Ringvorlesung Bonn: Digitale Meinungsfreiheit stärken | Start | DW | 09.12.2016
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Ringvorlesung Bonn: Digitale Meinungsfreiheit stärken

Das Internet spaltet - es verschärft einseitige Meinungen und zieht Gräben zwischen Wissenden und jenen, die nur beschränkten Zugang zum Netz haben. Höchste Zeit, dem Recht auf digitale Teilhabe Nachdruck zu verleihen.

Ringvorlesung Real Digital WeltimWandel

Natascha Schwanke, Leiterin Afrika der DW Akademie, stellte ein Tool vor, das in Ghana soziale Netzwerke auf Hinweise auf Gewalt und Diffamation hin auswertet

Kommunikation war nie so global, nie so schnell, nie in dem Maße nachvollziehbar wie heute. Gleichzeitig waren auch Benachteiligte nie so augenscheinlich von der Kommunikation ausgeschlossen. Die gesellschaftlichen Folgen der digitalen Kluft - das war Ausgangspunkt für eine lebhafte Diskussion zum Thema "Digitale Innovationen in Nord und Süd". Die Debatte fand im Rahmen der Vorlesungsreihe "Welt im Wandel" am 5. Dezember statt, zu der das Forum Internationale Wissenschaft gemeinsam mit der Uni Bonn, der Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der DW Akademie eingeladen hatte.

Sowohl Prof. Dr. Bettina Schlüter, Dozentin an der Uni Bonn, als auch Steffen Leidel, Leiter Digital und Wissensmanagement der DW Akademie, wiesen auf die ungleiche Verteilung im Zugang zum Internet und Kommunikationstechnologien hin. Trotz rasanter Entwicklungen sind weite Teile noch immer ausgeschlossen, in vielen Ländern stehen digitale Medien zunehmend unter Druck.

FIW Forum Internationale Wissenschaft in Bonn

Steffen Leidel, Natascha Schwanke und Jeanette Seiffert (Moderation)

Schaut man weiter auf die Initiativen großer Internetfirmen, die ihre Umsonst-Dienste in Entwicklungsländern verbreiten wollen, müsse man dringend auch mögliche negative Entwicklungen in den Blick nehmen, so Steffen Leidel: Entgegen der langläufigen Meinung, dass nur diejenigen vom globalen Wissensaustausch ausgeschlossen sind, die überhaupt keinen Zugang zum Internet haben, gibt es noch weitere Gründe, die digitale Teilhabe verhindern.

Für eine breite Bevölkerungsschicht, so Leidel weiter, beginnt der Ausschluss vom Internetzeitalter bereits mit dem fehlenden Wissen darum, wie die digitalen Möglichkeiten zum eigenen Wohl genutzt werden könnten und wie man sich vor Fakeness oder einseitigen Meinungen schützen kann. 

Selbstbestimmt mitreden

Medienkompetenz kann helfen, dagegen anzugehen - nicht nur beim Unterscheiden zwischen Fakt und Fiktion, sondern auch dabei, sich selbstbestimmt im Netz zu bewegen und seiner eigenen Stimme Gehör zu verschaffen. Mit Medienkompetenz wird  in der Medienentwicklung versucht, Lücken zu schließen und digitale Chancen für benachteiligte Gruppen zu erhöhen. Natascha Schwanke, als Leiterin Afrika der DW Akademie für Medienförderung in Afrika zuständig, erklärte, dass es darum gehe, Brücken zu schlagen zwischen den noch stark analog geprägten Regionen und den rasanten digitalen Innovationen in Städten und Ballungszentren. Sie stellte einige Beispiele aus dem afrikanischen Kontext vor.

FIW Forum Internationale Wissenschaft in Bonn

"Einen bewussten Umgang mit Technologien ermöglichen"

In Namibia unterstützt die DW Akademie beispielsweise den Aufbau eines  landesweiten Netzwerks von Tutoren, die jungen Menschen einen kompetenten Umgang mit sozialen Netzwerken beibringen. Auch dort, wo grundlegende Informationen fehlen, versucht die DW Akademie, den Aufbau von Informationsangeboten zu unterstützen. Etwa im Flüchtlingscamp Kakuma in Kenia, wo tausenden geflüchteten Südsudanesen grundlegende Informationen fehlen und das Wissen um Angehörige, um Essen oder sauberes Wasser lebensentscheidend sein kann.

Beispiele für digitale Teilhabe in Afrika

Digitale Technologien können dazu beitragen, das Bewusstsein für ausgewogene Information zu schärfen und das Recht auf Mitsprache erfahrbar zu machen. Ein aktuelles Beispiel: in Ghana wurden bei der Wahl Analysetools eingesetzt, die die Kommunikation in sozialen Netzwerken auf Hinweise über Gewalt und Diffamation hin auswerteten.

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Prof. Dr. Bettina Schlüter skizzierte die historische Entwicklung von Kommunikationstechnologien

Die Panelisten hoben zwei Aspekte hervor, die in der Diskussion über die Stärkung digitaler Teilhabe dringend Erwähnung finden sollten: Zum einen das enorme Innovationspotential in den Ländern des Globalen Südens. Natascha Schwanke sprach von einer kreativen Nutzung einfacher Technologien, die auch Bettina Schlüter hervorhob. Essentiell sei für alle internationalen Akteure aber auch eine genaue Kenntnis der individuellen Nutzungsgewohnheiten und der tatsächlichen Bedarfe der Zielgruppen, erklärte Steffen Leidel. Welche Plattformen und Tools werden für Kommunikation genutzt? Welcher Informationsbedarf besteht?

Ein Zugang zum Internet allein reicht nicht – so das Fazit. Teilhabe müsse ganzheitlich unterstützt und gestärkt werden. Nur durch Mitspracherecht aller handelnden Akteure und Nutzer könne es zu einem bewussten Umgang mit digitaler Kommunikation kommen – und auch um ein Wissen um deren Folgen. 

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