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Leipziger Olympia-Hoffnung

Hanspeter Detmer18. Mai 2004

Am Dienstag (18.5.) gegen 13.30 Uhr wird das Internationale Olympische Komitee in Lausanne bekannt geben, welche Städte weiter im Rennen um die Olympischen Sommerspiele 2012 dabei sind. Noch zittert Leipzig mit.

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Menschenkette für Olympia in LeipzigBild: AP

Weltweit hoffen neun Städte, vom IOC den Zuschlag für die Olympischen Sommerspiele 2012 zu erhalten - Rio de Janeiro, Havanna, New York, London, Paris, Madrid, Istanbul, Moskau und Leipzig. Am Dienstag (18.5.) könnten allerdings in der einen oder anderen Interessentenstadt die olympischen Träume platzen. Denn dann wird IOC-Präsident Jacques Rogge bekannt geben, welche der neun Städte die Hoffnungen vorzeitig aufgeben muss. Die endgültige Vergabe der Spiele erfolgt am 6. Juli 2005 auf der IOC-Session in Singapur.

Technische Vorprüfung

Allerdings ist in keinem Reglement festgeschrieben, dass überhaupt eine Stadt nach der ersten Sichtung auf der Strecke bleiben muss. Es ist also denkbar, dass alle neun Interessenten den Finallauf bis in den Sommer 2005 bestreiten dürfen. IOC-Präsident Rogge wird das Ergebnis einer Vorprüfung verkünden. Nur wer die technischen Voraussetzungen für die weitere Bewerbung erfüllt, wird am Dienstag offiziell zur olympischen "Candidate City" ausgerufen.

Nationale Aufgabe

Der für die Bewerbung zuständige Bundesinnenminister Otto Schily ist optimistisch. Er sieht in der Leipziger Bewerbung eine nationale Aufgabe: "Es ist die Bewerbung nicht Leipzigs allein und nicht Sachsens allein, sondern es ist die Bewerbung Deutschlands mit Leipzig und dem Freistaat Sachsen." Schily hat für die deutsche Bundesregierung alle vom IOC geforderten politischen und finanziellen Garantien abgegeben - eine wichtige Voraussetzung für das Überspringen der jetzigen Hürde.

Nachhaltig und Sparsam

Allgemein wurde den Leipzigern bescheinigt, dass sie nach heftigen Turbulenzen zu Beginn der Bewerbungsphase in den vergangenen Monaten gute Arbeit beim Anfertigen der technischen Hausaufgaben geleistet hätten. Es imponiert vor allem das extrem kompakte Sportstättenkonzept mit der Konzentration der vier Kernsportarten Leichtathletik, Schwimmen, Rudern und Bahnradsport im zentrumsnahen Olympiapark. Zudem sollen viele Arenen in mobiler Bauweise errichtet werden, um sie nach den Spielen abbauen und an anderer Stelle wieder aufbauen zu können. So würden gleich zwei IOC-Forderungen erfüllt: die nachhaltige Ausnutzung sowie die Sparsamkeit.

Unterbringung

Eine Schwachstelle der Leipziger Bewerbung könnte das Beherbergungskonzept sein. Im kleinen Leipzig wäre es unwirtschaftlich, riesige Hotels für einen relativ kurzen Boom aufzubauen. Dann aber kam man auf die Idee, Altbauten zu befristeter Nutzung zunächst als sogenannte Residenzhotels herzurichten, um die entsprechend sanierten Immobilien später dauerhaft als Wohn- oder Bürohäuser zu nutzen. IOC-Präsident Jacques Rogge war, als er Leipzig Mitte April seinen ersten Besuch abstattete, von diesem Konzept sehr angetan. Das Leipzig vergleichsweise klein und nur deshalb chancenlos gegenüber den Millionenmetropolen ist, wollte Rogge am Ende seines ersten Leipzig-Besuchs nicht bestätigen. Die Größe einer Stadt sei nicht entscheidend für den Erfolg der Spiele, sagte Rogge. Er erinnerte daran, dass das norwegische Lillehammer mit nur 14.000 Einwohnern die bislang vielleicht besten Winterspiele ausgerichtet hätte.

Jaques Rogge, Präsident IOC
Jacques Rogge, Präsident des IOCBild: AP

Sicherheit

Höchste Priorität für das IOC habe dagegen die Sicherheit. Die Sicherheitslage Leipzigs wird relativ hoch eingeschätzt, nachdem einige Bewerberstädte in jüngster Vergangenheit Ort terroristischer Anschläge waren und für andere Metropolen die weltpolitischen Vorzeichen nicht sonderlich günstig stehen.

Es ist das neunte Mal, dass sich Deutschland um die olympischen Sommer- bzw. Winterspiele bewirbt. Von den bisherigen acht Bewerbungen wurden fünf vom IOC akzeptiert. Allerdings fanden die Sommerspiele 1916 in Berlin und die Winterspiele 1940 in Garmisch-Partenkirchen wegen des Ersten beziehungsweise Zweiten Weltkrieges nie statt. Zuletzt hatte sich Berlin um die Sommerspiele 2000 beworben, musste aber auf der IOC-Session 1993 in Monaco eine herbe Niederlage hinnehmen.