Ägypten/Syrien: Digitale Kluft | Nahost/Nordafrika | DW | 07.02.2012
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Nahost/Nordafrika

Ägypten/Syrien: Digitale Kluft

Blogger aus Deutschland und Nah-Mittelost kamen im Mai 2011 auf Einladung der DW Akademie zur Konferenz Young Media Summit nach Kairo. Mit der syrischen Bloggerin Razan Ghazzawi sprach Jens-Uwe Rahe.

Razan Ghazzawi

Razan Ghazzawi

Vor einigen Wochen sind Sie von Damaskus nach Beirut gezogen. Jetzt wollen Sie zunächst in Kairo bleiben. Was macht Ihr Leben in Syrien so schwierig?
Es geht um meine Arbeit als Bloggerin. In Syrien kann ich nicht so aktiv sein, nicht so produktiv, wie ich möchte. In Damaskus lebe ich bei meinen Eltern, die nicht politisch aktiv sind. Ich müsste zu Freunden ziehen. Das Internet kann jederzeit gesperrt werden. Und ich habe Angst, festgenommen zu werden. Kürzlich wurden zwei Bekannte von mir inhaftiert. Bevor man sie wieder frei ließ, legte man ihnen eine Liste vor. Auf dieser stand auch mein Name. Ich bin bisher nicht direkt bedroht worden, aber ich habe das Gefühl, es könnte etwas passieren, wenn ich zurückgehe.

Warum hat Syriens Regierung Facebook freigegeben?
Einige Leute sagen, die Regierung habe die Wirkung unterschätzt. Sie habe es nicht für möglich gehalten, dass so viele Menschen auf die Straße gehen. Andere sagen, die Regierung nutze Facebook, um die Online-Aktivisten im Land zu beobachten, um herauszufinden, wer sie sind und wo sie wohnen, um sie festzunehmen.

2011.04 DW-AKADEMIE YMS 2011

Auf dem Young Media Summit der DW Akademie sprachen Sie über die digitale Kluft zwischen Bürgern, die das Internet nutzen, und denen, die keinen Zugang haben. Zeigt sich die digitale Kluft in der syrischen Protestbewegung?
Ich habe den Eindruck, dass die meisten Demonstranten nicht bei Facebook sind. Die, die festgenommen werden, die ihr Leben opfern - von ihnen haben wir keine Fotos. Es gibt zwischen 50 und 70 Kampagnen bei Facebook; die Aktivisten gehören alle zur gebildeten Mittelschicht. Wir kennen uns. Doch 11.000 Menschen sind festgenommen worden. Wir können sie nicht identifizieren. Sie leben in Vor- und Kleinstädten und auf dem Land. Sie gehören nicht zum Kreis der Mittelklasse und der Intellektuellen. Deshalb sage ich: Ja, es gibt eine digitale Kluft innerhalb der syrischen Protestbewegung.

Was nehmen Sie mit vom Young Media Summit 2011?
Für mich war es sehr interessant, dass die Konferenz in Ägypten stattgefunden hat. Hier, wo die Armee eine zentrale Rolle in der Revolution gespielt hat. Ich frage mich, was das für Syrien bedeuten könnte. Persönlich war dies für mich die erste Konferenz dieser Art, auf der ich mich wirklich wohl gefühlt habe. Wir Blogger sind uns näher gekommen. Eigentlich bin ich etwas stur. Aber hier habe ich gern zugehört und mich auf andere Sichtweisen eingelassen.

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  • Datum 07.02.2012
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