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Neue Perspektiven für die Linken?

13. Oktober 2015

Sie gilt als die "rote Sahra", er als "Apparatschik" aus PDS-Zeiten: Die Doppelspitze Wagenknecht und Bartsch löst Gregor Gysi bei der Fraktionsführung im Bundestag ab. Neue Perspektiven für die Linken?

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Linken-Parteitag mit Dietmar Bartsch und Sahra Wagenknecht (foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Die "Radikale" Sahra Wagenknecht und der "Reformer" Dietmar Bartsch konnten sich langezeit nicht ausstehen. Die Fraktion der Links-Partei im Bundestag wählte die beiden am Dienstag mit großer Mehrheit zu den Nachfolgern von Gregor Gysi. Der war insgesamt 20 Jahre Chef der linken Parlamentsabgeordneten und hatte sich bis zuletzt als Sprecher der stärksten Oppositionspartei profilieren können. Wagenknecht erhielt 78,3 Prozent der Stimmen, Bartsch 91,6 Prozent.

Die 46-jährige Wagenknecht, eine promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin, gilt als Wortführerin des linken Parteiflügels. Der 57-jährige Bartsch, studierter Ökonom, zählt zu den gemäßigten Reformern. Beide können auf eine lange Parteikarriere zurückblicken.

Kurs der Versöhnung

Die neue Doppelspitze bekannte sich nach ihrer Wahl zu einem Ende der Flügelkämpfe. Wagenknecht sagte vor Journalisten in Berlin, was in der Vergangenheit "aufeinandergeprallt ist, das ist vorbei". Es gebe innerhalb der Partei zwar unterschiedliche Positionen, etwa in der Frage der Euro-Rettungspolitik, aber diese Diskussionen würden "sachlich und kulturvoll" geführt. Ihr Ko-Vorsitzender Bartsch meinte dazu, innerhalb der Partei gebe es eine über 90-prozentige Übereinstimmung der Positionen.

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Unterschiedliche Positionen wurden noch einmal bei der Strategie gegenüber den Sozialdemokraten deutlich. Wagenknecht machte unter anderem ein Verbot von Leiharbeit, eine Millionärssteuer und den Stopp des geplanten transatlantischen Freihandelsabkommens TTIP zur Voraussetzung für eine Zusammenarbeit. Solange die SPD all dies eigentlich nicht wolle, werde eine Koalition "sehr, sehr schwierig", gab sie zu bedenken.

Bartsch zählt zu den ostdeutschen gemäßigten Kräften, die sich durchaus eine rot-rot-grüne Koalition vorstellen können. Er erklärte ausweichend, die Frage nach einem Bündnis im Bund stelle sich ernsthaft erst nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Frühjahr übernächsten Jahres.

Gysi, der den Parteikurs der PDS und der Linken ein Vierteljahrhundert mitgeprägt hatte, stellte derweil klar, dass er selbst auch für den Fall eines Wechsels zu Rot-Rot-Grün keine Spitzenposten mehr anstrebe. "Dann muss ich nicht Minister werden. Ich würde dann ja auch schon in meinem neuen Lebensabschnitt stecken, zu dem das nicht mehr passte", so der 67-Jährige gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Gysi wird dem Bundestag weiter angehören und wird stellvertretendes Mitglied im Auswärtigen Ausschuss. Außerdem will er eine Autobiografie schreiben. "Und dann kommen noch neue Sachen auf mich zu, über die ich aber noch nicht reden darf", deutete er schon einmal nebelhaft an.

SC/sti (dpa, afp, rtr)