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Volkswagen fährt weiter Gewinne ein

15. April 2022

Coronakrise? Chipmangel? Ukraine-Krieg? Dem Volkswagen-Konzern scheint das alles nichts auszumachen. Wenigstens nicht in der Bilanz: Im ersten Quartal verbuchten die Wolfsburger einen satten Milliardengewinn.

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Deutschland, Wolfsburg | VW Elektroautos ID.3 und ID.4
Bild: Peter Steffen/picture alliance/dpa

Volkswagen hat trotz des Ukraine-Kriegs und stockender Produktion wegen der Corona-Bekämpfung in China zu Jahresbeginn einen Milliardengewinn verbucht. Dabei profitierten die Wolfsburger massiv von Finanzinstrumenten, mit denen sich der Konzern gegen den Anstieg der Rohstoffpreise und Wechselkursrisiken abgesichert hat.

Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen sprang dadurch im ersten Quartal auf rund 8,5 Milliarden Euro, wie der Autobauer am Donnerstag auf Grundlage erster Schätzungen berichtete. Vor Jahresfrist hatte der Betriebsgewinn bei 4,8 Milliarden Euro gelegen. Die operative Rendite verdoppelte sich in den ersten drei Monaten fast auf 13,5 Prozent, im Vorjahreszeitraum waren es 7,7 Prozent gewesen.

Russland | Volkswagen
Auch wenn das Russlandgeschäft der Wolfsburger wegen des Krieges weggebrochen ist, der Bilanz schadet es nichtBild: Vyacheslav Prokofyev/TASS/dpa

Schwächelnder Absatz

VW erklärte, für den Gewinnanstieg habe neben dem robusten operativen Geschäft auch eine positive Fair-Value-Bewertung auf Sicherungsinstrumente von 3,5 Milliarden Euro gesorgt. Der Konzern zahlt aufgrund der langfristigen Absicherung durch Finanzinstrumente noch Preise für Rohstoffe, wie sie vor dem Ukraine-Krieg galten. Die Differenz zum aktuellen Preisniveau sorgt für einen Buchgewinn.

Der Barmittelzufluss im Automobilgeschäft schrumpfte wegen der Produktionsunterbrechungen und des Verkaufseinbruchs im ersten Quartal auf 1,5 (4,7) Milliarden Euro. Wegen des anhaltenden Halbleitermangels lieferte Volkswagen weltweit in diesem Zeitraum nur rund 1,9 Millionen Fahrzeuge aus, ein Fünftel weniger als im Vorjahr. Allein im März, als wegen des Ukraine-Krieges Kabelbäume knapp waren und VW die Bänder vorübergehend anhalten musste, fielen die Auslieferungen um fast ein Drittel auf rund 655.800 Einheiten.

Sorgenmarkt China

Im Heimatmarkt Westeuropa gingen die Auslieferungen um knapp 15 Prozent zurück. In China stand ein Minus von 23,9 Prozent zu Buche. Im weltgrößten Automarkt ist VW Marktführer, rund 40 Prozent der gesamten Konzernauslieferungen macht die Gruppe dort.

Als einen der Gründe für die schlechten Ergebnisse in China nannte Volkswagen die Pandemie-Beschränkungen durch Chinas Null-Covid-Strategie. Die Corona-Welle wirke sich gerade in Regionen wie der Nordostprovinz Jilin, dem Jangtse-Delta oder Provinzen wie Shandong und Hebei aus, wo Volkswagen gewöhnlich viel verkaufe, hieß es in der Mitteilung. Der Konzern musste wegen der Lockdowns auch den Betrieb in Werken in Shanghai und in Changchun in Nordostchina aussetzen.

"Seit Mitte März sind wir schwer von Covid-19-Ausbrüchen getroffen worden, was bedeutet, dass wir vorübergehend der hohen Kundennachfrage nicht nachkommen können", sagte VW-China-Chef Stephan Wöllenstein. Er zeigte sich aber zuversichtlich, diese Herausforderungen bewältigen zu können. Es gebe einen klaren Plan, wieder auf Kurs zu kommen. "Wir hoffen, dass sich die Lage bald entspannt und wir in der Lage sind, die Verzögerungen in der Produktion in den kommenden Monaten auszugleichen."

Volkswagen startet die Produktion des Elektroautos ID.3
Konzernchef Diess am Montageband für die Produktion des Elektroautos ID.3 - die Stromautos von VW sind derzeit sehr gefragtBild: Jens Büttner/dpa/picture alliance

Risiken bleiben

Einen Zuwachs gab es bei vollelektrischen Autos: Im ersten Quartal verkaufte VW rund 99.000 Elektroautos, ein Plus von 65 Prozent im Vorjahresvergleich. Die Nachfrage nach Elektroautos sei weltweit hoch und die Auftragsbücher gut gefüllt, erklärte Vertriebschefin Hildegard Wortmann. Ohne die aktuellen Versorgungsengpässe wäre diese Zahl demnach noch deutlich höher ausgefallen.

Ausblickend erklärte das Management um Konzernchef Herbert Diess, es bestehe weiterhin das Risiko, dass sich der Fortgang des Ukraine-Kriegs negativ auf das Geschäft auswirke. Dies könne auch aus Versorgungsengpässen in der Lieferkette resultieren. Die Entwicklung der Rohstoffmärkte bleibe nicht vorhersehbar. Das wiederum könne deutliche Effekte auf die Bewertung der Sicherungsgeschäfte haben. Volkswagen verwies außerdem auf mögliche negative Auswirkungen aus einer sich wieder verschärfenden Corona-Pandemie und aus den anhaltenden Lieferengpässen bei Halbleitern.

dk/kd (dpa, rtr, afp)