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Wutattacke auf deutschen Konsul

15. November 2012

Der deutsche Generalkonsul im griechischen Thessaloniki ist von aufgebrachten Demonstranten angegriffen worden. Aus Protest gegen Entlassungen übergossen sie Generalkonsul Hoelscher-Obermaier mit Wasser und Kaffee.

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Städtische Arbeiter protestieren vor dem Konferenzgebäude in Thessaloniki (Foto: afp/Getty Images)
Griechenland Deutschland Thessaloniki Demonstranten vor dem deutschen KonsulatBild: SAKIS MITROLIDIS/AFP/Getty Images

In der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki hat es am Rande eines Treffens von Bürgermeistern aus Deutschland und Griechenland Zusammenstöße von Bediensteten der Kommunen mit der Polizei gegeben. Nach Angaben der Polizei demonstrierten rund 300 Menschen vor dem Konferenzgebäude gegen Stellenstreichungen im öffentlichen Dienst und beschimpften dabei deutsche Amtsträger. "Diese Leute sind nicht hierhergekommen, um uns zu helfen, sondern um unsere Todesstrafe zu verkünden", sagte Themis Balasopoulos, Chef der Gewerkschaft der Kommunalangestellten. Einige Demonstranten skandierten Parolen wie "Zusammen Nazis rausschmeißen".

Der deutsche Generalkonsul Wolfgang Hoelscher-Obermaier wurde mit Wasser und Kaffee übergossen, blieb aber unverletzt und wurde von Polizeibeamten aus dem Gedränge geleitet. Wütende Demonstranten warfen zudem Eier auf andere Teilnehmer einer Konferenz zur deutsch-griechischen Zusammenarbeit. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Tränengas ein, um die Protestierenden vor dem Gebäude zu zerstreuen.

Anti-Fuchtel-Protest

Der Protest richtete sich auch gegen den parlamentarischen Staatssekretär im Arbeitsministerium, Hans-Joachim Fuchtel (CDU). Er ist deutscher Sondergesandter für Griechenland. Fuchtel hatte am Mittwoch laut Medienberichten gesagt, in der kommunalen Verwaltung Griechenlands erledigten 3.000 Angestellte so viel Arbeit wie 1.000 Angestellte in Deutschland. Bei der Konferenz in Thessaloniki am Donnerstag sagte Fuchtel, es handele sich bei den Äußerungen um "ein Missverständnis", das inzwischen ausgeräumt sei.

Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilte die Übergriffe der Demonstranten. "Gewalt ist kein Mittel der Auseinandersetzung", sagte Merkel in Berlin nach einem Treffen mit dem französischen Ministerpräsidenten Jean-Marc Ayrault in Berlin. Selbstverständlich müsse es aber möglich sein, friedlich zu protestieren.

Der deutsche Generalkonsul Wolfgang Hölscher-Obermaier wurde zur Zielscheibe von Handgreiflichkeiten (Foto: dpa)
Der deutsche Generalkonsul Wolfgang Hölscher-Obermaier wurde zur Zielscheibe von HandgreiflichkeitenBild: picture-alliance/dpa

Vor dem Konferenzgebäude beteiligte sich die Bundestagsabgeordnete Annette Groth an der Demonstration. "Nicht ihr solltet den Preis für diese Krise zahlen, sondern die Reichen", sagte die Linke-Politikerin. Das Bürgermeistertreffen in einem Gebäude der Internationalen Ausstellung von Thessaloniki (DETH) konnte trotz der Rangeleien wie geplant stattfinden.

Deutschland als Buhmann

Das griechische Parlament hatte vor einigen Tagen weitere Einsparungen in Höhe von 18,5 Milliarden Euro bis zum Jahr 2016 gebilligt. Die neuen Maßnahmen sehen neben Massenentlassungen im öffentlichen Dienst und Steuererhöhungen vor allem weitere Kürzungen bei Renten und Gehältern, im Gesundheits- und Sozialwesen sowie Streichungen beim Kinder- und Weihnachtsgeld vor.

Viele Griechen sehen die deutsche Regierung als einen der Hauptverantwortlichen für den starken Spardruck, unter dem das hochverschuldete Land leidet. Deutschland zählt zu den größten Geldgebern. Die Eurozone will Griechenland zwei weitere Jahre zur Erfüllung seiner Sparauflagen einräumen, über die Finanzierung dieses Aufschubs gibt es jedoch noch keine Einigung.

kle/uh (afp, dapd, rtr, dpa)