Journalismus – der Atem der Demokratie  | Veranstaltungen | DW | 10.11.2017
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DW-Diskussion

Journalismus – der Atem der Demokratie 

Mit Medienschaffenden aus China, Polen und Kolumbien diskutierte Chefredakteurin Ines Pohl am 9. November in Berlin. Das DW-Panel im Rahmen der DLF-Konferenz „Formate des Politischen“ moderierte Julia Hahn. 

DW-Panel „Medien als Barometer für Demokratie“

DW-Panel „Medien als Barometer für Demokratie“ v.l.: Julia Hahn, Shi Ming, Bartosz Wielinski, Patricia Salazar und Ines Pohl

Vor zehn Jahren habe er sich nicht vorstellen können, dass er zum Thema Pressefreiheit einmal zwischen Kollegen aus China und Kolumbien auf einem Panel sitzen würde, sagte Bartosz Wielinski von der Gazeta Wyborcza. Gemeinsam mit den Journalisten Shi Ming (China), Patricia Salazar (Kolumbien) und DW-Chefredakteurin Ines Pohl diskutierte der aus Warschau angereiste Wielinski bei der Konferenz „Formate des Politischen“, zu der das Deutschlandradio eingeladen hatte. Thema der Diskussion: „Medien als Barometer für Demokratie“. Aufseiten des Gastgebers waren Programmdirektor Andreas Peter Weber und Chefkorrespondent Stephan Detjen unter den 80 Gästen am Donnerstagabend im Haus der Bundespressekonferenz.

Stephan Detjen, Ines Pohl und Andreas-Peter Weber

Ines Pohl mit Stephan Detjen und Andreas Peter Weber

„Ich beneide Sie hier in Deutschland. In Polen hat die Regierung erfolgreich den Anspruch auf eigene Medien erhoben und kontrolliert jetzt den öffentlich-rechtlichen Rundfunk“, sagte der Außenpolitikchef der einflussreichsten polnischen Tageszeitung. Private Medien erhielten in Polen inzwischen keine Anzeigen mehr von öffentlichen Institutionen. „Die wollen uns aushungern“, so Wielinski. „Die Regierung wird alles tun, um unsere Zeitung stillzulegen.“

Beneidenswert und doch gefährdet

Die Zahl der Länder, in denen „die DW gebraucht wird“, wachse weiter, sagte Ines Pohl zum gegenwärtigen Ranking der Pressefreiheit in aller Welt. „In Deutschland verfügen wir zwar über eine gute öffentlich-rechtliche Struktur. Wenn allerdings die Ebene des Lokaljournalismus zunehmend wegbricht – etwa durch finanziellen Druck: Wer schaut dann hin, wie korrupt der Bürgermeister ist, der seinem Neffen den großen Bauauftrag zuspielt“, so Pohl. 

Hierzulande könne man schon sagen und schreiben, was man wolle, und sie sehe keine Bedrohung durch die Staatsmacht. „Das heißt aber noch lange nicht, dass unsere freie Berichterstattung nicht bedroht ist“, warnte die Chefredakteurin der DW. „Die Gefahr liegt eher in uns selbst, denn es geht zu oft um Quote und Aufmerksamkeit.“ 

„Die chinesische Öffentlichkeit ist kreativ“

In China erlebten Journalisten Zensur in wachsendem Maße in Bezug auf den Umgang mit Fakten, sagte Shi Ming. Bestimmte Fakten würden mit Tabus belegt, schon die Veröffentlichung eines Fotos berge oft Gefahren. Allerdings würden sich die staatlichen Tabus immer wieder verändern. Das führe bei Journalisten zu Verunsicherung und zum Einsatz der Schere im Kopf. Fakten und Faktencheck sehe er aber auch im Journalismus in Deutschland in Gefahr. In Zeiten der Schnelllebigkeit und der 1‘30-Antworten leide die Qualität. 

Zur Frage nach dem Umgang deutscher Politik mit dem Thema Zensur in seiner Heimat sagte Shi Ming, „China lässt sich von niemandem etwas sagen.“ Druckmittel würden da nicht helfen. „Die chinesische Öffentlichkeit ist aber kreativ“ und ein Regime könne eben nicht alles verbieten, zeigte sich Shi Ming zuversichtlich.

Aktivismus und Journalismus trennen

„Journalismus ist der Atem der Demokratie“, sagte die aus Kolumbien stammende Patricia Salazar, die unter anderem für El Tiempo, der größten Tageszeitung Kolumbiens, schreibt. Sie beobachte bei ihren Landsleuten, dass Soziale Medien zunehmend als Informationsquelle genutzt würden und weniger etablierte journalistische Quellen. Darin sehe sie allerdings auch Gefahren für die Gesellschaft. „Menschen suchen nur die Bestätigung der eigenen Meinung. So geht die Diskussionskultur verloren“, mahnte sie. Aktivismus und Journalismus auch künftig voneinander zu trennen, das sei eine große Herausforderung unserer Zeit – nicht nur in Kolumbien und Lateinamerika insgesamt, sondern auch in Deutschland. 

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