1975: Interview mit Josef Meinrad | Schauspieler im Gespräch | DW | 18.07.2012
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Schauspieler im Gespräch

1975: Interview mit Josef Meinrad

"Es waren nicht immer nur Wiener, die die großen, die guten und schönen Erfolge im Burgtheater hatten" - Josef Meinrad über die Geschichte des Burgtheaters

Josef Meinrad Schauspieler (80er-Jahre)

Josef Meinrad Schauspieler (80er-Jahre)

Für die „Stuttgarter Zeitung“ vom 21.4.93 war er "Lausbub und Legende zu Lebzeiten", er spielte an die 100 Rollen am Wiener Burgtheater, wirkte in knapp sieben Dutzend Filmen mit und war stolzer Träger des Iffland-Ringes. Josef Meinrad gehörte zu Wien wie die Wiener Hofburg und avancierte rasch zum Publikumsliebling.

Doch kein Priester

Das Licht der Welt erblickte Josef Meinrad am 21.4.1913 in Wien. Aus einfachen Verhältnissen stammend, sollte er dem Wunsch seiner Eltern nach Priester werden, doch das Schicksal entschied anders. Nach einiger Zeit im Priesterseminar der Redemptoristen in Katzelsbach schwenkte er zunächst auf eine kaufmännische und später auf die künstlerische Laufbahn um. Bereits zwei Jahre vor seiner Reichstheaterkammerprüfung, die er 1938 ablegte, stand Josef Meinrad zum ersten Mal auf der Bühne: Das Wiener Kabarett "ABC" und die "Wiener Komödie" waren jene Stätten, an denen eine fabelhafte schauspielerische Karriere beginnen sollte, die vor allem am Wiener Burgtheater ihre Erfüllung fand und dessen Ensemble er über Jahrzehnte angehörte. In unzähligen Rollen soll Josef Meinrad 7155 Mal auf der Bühne gestanden haben, wie "Die Welt" vom 21.4.93 präzise ausrechnete. Doch auch der Film entdeckte bald seine Fähigkeiten.

Gendarmeriemajor Böckl

Josef Meinrad (re.) als Gendarmeriemajor Böckl in dem Film Sissi - Die junge Kaiserin (mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm)

Josef Meinrad (re.) als Gendarmeriemajor Böckl in dem Film "Sissi - Die junge Kaiserin" (mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm)

Zum ersten Mal stand Josef Meinrad vor der Kamera 1946: in der Komödie "Die Welt dreht sich verkehrt" mit Hans Moser in der Hauptrolle. Es sollten knapp sieben Dutzend Kino- und Fernsehproduktionen werden, bei denen er in verschiedene Rollen schlüpfte. So spielte Josef Meinrad unter anderem in Filmen wie "Die Trapp-Familie", "Der Kongreß tanzt" oder auch in der Komödie „Die schöne Lügnerin“ mit Romy Schneider in der Hauptrolle. Unvergessen bleibt auch sein Gendarmeriemajor Böckl in der Sissi-Trilogie. Josef Meinrad trat auch in zahlreichen Fernsehserien auf. So war er unter anderem in der ZDF-Serie "Ringstraßenpalais" zu sehen, 36 Mal schlüpfte er in die Priester-Soutane in der Krimi-Serie "Pater Brown", in der er die Hauptrolle spielte. Ferner wirkte er in solchen Dauerrennern wie "Der Kommissar" oder auch "Das Traumschiff" mit. Zuletzt übernahm Josef Meinrad 1993 die Rolle des Abtes Korbinian in der ZDF- Comedyserie "Ora et labora" von Georg Lohmeier, die in der ARD von 1966 bis 1972 ausgestrahlt wurde. "Die Welt" vom 21.4.93 weiß zu berichten, dass er während seiner Karriere insgesamt in 21 Priesterrollen spielte.

Der österreichische Schauspieler Josef Meinrad in der Rolle des Don Quichote in Der Mann von La Mancha.

Josef Meinrad in der Rolle des "Don Quichotte"

Der Iffland-Ring

Der Oktober 1959 wurde für Josef Meinrad zu einem ganz besonderen Monat: der Schauspieler erhielt den Iffland-Ring, der jewels an den bedeutendsten deutschsprachigen Theaterschauspieler von seinem Vorgänger auf Lebenszeit vererbt wird. Diese höchste Auszeichnung eines Schauspielers stellt ein Bild des Schauspielers, Theaterdirektors und Dramatikers August Wilhelm Iffland dar, der in der Zeit von 1759 bis 1814 lebte und wirkte und seinen ersten großen Erfolg in der Uraufführung von Schillers "Räubern" feierte. Josef Meinrad erbte diesen Ring von dem deutschen Schauspieler Werner Krauß. Bei seiner Dankesrede dachte Josef Meinrad über Krauß’ Gründe für diese Auszeichnung nach und sagte unter anderem: "Vielleicht wollte er auch sagen, auf seine Art, dass die Bezirke des Humors nicht unbedingt Vororte der Kunst sein müssen", wofür er einen herzlichen Beifall des Publikums erhielt. Doch es war nicht die einzige Auszeichnung, mit der der Schauspieler geehrt wurde. So erhielt er unter anderem bereits 1955 den Titel des Kammerschauspielers und war auch Träger des Österreichischen Ehrenkreuzes 1. Klasse für Wissenschaft und Kunst. Josef Meinrad starb am 18.2.96 in seinem Alterssitz in Großgmain bei Salzburg. In dem Nachruf würdigte ihm "Der Spiegel" am 26.2.96 als einen "Wiener von der menschlichen Gestalt und einen Schauspieler, den alle liebten." Seinen Iffland-Ring vererbte Josef Meinrad an den Schweizer Schauspieler Bruno Ganz.

Im September 1975 traf Anatole Jaro für die DW Josef Meinrad in New York und befragte ihn über seine Arbeit.

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich

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