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Viel Lob für Hitzlspergers Coming-out

9. Januar 2014

Als erster prominenter deutscher Fußballer hat Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger seine Homosexualität öffentlich gemacht. Das Echo darauf - aus Sport, Gesellschaft und Politik - fällt durchweg positiv aus.

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Thomas Hitzlsperger im Einsatz für die Nationalelf (Foto: picture alliance/AP)
Bild: picture-alliance/AP

"Hitz the Hammer" outet sich

"Großer Schritt", "Höchster Respekt", "Großes Lob" oder einfach nur "Danke" - so lauten viele Reaktionen auf das Coming-out des 31-Jährigen. Teamkameraden und Bundestrainer Joachim Löw zollen dem ehemaligen Nationalspieler Respekt, Prominente aus Politik und Unterhaltung loben seinen Mut.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) verspricht Hitzlsperger die Unterstützung des gesamten Fußballs. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach schreibt: "Thomas Hitzlsperger war zu seiner Zeit als Nationalspieler immer ein Vorbild, vor dem ich den höchsten Respekt hatte - und dieser Respekt ist jetzt noch weiter gewachsen. Er hat sich entschieden, den Schritt in die Öffentlichkeit zu gehen, und ich stehe zu unserem Wort, dass er von uns jede erdenkliche Unterstützung bekommt."

Und Regierungssprecher Steffen Seibert sagt: "Wir leben in einem Land, in dem niemand Angst haben sollte, seine Sexualität zu bekennen nur aus Angst vor Intoleranz." In den vergangenen Jahren habe Deutschland hier schon enorme Fortschritte gemacht. "Wir leben im Großen und Ganzen im Respekt voreinander - unabhängig davon, ob der Mitmensch Männer liebt oder Frauen liebt."

Sein Coming-out soll anderen helfen

In einer Videobotschaft hat sich Hitzlsperger jetzt nochmals zu seinem Coming-out vom Mittwoch geäußert. Er wolle damit jungen Sportlern Mut machen, sagte er. "Junge Fußballer können an meinem Beispiel sehen, dass man sowohl homosexuell als auch erfolgreicher Profifußballer sein kann", sagte der ehemalige Mittelfeldspieler. "Profisport und Homosexualität schließen sich nicht aus, davon bin ich überzeugt."

"Hitz the Hammer" outet sich

Auf die Frage, warum er erst jetzt mit dem Thema in die Öffentlichkeit gegangen ist, antwortete er, dass es bei ihm "ein langwieriger Prozess" war, sich über seine Homosexualität klar zu werden. Für ihn sei es nie ein Thema gewesen, sich "während meiner aktiven Zeit zu bekennen oder darüber Auskunft zu geben". Erst jetzt sei der richtige Zeitpunkt gekommen: "Ich stehe vor einer neuen Lebensphase".

Hitzlsperger: "Jungen Spielern Mut machen"

"Machowelt" Fußball

Hitzlsperger sagte, in seiner aktiven Zeit habe der Fußball bei ihm immer im Mittelpunkt gestanden. Er habe das Leben eines Profispielers gelebt und sich voll und ganz mit dem Fußballsport identifiziert. "Meine Leistung war mir immer das Wichtigste. Das Thema Homosexualität hat für mich so gut wie keine Rolle gespielt. Egal ob in Deutschland, England oder Italien - in der Kabine gibt es ganz andere Themen. Da steht die Mannschaft im Vordergrund. Profispieler haben andere Prioritäten. Es geht um Einsatzchancen, um Tribüne oder Platz, um Karriere und Fitness, Anforderung und Leistungen, Verletzungen und oft auch um Medienkritik. Was ein Spieler über Homosexualität dachte, war in der Kabine ganz selten ein Thema."

Homosexualität werde im Fußball schlicht ignoriert. Für die Medien hingegen sei das schon seit Jahren ein Thema. Nur die betroffenen Spieler, die hätten sich nicht getraut, sich zu ihren Neigungen zu äußern, sagte Hitzlsperger. Denn die Fußballszene begreife sich in Teilen immer noch als Machowelt. Das Bild eines schwulen Spielers werde von Klischees und Vorurteilen geprägt. Die Realität sehe anders aus. Da sei ein grundsätzlicher Widerspruch aufgebaut worden. Und deswegen wolle sich kaum ein Profispieler dem Druck aussetzen. Jeder müsse wissen, wann und wie er sich positioniere, betonte der Ex-Fußballer.

Für ihn selbst und seine Familie sei unwichtig, dass er gerade jetzt an die Öffentlichkeit gehe. "Wichtig ist es nur für die Leute, die homophob sind, andere ausgrenzen aufgrund ihrer Sexualität - und die sollen wissen: Sie haben jetzt einen Gegner mehr."

qu/wa (dpa, sid)