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"Wer nachlässt, verliert"

Joscha Weber21. Juni 2014

Eigentlich ist doch alles gut. Die deutsche Elf geht nach dem 4:0 gegen Portugal selbstbewusst und als Favorit in die WM-Partie gegen Ghana. Doch der Bundestrainer warnt seine Spieler vor einer schweren Aufgabe.

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Fußball WM 2014 Nationalmannschaft Deutschland Training 14.6.2014
Bild: REUTERS

Die Warnungen sind zahlreich dieser Tage für Joachim Löw. Selbst für die großen europäischen Teams und Mitfavoriten ist die WM-Gruppenphase ein absoluter Überlebenskampf: Weltmeister Spanien ist raus, ebenso das Fußballmutterland England. Vize-Europameister Italien verliert gegen Costa Rica und die nach dem 5:1 gegen Spanien gefeierten Niederländer schrammten gegen Australien nur knapp an einer Niederlage vorbei. Für den deutschen Bundestrainer ist vor dem zweiten WM-Gruppenspiel gegen Ghana in Fortaleza (ab 21 Uhr MESZ im DW-Liveticker) daher klar: "Wer nachlässt, der verliert bei diesem Turnier."

Groß war die Freude und Erleichterung nach dem 4:0-Sieg gegen Portugal, groß ist nun die "psychologische Herausforderung", nicht nachzulassen, wie Löw es formuliert. "Der Auftaktsieg war gut für uns, aber wir müssen nachlegen." Bloß kein Gefühl der Sicherheit, der Selbstzufriedenheit, der Genügsamkeit aufkommen lassen, das war die Botschaft an seine Spieler. Und die scheinen sie verinnerlicht zu haben: "Wir haben nur ein Spiel gewonnen, das ist gar nichts", stellt Toni Kroos klar, "wir haben bisher noch nichts gewonnen", formuliert es Ersatztorwart Roman Weidenfeller noch etwas drastischer und Sami Khedira versichert, dass das Team "sehr konzentriert und Null Komma Null überheblich" ist.

Löw dürfte auf Kontinuität setzen

Soweit die Beteuerungen, nun zu den Fakten: Die deutsche Nationalelf hat nach dem Auftaktsieg bereits die Chance, mit drei weiteren Punkten die vorzeitige Qualifikation für das Achtelfinale zu sichern. Ghana muss nach der knappen Niederlage im ersten Spiel gegen die USA bereits ums Weiterkommen zittern. Beide bisherigen Duelle zwischen Ghana und Deutschland gewann die DFB-Elf, zuletzt bei der WM 2010 in einem äußerst engen Match dank eines Tores von Mesut Özil.

Schweinsteiger DFB Fußball WM Brasilen
Wird wohl zunächst wieder auf der Bank platznehmen: Mittelfeld-Star Bastian SchweinsteigerBild: AFP/Getty Images

Der Kreativspieler in Diensten von Arsenal London hat aus der Portugal-Startelf noch das größte Steigerungsportential. Sein Spiel wirkte, wie öfters zuletzt, blass, uninspiriert und zu oft fehlerhaft. Dennoch wird Özil wohl auch gegen Ghana beginnen dürfen, viel deutet daraufhin, dass Joachim Löw derselben Mannschaft vertrauen wird, die er gegen Portugal ins Spiel schickte. Das zum WM-Start neuformierte Team soll sich finden und stabiler werden. Einziges Fragezeichen in der Startelf: Mats Hummels.

Boateng gegen Boateng

Der Dortmunder Innenverteidiger übte im Abschlusstraining am Freitag zum ersten Mal wieder mit dem Ball. Mit konzentriertem Blick sah man ihm beim Passtraining und anschließend beim Stretching - schwierig, aus diesen Szenen etwas herauszulesen. Der Bundestrainer ließ seinen Einsatz bis zuletzt offen und skizzierte schon einmal Alternativen: Boateng, Mustafi oder Ginter hätten Hummels ersetzen können. Apropos Jerome Boateng: Für ihn wird dieses Spiel wieder ein ganz besonderes. Wie schon bei der WM 2010 trifft er in der Gruppenphase im direkten Duell auf seinen Halbbruder Kevin-Prince. Beide sagen, dass sie sich auf dieses Duell freuen.

Jerome Boateng vs Kevin-Prince Boateng Archiv 2010
Neuauflage des Bruderduells: Wie schon bei der WM 2010 treffen Kevin-Prince (l.) und Jerome Boateng aufeinanderBild: Stephane De Sakutin/AFP/Getty Images

Der Schalker Kevin-Prince Boateng ist mit seiner Energie im Spiel nach vorne sicher eine Herausforderung für die neuformierte deutsche Viererkette, aber beileibe nicht die einzige: Andre Ayew von Olympique Marseille, Sulley Muntari von AC Mailand oder Asamoah Gyan von Al Ain bringen alle eine beeindruckende physische Kraft mit ins ghanaische Spiel. Ghana spielt gerne nach vorne, versteckt sich auch gegen große Gegner nicht. Und: "Sie spielen um ihre letzte Chance. Für sie ist es quasi ein Finale", weiß Joachim Löw, denn Ghana muss gegen Deutschland punkten, um noch eine Chance auf das Achtelfinale zu haben. "Wir treffen auf eine Mannschaft, die uns bis aufs Blut bekämpfen wird."

Angst vor dem offenen Schlagabtausch

Ganz so martialisch wird es sicher nicht, doch die DFB-Elf ist gewarnt: Die ghanaischen Spieler suchen gerne das direkte Duell, Mann gegen Mann, um ihre Physis auszupielen. "Wenn wir einen offenen Schlagabtausch haben, wird es schwierig für uns bei diesen Bedingungen", sagt Löw und verweist auf die hohen Temperaturemn am Spielort Fortalezza. Ghanas Spieler seien die Hitze gewohnt, für die deutsche Elf werde es eine Herausforderung.

Mittelfeld-Ass Sami Khedira lässt keine Ausreden gelten: "Die Bedingungen sind für jeden gleich. Wir wissen, dass sie athletisch sehr stark sind und müssen dagegenhalten." Dagegenhalten, den Kampf annehmen, kompakt bleiben - wer die Aussagen aus dem Lager des DFB liest, gewinnt schnell den Eindruck, Gegner Ghana sei der Favorit in diesem Spiel. Bei aller Tiefstapelei und allen berechtigen Warnungen - sportlicher Favorit ist natürlich die deutsche Elf. Aber was sagt das schon bei dieser WM…