DW Akademie in Ghana: Frühwarnsystem statt Abschalten | Afrika | DW | 25.09.2017
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Afrika

DW Akademie in Ghana: Frühwarnsystem statt Abschalten

Wahlmanipulation und Hetze im Netz? Ein Projekt mit Unterstützung der DW Akademie in Ghana zeigt, wie die Zivilgesellschaft dagegen vorgehen kann. Und staatliche Stellen davon überzeugt, auf Internetzensur zu verzichten.

In der Diskussion um Falschinformation im Internet kann er mitreden: Jeremiah Sam (38), Programmleiter von „Pen Plus Bytes“, einer NGO für IT-Journalismus und gesellschaftliche Teilhabe durch Neue Medien. Sam und sein Team in Accra, Ghana, haben das „Social Media Tracking Center“ aufgebaut, ein Frühwarnsystem gegen Hasskommentare und Falschmeldungen in Sozialen Medien. Unterstützung erhielt Pen Plus Bytes durch die DW Akademie. Es funktioniert so gut, dass die ghanaischen Sicherheitsbehörden bei den jüngsten Parlaments- und Präsidentschaftswahlen an ihrem Beschluss festhielten, das Internet nicht abzuschalten. 

Zum Hintergrund: Der ghanaische Generalinspektor der Polizei, John Kudalor, hatte mit seiner Ankündigung sieben Monate vor der Wahl massive Proteste ausgelöst. Den Behörden schien die Gefahr zu groß, dass die Anhänger verschiedener Lager durch Hassbotschaften und Falschinformationen zu Gewalt angestachelt würden. Mit der gleichen Argumentation hatten die Regierungen anderer afrikanischer Länder – darunter Gabun, Uganda, Tschad, Kongo-Brazzaville und Gambia – 2016 das Internet beziehungsweise Soziale Medien abgeschaltet. 

Bürger als Wahlbeobachter – dank Social Media 

Jeremiah Sam, früher selbst Journalist, sieht in der vollständigen Abschaltung keine sinnvolle Lösung. Gemeinsam mit anderen Nichtregierungsorganisationen konnte er die Verantwortlichen in langen Gesprächen überzeugen, dass die Wahlen auch ohne ein Internet-Verbot friedlich verlaufen würden.

ghanaische NGO Penplusbytes

Jeremiah Sam: Hat das "Social Media Tracking Center" aufgebaut

„Viele Sicherheitskräfte sind nicht im Umgang mit Sozialen Medien geschult und begreifen sie als Bedrohung. Wir machen ihnen klar, dass Soziale Medien eine große Bereicherung sind“, sagt Sam. 

Insgesamt 72 Stunden vor und nach der Wahl am 7. Dezember 2016 durchsuchte ein Team von speziell geschulten Freiwilligen und beratenden Experten Twitter, Facebook und andere Kanäle mit Hilfe einer eigens entwickelten Filtersoftware nach Schlüsselbegriffen. Bei Hinweisen auf Unregelmäßigkeiten, Wahlmanipulation oder Gewalt wurde ein Verifizierungsteam aktiv.

ghanaische NGO Penplusbytes

Auf der Suche nach Falschmeldungen und Hasskommentaren

Bestätigte Vorfälle gaben sie – je nach Art und Schweregrad – unmittelbar an die Wahlkommission, unabhängige Wahlbeobachter oder die Sicherheitsbehörden weiter. Insgesamt 1.800 Mal bekam Sams Team Hinweise auf Falschmeldungen. In diesen Fällen korrigierten sie die entsprechenden Informationen. Hinweisen auf Gewalt wurde nachgegangen. 

„Im Wesentlichen war das Social Media Tracking Center eine Plattform, dank der Bürger als Wahlbeobachter aktiv werden und Unregelmäßigkeiten sofort melden konnten“, erklärt Jeremiah Sam.