Pressefreiheit: „Weltweit ist die Lage dramatisch“ | Presse | DW | 03.05.2016
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Presse

Pressefreiheit: „Weltweit ist die Lage dramatisch“

Staatliche Übergriffe, Drohungen, sogar Mord: In vielen Ländern werden Journalisten unterdrückt. Die Lage der Pressefreiheit ist dramatisch schlechter geworden. Gastbeitrag von Intendant Peter Limbourg auf Zeit-Online.

Pressefreiheit ist ein großes Übel, sie stört das gute Verhältnis zwischen Regierung und Volk, sät Zwietracht unter den Menschen und führt dazu, dass nur skandalisiert und nicht informiert wird.

Das ist in etwa die gängige Antwort der zahlreichen Autokraten, Despoten, Warlords, Ein-Parteien-Kader, religiösen Extremisten oder Militärmachthabern rund um den Globus, wenn Demokraten für die freie Presse eintreten.

Aber nicht nur Diktatoren sehen das so, auch Menschen, die hierzulande auf die Straßen gehen oder die Sozialen Medien mit Hasskommentaren füllen.

Peter Limbourg

DW-Intendant Peter Limbourg

Wer das Wort „Lügenpresse“ ernsthaft im Munde führt, ist im Grunde ein Gegner der freien Presse. Es geht diesen Menschen nicht um die Wahrheit, die angeblich von Journalisten verschwiegen oder verdreht wird, es geht um die eigene Wahrheit – nach dem Motto: Wer die Welt nicht wie ich sieht, lügt.

Da unterscheidet sich der Pegida-Aktivist nicht vom derzeitigen türkischen Präsidenten.

Doch die Pressefreiheit wird nicht nur von außen bedroht, auch in den Redaktionen wird gelegentlich Munition gegen sie geliefert.

Journalistinnen und Journalisten, die nicht richtig recherchieren, die einfach ungeprüft von anderen abschreiben oder tatsächlich jeden harmlosen Vorgang skandalisieren, aus jeder staatsanwaltlichen Ermittlung gleich ein Urteil fällen – auch sie liefern die Argumente für die Feinde der Freiheit.

Wer jetzt den großen wirtschaftlichen Druck auf die Medienhäuser als Entschuldigung ins Feld führt, macht es sich dann doch etwas einfach. Die große Mehrheit der deutschen Journalisten schafft es auch unter schwierigen Rahmenbedingungen, sorgfältig und wahrhaftig zu arbeiten.

Weltweit aber ist die Lage dramatisch. Gefälligkeitsjournalismus und Selbstzensur sind auf dem Vormarsch. Kritischen Medienhäusern wird die wirtschaftliche Basis entzogen. Staatliche Eingriffe, Verhaftung, Einschüchterungen und körperliche Übergriffe bis hin zum Mord sind leider keine Ausnahme. Es trifft Blogger in Bangladesch, Reporter in Russland oder Kommentatoren auf Kuba. Die Liste der unfreien Länder lässt sich fortsetzen.

Natürlich ist Pressefreiheit anstrengend und wie bei allen Freiheiten gibt es gelegentlich Missbrauch. Aber sie ist ein universelles Menschenrecht – kein Luxus. Kritischer Journalismus trägt langfristig zur Stabilisierung von Gesellschaften bei.

Sie ist in der Regel das Korrektiv für Fehlentwicklungen aller Art und meist auch eine Voraussetzung für freie wirtschaftliche Entfaltung und damit für wachsenden Wohlstand.

Die Deutsche Welle versucht weltweit mit Ihren Programmen und ihrer Akademie die Menschen und Machthaber vom Wert einer freien Presse zu überzeugen. Das ist keine einfache Arbeit und bedarf großer Anstrengungen – aber sie lohnt sich.

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