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Zweiter US-Gefängnisausbrecher gefasst

29. Juni 2015

Hollywood hätte die Flucht zweier Mörder aus einem US-Hochsicherheitstrakt nicht spektakulärer inszenieren können. Nun ging der dreiwöchige Ausflug zu Ende - mit einem blutigen Finale.

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Bewaffnete Polizisten heben eine Plane an (Foto: dpa)
Mörder im Garten? Polizisten schauen in jeden WinkelBild: picture-alliance/dpa/Matthew Healey/UPI /LANDOV

Fürs Kino wäre die Geschichte zu verrückt - so New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. "Wenn man das als Filmskript schriebe, würden sie einem sagen, es ist übertrieben."

Hauptdarsteller der Story sind zwei verurteilte Mörder, die in einem Hochsicherheitsgefängnis des US-Bundesstaats New York lebenslange Haftstrafen absaßen. Dazu kommen unter anderem ein Mordkomplott, in Hackfleisch versteckte Metallsägen, geschmuggelte Gemälde, eine spektakuläre Flucht und eine drei Wochen dauernde Großfahndung, meist in strömendem Regen durch bergige Wälder.

Drei Wochen im Wald

Die Geschichte ist wahr - und am Sonntagabend (Ortszeit) kommt sie zu einem gewaltsamen Ende: Da konnte auch der zweite Ausreißer gefasst werden. Ein Beamter erkannte den Mann auf der Straße. Als er ihn ansprach, floh der 35-Jährige. Der Polizist verfolgte ihn, schoss und traf ihn zweimal in den Oberkörper. Danach wurde der verurteilte Mörder festgenommen und in ein Krankenhaus gebracht, wo er sich in stabilem Zustand befinden soll.

Bereits am Freitag hatten die Fahnder den anderen Entflohenen in einer Waldhütte aufgestöbert, rund 40 Kilometer von dem Gefängnis entfernt. Der 49-Jährige war bewaffnet und wollte sich nicht ergeben, also erschoss ihn ein Polizist. Dreimal wurde er in den Kopf getroffen, wie später eine Autopsie ergab. Zudem fand der Gerichtsmediziner "Insektenstiche an den Beinen, Blasen und kleinere Hautabschürfungen, die drei Wochen Leben im Wald entsprechen".

Polizisten schauen mit vorgehaltener Waffe hinter eine Abdeckung (Foto: dpa)
Gefährliche Überraschung? Waffenbewehrte Suche vor einem WohnhausBild: picture-alliance/dpa/Matthew Healey/UPI /LANDOV

Häuser verbarrikadiert

Drei Wochen lang hatten bis zu 1300 Polizisten an der nördlichen Grenze des Bundesstaates New York nach den als extrem gefährlich eingeschätzten Ausbrechern gesucht - immer in Sorge, dass diese sich in das nicht weit entfernte Kanada absetzen könnten.

"Der Alptraum ist vorbei", sagte Gouverneur Cuomo. Vor allem für die Bewohner der Gegend, von denen viele sich seit dem Ausbruch in ihren Häusern verbarrikadiert hatten, waren die vergangenen drei Wochen ein Ausnahmezustand. "Sie mussten mit der Angst umgehen, dass Mörder frei in ihrem Garten rumlaufen könnten."

Malender Mörder

Hochsicherheitsgefängnis: Clinton Correctional Facility in Dannemora (Foto: AP)
Löchrige Mauern? Hochsicherheitsgefängnis Clinton Correctional Facility in Dannemora (New York)Bild: picture-alliance/AP Photo

Für die Untersuchungsbehörden fängt die Arbeit aber jetzt erst an. Wie konnten die beiden Häftlinge, von denen einer einen Mann zu Tode geprügelt und der andere einen Polizisten erschossen hatte, aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Dannemora entkommen?

Zwei Mitarbeiter des Gefängnisses sind bereits festgenommen worden - eine Frau und ein Mann. Die Mitarbeiterin hat ausgesagt, dass sie mit Hilfe der beiden Mörder ihren Mann umbringen wollte. Der andere Wärter schmuggelte den Insassen Werkzeug in die Zellen. Die Gegenleistung: Gemälde, die einer der Verurteilten für ihn anfertigte - unter anderem von US-Präsident Barack Obama und Hollywood-Schauspielerin Julia Roberts.

Mit dem schweren Gerät konnten sich die beiden Häftlinge dann den Weg in die Freiheit bahnen: Sie sägten ein Loch in die Stahwände ihrer Zellen, zwängten sich durch Schächte und entkamen durch Tunnelsysteme und Rohre. Eine umfassende Untersuchung sei eingeleitet, verspricht Gouverneur Cuomo. "Es waren außergewöhnliche Umstände und die erste Flucht aus dem Gefängnis seit über 100 Jahren - aber eine Flucht ist eine Flucht zuviel."

jj/mak (dpa, afp)