptquartier. Auch Kontrollpunkte und Sicherheitspatrouillen in der Stadt wurden beschossen.

Der Gouverneur von Kirkuk, Nadschmeddin Karim, sagte der Agentur AFP, er vermute die Beteiligung von IS-Schläferzellen an dem Überfall. Offenbar verfügten die Angreifer aber nicht über schweres Gerät oder Fahrzeuge. Bis zum Abend sollten "diese Terrorzellen ausgeschaltet werden", sagte ein Polizeisprecher. Die Schüsse aus dem Hinterhalt dauerten aber noch an.

Derweil berichten lokale Behörden und Mediziner, dass bei einem Luftangriff auf einen schiitischen Schrein bei Kirkuk 15 Frauen getötet worden seien. Zudem seien etwa 50 Menschen verletzt worden. Wer den Luftangriff geflogen hat, ist unklar. 

Im Norden Mossuls war ein US-Soldat am Donnerstag bei einer Bombenexplosion getötet worden. Mehr als hundert US-Soldaten beraten die irakischen Sicherheitskräfte und kurdischen Peschmerga-Kämpfer bei ihrer Offensive.

SC/kle (afp, rtr, dpa)