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UN-Soldaten in Haiti

1. März 2004

Nach dem Beschluss der UN, Friedenstruppen nach Haiti zu schicken, sind am Montag (1.3.) die ersten Blauhelm-Soldaten in dem Karibikstaat eingetroffen. Ex-Präsident Aristide soll in Afrika sein.

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Rebellen feiern Aristides FluchtBild: AP

Nach dem Rücktritt und der Flucht des haitianischen Präsidenten Jean Bertrand Aristide hat der UN-Sicherheitsrat die unverzügliche Entsendung einer internationalen Friedenstruppe nach Haiti beschlossen. Die am Sonntagabend (29.2.2004) einstimmig angenommene Resolution sieht einen Einsatz für bis zu drei Monate vor. Danach sollen UN-Blauhelme entsandt werden. Als Vorhut der internationalen Truppe, die die Ordnung in dem in Chaos und Anarchie versinkenden Karibikstaat wiederherstellen soll, trafen erste US-Soldaten ein. Auch Frankreich und Kanada schickten Truppen. Aristide soll laut Agenturangaben inzwischen in der Zentralafrikanischen Republik eingetroffen sein.

Weitere Tote bei Ausschreitungen

Unterdessen kamen bei Ausschreitungen von militanten Anhängern Aristides bis zu 30 Menschen ums Leben. 40 Kilometer vor der Hauptstadt sammelten sich die Kämpfer der Aufständischen zum Sturmangriff. Nach der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich distanzierten sich auch die USA von Aristide.

Die Rebellen in Haiti wollen Port-au-Prince nach Angaben ihres Führers Guy Philippe frühestens mit Beginn der neuen Woche angreifen. Er folge damit einem Appell der US-Regierung, sagte Philippe. In der Zwischenzeit sammelten sich seine Kämpfer in der Umgebung der Hauptstadt. Die US-Regierung legte Aristide am Samstag den Rücktritt nahe. Die Handlungen des Präsidenten verstärkten die Zweifel an seiner Eignung für das Amt, erklärte ein Sprecher des Weißen Hauses. Aristide trage eine Mitverantwortung für die Krise und die Polarisierung der Gesellschaft, da er sich nicht an

demokratische Prinzipien gehalten habe.

USA versetzen Soldaten in Bereitschaft

Etwa 2200 US-Marineinfanteristen wurden für eine mögliche Evakuierungsaktion in Bereitschaft versetzt. In Haiti halten sich schätzungsweise 20.000 Ausländer auf, die das Land nach der weitgehenden Einstellung des Flugverkehrs nicht mehr verlassen können. Zu panikartigen Szenen kam es vor dem Start eines Kleinflugzeugs mit neun Plätzen in die benachbarte Dominikanische Republik, als 200 Menschen sich um die Möglichkeit zum Mitflug drängelten.

Bei blutigen Übergriffen auf Oppositionelle wurden in Port-au-Prince seit Freitag nach Angaben aus Krankenhäusern 25 bis 30 Menschen getötet. Vor einer Vorstadtklinik lag die Leiche eines Mannes, der mit zusammengebundenen Händen erschossen wurde.

Bislang mehr als 100 Menschen getötet

Seit Beginn des Aufstandes am 6. Februar haben die Rebellen von Norden aus mehr als die Hälfte des Landes unter ihre Kontrolle gebracht. Den Aufständischen gehören Mitglieder unterschiedlicher Oppositionsgruppen und ehemalige Soldaten der 1995 aufgelösten

Armee an. Bei den Unruhen wurden mehr als 100 Menschen getötet. (ali/kap)