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Magna will nur Minderheit an Opel

5. Mai 2009

Der Autozulieferer Magna hat sich erstmals zu einem möglichen Opel-Einstieg geäußert: Man wolle weniger als 20 Prozent der Anteile erwerben. Fiat will bei einer Übernahme alle vier Opel-Standorte erhalten.

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Logos von Magna und Opel
Wer kauft Opel - Magna oder Fiat?

Hoffen und Bangen bei Opel: Der angeschlagene Autobauer hat im April erneut deutlich mehr Autos verkauft. 38.000 Zulassungen verzeichnete Opel und steigerte damit seinen Marktanteil in Deutschland auf zehn Prozent. Das ist der zweite Platz hinter Volkswagen. Vor genau einem Jahr hatte der Marktanteil von Opel noch bei 8,8 Prozent gelegen.

Grund für den Aufwärtstrend ist die staatliche Abwrackprämie für Altautos, von der insbesondere die Hersteller von Klein- und Mittelwagen profitieren. Auch der Erfolg des neuen Insignia hilft Opel: Das Mittelklassemodell hat neben den stark gefragten Volumenmodellen Astra, Agila und Corsa einen beachtlichen Teil zum Umsatz beigetragen. In den ersten vier Monaten des Jahres ist der Insignia nach Angaben des Autobauers europaweit bereits mehr als 100.000-mal verkauft worden.

Für Opel kommen die guten Absatzahlen zum rechten Zeitpunkt. Derzeit konkurrieren der italienische Autobauer und der österreichisch-kanadische Zulieferer Magna um den Zuschlag, den kriselnden Hersteller zu übernehmen.

Hat Magna einen russischen Partner?

Frank Stronach, Chef des Zulieferer-Unternehmens Magna, Halbtotale (Foto: AP)
Frank Stronach, Chef des Zulieferer-Unternehmens MagnaBild: AP

Allerdings will sich Magna an Opel mit weniger als 20 Prozent beteiligen. Im Gespräch sind 19,1 Prozent. Magna wolle keinen Kontrollanteil, betonte Magna-Chef Frank Stronach der kanadischen Zeitung "Globe and Mail". Bei einem Opel-Einstieg gäbe Magna die bisherige Strategie auf, als Zulieferer der Branche kein Konkurrent für Autohersteller sein zu wollen. "Angenommen, einige unserer Kunden brechen zusammen? Dann bliebe uns womöglich keine andere Wahl", sagte Stronach. Opel ist ein wichtiger Kunde von Magna.

Zu möglichen Partnern für das Magna-Angebot wie etwa den russischen Autohersteller GAZ äußerte sich Stronach aber nicht. GAZ, das vor allem im Nutzfahrzeugsektor aktiv ist, hatte wiederholt dementiert, Pläne für Opel zu haben. Russlands größte Geschäftsbank, die staatliche Sberbank, verweigerte jeden Kommentar zu Berichten, wonach sie gemeinsam mit GAZ und Magna die Mehrheit an Opel übernehmen wolle. Medien hatten mehrmals berichtet, dass Magna mit einem russischen Partner bei Opel einsteigen wolle.

Fiat will alle vier deutschen Opel-Werke erhalten

Die Äußerungen des Magna-Gründers Stronach kommen nur einen Tag, nachdem Fiat in Berlin seine Pläne zur Schaffung des größten europäischen Autokonzerns durch die Fusion von Fiat, Opel und Chrysler vorgestellt hat. Fiat will die Autosparte seines Konzerns ausgliedern und mit Chrysler sowie Opel zusammenlegen.

Fiat-Chef Sergio Marchionne vor einem seiner Auto-Modelle (Foto: AP)
Fiat-Chef Sergio MarchionneBild: AP

Im Fall eines Einstiegs bei Opel will Fiat alle deutschen Opel-Werke erhalten. "Wir wollen keines der vier Opel-Werke in Deutschland schließen. Ich brauche die Werke in der Zukunft, um genügend Autos zu bauen", sagte Fiat-Chef Sergio Marchionne der "Bild"-Zeitung. Allerdings: Er könne noch nicht sagen, wie viele Mitarbeiter nötig seien: "Aber es werden weniger sein."

Fiat will Milliarden-Staatsbürgerschaften

Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte am Montag nach seinem Gespräch mit Marchionne noch erklärt, das Schicksal des Motoren- und Komponentenwerks in Kaiserslautern sei offen. Die drei Endmontagewerke Rüsselsheim, Bochum und Eisenach sollten aber erhalten werden.

Der Fiat-Chef hatte bei der Bundesregierung dafür geworben, den Einstieg seines Unternehmens bei Opel mit deutschen Staatsbürgschaften abzusichern. Fiat wolle diese Bürgschaften in spätestens drei Jahren zurückzahlen, sagte Marchionne. Die Finanzierung scheint aber gewagt: Statt der rund drei Milliarden Euro Staatsbürgschaften, die der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) in Europa als Bedarf für Opel angemeldet hat, will Marchionne fünf bis sieben Milliarden Euro vom Staat abgesichert bekommen - und mit dem deutschen Geld würde dann auch der Abbau von Arbeitsplätzen in den deutschen Werken finanziert.

Entscheidung noch im Mai

Opel-Betriebsratschef Klaus Franz sieht den Einstieg der Italiener nach einem Gespräch mit Marchionne weiter sehr kritisch: "Wesentliche Fragen sind offen geblieben." Marchionne komme es offenbar vor allem auf einen Technologietransfer von Opel zu Fiat an. Denn der Fiat-Chef habe nicht die Frage beantworten können, wie er die Marke Opel innerhalb eines möglichen Fiat-Chrysler-Opel-Konzerns positionieren wolle.

Wirtschaftsminister Guttenberg hält es für möglich, dass eine Entscheidung zur Zukunft von Opel noch im Mai fällt. Das sei nicht ausgeschlossen, sagte der CSU-Politiker am Montagabend im "heute Journal". Die nächste grundlegende Entscheidung liege aber bei GM. Auf deren Basis könne die Bundesregierung dann über das Ob und Wie einer staatlichen Hilfe entscheiden. (heb/ako/ap/dpa/rtr)