DW Global Media Forum: Chinas Medienpolitik in Afrika | Regionen | DW | 25.06.2013
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Regionen

DW Global Media Forum: Chinas Medienpolitik in Afrika

Neue Akteure treten auf die Medienmärkte der Entwicklungsländer – und sie kommen auch aus Schwellenländern. Chinas Engagement in Afrika war ein Thema einer Diskussionsrunde der DW Akademie auf dem Global Media Forum.

Yu-Shan Wu GMF 2013 Datum: 19.06.2013 Ort: Global Media Forum, Bonn Copyright: DW/ DW/ Matthias Müller

Global Media Forum 2013 GMF Yu-Shan Wu

Im Januar 2012 startete der staatliche Sender, China Central Television (CCTV), ein tägliches Nachrichtenprogramm in englischer Sprache aus dem Regionalstudio in Nairobi, Kenia. CCTV Africa berichtet über Entwicklungen auf dem gesamten Kontinent und darüber hinaus. Das Programm richtet sich an eine afrikanische, chinesische und internationale Zuhörerschaft. Andere chinesische Anbieter in Afrika sind etwa die Xinhua News Network Corporation und China Radio International.

Zu den Teilnehmern der DW Akademie-Diskussionsrunde gehörten Yu-Shan Wu, eine Forscherin aus Südafrika, die vor allem die chinesische Verflechtung mit den afrikanischen Staatsmedien beobachtet, und Mark Kaigwa, ein Medienberater mit Sitz in Nairobi.

Im Westen ist die Ansicht verbreitet, Chinas Interesse an Afrika sei in erster Linie auf Rohstoffe und Handel beschränkt. Warum aber engagiert sich China nun auf Afrikas Medienmarkt?

Yu-Shan Wu: Das Phänomen ist nicht wirklich neu. In den 1950-er Jahren haben die Chinesen, so etwa die Nachrichtenagentur Xinhua die afrikanischen Freiheitsbewegungen unterstützt. Ungefähr seit der Jahrtausendwende unterstützt China die Staatssender in Afrika mit Technik und hilft beim Ausbau der medialen Infrastruktur. Wenn auch diese Unterstützung anhält, so hat sich doch der Schwerpunkt des Engagements abermals verschoben: China ist heute ein wirtschaftlicher Global Player, der seine Sicht der Dinge verbreiten will.

Warum ist das so wichtig?

Yu-Shan Wu: Dafür gibt es verschiedene Gründe. Einer davon ist, dass westliche Medien häufig ein negatives China-Bild vermitteln – als ein wirtschaftlicher Konkurrent, als Geldgeber, der korrupte Regierungen unterstützt. China will diesem Bild etwas entgegensetzen in Afrika und auch darüber hinaus, und es will selbst derjenige sein, der die Meinung über sein Handeln bestimmt.

Zugleich muss China die Öffentlichkeit im eigenen Land motivieren und begeistern. Die Chinesen haben genug von Ideologie, und in Zeiten zunehmender, globaler Vernetzung möchte die Regierung ihr Handeln im Ausland erklären.

Während der Diskussion haben Sie die Finanzkrise 2008 erwähnt. Welche Rolle hat sie für Chinas Engagement in den Medien gespielt?

Yu-Shan Wu: Für die globale Strategie Chinas hat die Finanzkrise zentrale Bedeutung. Durch die Krise waren die bestehenden internationalen Medienunternehmen gezwungen, ihre Ausgaben zu reduzieren und sich auf ihre Aktivitäten in den Heimatländern zu konzentrieren. China und andere Schwellenländer hatten weiterhin Geld zur Verfügung; so investierte China kräftig in seine weltweite Medienpräsenz, Afrika eingeschlossen.

2008 war aber auch das Jahr der Olympischen Spiele in Peking und öffnete die Türen für mehr Kritik von außerhalb Chinas. Das Land sah sich angeklagt beispielsweise für die Missachtung der Menschenrechte in Tibet und anderswo. Diese und andere Kritik veranlasste China dazu, eine globale Medienpräsenz aufzubauen, um ein friedliches, nicht bedrohliches China-Bild zu transportieren.

Im Bezug auf Afrika werden die chinesischen Medien weiter dafür kritisiert, sich nur auf positive Aspekte zu fokussieren und nicht auf innenpolitische Themen oder ihre wirklichen Beziehungen zu den Regierungen Afrikas.

Wie reagieren Afrikaner auf Chinas Mitwirkung auf dem Medienmarkt?

Mark Kaigwa: Es ist interessant, weil Afrikaner bis vor kurzem über China nur durch die westlichen Medien etwas erfuhren, und das heißt eben auch nur aus einer westlichen Perspektive. Jetzt stehen wir in direktem Kontakt mit China und so entsteht eine ganz andere Dynamik. Afrikanische Journalisten, zum Beispiel, werden zur Aus- und Fortbildung gesandt und lernen ihre chinesischen Kollegen kennen.

Mark Kaigwa GMF 2013 Datum: 19.06.2013 Ort: Global Media Forum, Bonn Copyright: DW/ DW/ Matthias Müller

Global Media Forum 2013 GMF Mark Kaigwa

Bei CCTV Africa etwa reisen leitende Moderatoren Regelmäßig nach Peking. Es ist ebenso bemerkenswert, dass die Mehrheit der Journalisten, die für das Unternehmen arbeiten Afrikaner sind, und dass es häufig hervorragende Journalisten sind. Die regionalen afrikanischen Sender empfinden CCTV nicht notwendigerweise als Bedrohung, weil der Sender einen viel weiteren Fokus hat.

Hat Zensur an Bedeutung gewonnen, seit China die Präsenz auf dem afrikanischen Medienmarkt ausbaut?

Mark Kaigwa: Das muss man von Fall zu Fall betrachten. Es gibt 55 Länder in Afrika und nicht in allen sieht es gut aus für eine freie Presse, ganz unabhängig von den Aktivitäten Chinas. Einzelne Regierungen nehmen ihre eigene Haltung dazu ein.

Wie auch immer: Seit 2009 ist China Afrikas größter Handelspartner – und ja, wirtschaftliche Interessen spielen eine Rolle. Es gibt Länder, die von Chinas Einfluss profitieren und Länder, die das nicht tun. Das kann beeinflussen, wie sie mit Fragen wie etwa der Pressefreiheit umgehen.