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Politik

Zehntausende Kurden feiern Newroz-Fest

21. März 2018

In der türkischen Kurdenmetropole Diyarbakir sind Zehntausende zusammengekommen, um das Neujahrsfest Newroz zu feiern. Dabei bekundeten sie ihre Solidarität mit den geflüchteten Kurden aus dem syrischen Afrin.

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Türkei - Newrozfest in Diyarbakır
Bild: DW/K. Konuksever

Der Abgeordnete der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP, Ziya Pir, sagte der Deutschen Presse-Agentur, deutlich mehr als 100.000 Menschen hätten an den Feierlichkeiten auf dem zentralen Newroz-Platz in der Großstadt Diyarbakir im Südosten der Türkei teilgenommen. Die Veranstaltung wurde von der Kurden-Partei HDP mitorganisiert und steht unter dem Motto: "Newroz ist Widerstand, es ist der Frühling der Völker gegen den Faschismus". Die HDP erklärte, bestimmendes Thema sei in diesem Jahr die Solidarität mit der Bevölkerung in der syrisch-kurdischen Stadt Afrin und der Protest gegen die islamisch-konservative Regierung in Ankara.

Pir kritisierte, vor der Feier sei es in Diyarbakir zu Festnahmen gekommen. Auch zwei Angehörige des Organisationskomitees seien inhaftiert worden. Es gebe zudem "sehr viele Beschwerden", dass die Polizei den Zugang mit Kontrollen und Durchsuchungen erschwere. Die türkischen Behörden hatten die Veranstaltung genehmigt. Newroz, der persische Neujahrstag, wird traditionell von den Kurden mit Feuern und Musik begangen.

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan wirft der HDP vor, der verlängerte Arm der PKK im Parlament in Ankara zu sein. Die Partei weist das zurück. Die Türkei sieht in der YPG den syrischen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und rechtfertigt die Offensive in der Enklave Afrin mit dem Kampf gegen den Terrorismus.

250.000 Kurden vertrieben

Den kurdischen Flüchtlingen aus Afrin ist dagegen kaum nach Feiern zumute. Denn viele von ihnen blicken voller Bangen in die Zukunft. "Wir hätten niemals gedacht, mit dem Exil konfrontiert zu werden", sagt Randa Omar in Sijara, wo viele Flüchtlinge in Moscheen, Schulen und Bauruinen untergekommen sind. Bei ihrer Offensive gegen die YPG hatten die türkische Armee und verbündete syrische Rebellen am Sonntag die Stadt Afrin eingenommen. Kurz zuvor waren die YPG-Kämpfer weitgehend kampflos abgezogen, um einen verlustreichen Häuserkampf wie in Aleppo oder Raka zu vermeiden.

Rund 250.000 Menschen haben nun in angrenzenden Gebieten unter Kontrolle der YPG-Miliz und der syrischen Regierung Zuflucht gefunden. Viele fürchten, nie mehr in ihre Heimat zurückkehren zu können, da Ankara angekündigt hat, in Afrin einen Teil der drei Millionen syrischen Flüchtlinge anzusiedeln, die seit Beginn des Bürgerkriegs in die Türkei geflohen sind.

Angesichts des türkischen Einmarschs in der Kurdenhochburg Afrin fordern die Grünen von der Bundesregierung eine härtere Haltung gegenüber der Türkei. Man müsse klar Position beziehen und sich "auf die Seite derer stellen, die in Syrien Opfer sind", sagte der frühere Parteichef Cem Özdemir. Den türkischen Truppen und den mit ihnen verbündeten vorwiegend islamistischen Milizen werden in Afrin schwere Übergriffe auf Zivilisten sowie Plünderungen und Zerstörungen von Kulturgütern vorgeworfen. Özdemir nannte es "unerträglich", dass auch "deutsche Waffen an der Seite von Salafisten und anderen Islamisten eingesetzt werden, um Christen und Kurden in Syrien zu vertreiben".

Türkische Bomben auf Nordirak

Unterdessen teilte das türkische Militär mit, Kampfjets hätten bei Angriffen auf PKK-Stellungen im Nordirak mindestens zwölf Kämpfer der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei getötet. Die militanten Kurden in der Region Hakurk hätten vermutlich einen Angriff vorbereitet. Die PKK wird sowohl von der Türkei als auch von der Europäischen Union und den USA als Terrororganisation eingestuft. Sie kämpft seit den 1980er Jahren für mehr Autonomie. Mehr als 40.000 Menschen wurden in dem Konflikt getötet.

Syrien Afrin Arabische Milizen Plünderungen
Syrisch-arabische Milizen im Bündnis mit der Türkei plündern Afrin Bild: Getty Images/AFP/B. Kilic

Die irakische Regierung warnte derweil die Türkei, Truppen auf irakisches Staatsgebiet zu schicken. Der Irak werde auf seinem Boden keine Präsenz irgendwelcher Kräfte zulassen, die Militäroperationen ausführten, sagte Außenminister Ibrahim al-Dschafari in Bagdad. Dort traf er den türkischen Vize-Außenminister Ahmet Yildiz. "Wir lehnen die Verletzung der irakischen Grenze durch türkische Kräfte entschieden ab", unterstrich Al-Dschafari. Nach der Einnahme der Stadt Afrin hatte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan mit einer Ausweitung der Offensive bis in den Nordirak gedroht. Dort werde man die "Terrorcamps" der PKK "wenn nötig anhaltend unter Kontrolle bringen". Die PKK hat in den nordirakischen Kandil-Bergen ihr Hauptquartier und unterhält im Sindschar Stellungen.

Al-Dschafari rief die Türkei zudem erneut auf, ihre im nordirakischen Kurdengebiet stationierten Truppen abzuziehen. Bagdad und Ankara streiten sich seit langem um eine türkische Militärbasis in Baschika. Die türkischen Soldaten bildeten dort in der Vergangenheit lokale sunnitische Kräfte im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) aus.

kle/stu (rtr, afp, dpa)