"Sin conexión": Ein Comic aus Guatemala klärt über Sicherheit in Sozialen Medien auf | Lateinamerika | DW | 09.08.2019
  1. Inhalt
  2. Navigation
  3. Weitere Inhalte
  4. Metanavigation
  5. Suche
  6. Choose from 30 Languages

Lateinamerika

"Sin conexión": Ein Comic aus Guatemala klärt über Sicherheit in Sozialen Medien auf

Wie lassen sich Medienkompetenzen benachteiligten Jugendlichen vermitteln? Ein Comic meistert den Spagat zwischen Aufklärung und Unterhaltung.

Abril ist eine junge guatemaltekische Frau. Sie lebt bei ihrer Großmutter, weil ihre Eltern auswandern mussten. Abril hat viele Träume. Und sie ist in den Sozialen Netzwerken aktiv. Abril steht für die junge Generation Guatemalas: Sie ist die Heldin eines Comics, der über digitale Sicherheit aufklärt. Abrils Geschichte nimmt ihren Lauf, als sie eines Tages vergisst, sich bei Facebook auszuloggen.  

Wie viele guatemaltekische Jugendliche geht auch Abril in einem Internetcafé online. Und so erhält ein Unbekannter Zugriff auf ihr Facebook-Profil, ändert ihr Passwort und postet in Abrils Namen ihre vermeintlich sehr privaten Gedanken – öffentlich. "Ich suche einen gut aussehenden Freund, der meine Geheimnisse kennen möchte!", das erntet im Netz viel Häme und Spott, Abrils Verzweiflung ist schließlich sehr groß. Ihr wird bewusst, wie viele sensible Informationen sie im Netz über sich preisgegeben hat.

Mit einem Comic Medienkompetenzen vermitteln

Verteilt wird der Comic mit dem Titel "Sin conexión", was so viel bedeutet wie "offline", durch das Guatemaltekische Institut für Radiobildung (IGER). IGER ist ein langjähriger Partner der DW Akademie und gemeinsam sind sie in Lateinamerika Pioniere für Media and Information Literacy (MIL).

Dort, wo die Menschen arm sind und ihre Kinder nicht in die Schule gehen können, bietet IGER oft den einzigen Zugang zu Bildung: durch die Arbeit von Freiwilligen, die sich über die Institution als Lehrerinnen und Lehrer engagieren, und durch seine Radioprogramme. Radio Sónica sendet seit 2015 und richtet sich vor allem an die benachteiligten Jugendlichen aus den Armenvierteln von Guatemala-Stadt.

Und weil sich der Sender als Multiplattform-Medium versteht und inzwischen auch Soziale Netzwerke wie Instagram und Facebook bedient, ist es den Macherinnen und Machern ein besonderes Anliegen, die Jugendlichen über die verantwortungsvolle Nutzung ihrer Sozialen Netzwerke aufzuklären.

DW Akademie Radio Sónica Guatemala Edgar Zamora

Edgar Zamora ist Journalist und unterstützt als lokaler Experte Radio Sónica

"Wir haben festgestellt, dass sich die jungen Leute in ihren Sozialen Netzwerken oft sehr nachlässig bewegen und daher sehr verletzlich und gefährdet sind", sagt der Journalist Edgar Zamora, Experte der DW Akademie bei Radio Sónica. "Unsere jungen Hörer benötigen Medienkompetenzen, damit sie ihre Rechte in der digitalen Welt wahrnehmen können." Dabei fand das Team es gerade reizvoll, ein digitales Thema über ein traditionelles Medium wie den Comic aufzugreifen.

"Er verdeutlicht das komplexe Problem mit einer Geschichte und vermittelt unsere Botschaften auf unterhaltsame Weise. Wir wollten keinen langen Text mit vielen Tipps, weil die Jugendlichen schon enorme Mengen an Medienbotschaften erhalten", sagt Zamora.

Ein Radio als Brücke

Radio Sónica vermittelt nicht nur eine kritische Mediennutzung, der Sender bindet mit seinem einzigartigen Konzept benachteiligte Jugendliche ein und wirkt mit seinen Angeboten wie eine Brücke in die Gesellschaft Guatemalas. Er verleiht Jugendlichen eine Stimme, die in einer der gewalttätigsten Städte der Welt leben – und deren Lebensrealität sich kaum in den Massenmedien wiederfindet.

DW Akademie Radio Sónica Guatemala

Das Team von Radio Sónica spricht über Aktivitäten in den Sozialen Medien.

"Radio Sónica lässt  junge Leute zu Wort kommen, die für kommerzielle Sender einfach nicht interessant sind, und greift Tabu-Themen wie Bandenkriminalität, Sexualität und häusliche Gewalt auf, an die sich andere Medien nicht herantrauen", erklärt Johannes Metzler, Ländermanager der DW Akademie für Guatemala. Wenn Jugendliche ihre Anliegen frei äußern können, sei das ein Beitrag für eine freiere Gesellschaft und gegen die allgegenwärtige Gewalt: "Wer sich mit Worten Gehör verschaffen kann, muss das nicht mit Waffen tun", sagt Metzler.

Am Ende des Comics lernt auch Abril, was Radio Sónica Jugendlichen beibringt: besser und sicherer mit ihren Informationen in Sozialen Medien umzugehen. Ein guter Freund steht Abril zur Seite und zusammen können sie den Täter, der ihre Facebook-Identität übernommen hat, durch eine List stellen. Der Comic zeigt anschaulich, wie wichtig Sicherheit im Netz ist, und macht auf der anderen Seite auch deutlich, dass Cybermobbing und Stalking kriminell sind. Aber er macht auch Mut: Abril lässt sich nicht unterkriegen. Und am Ende beschließt sie sogar, ihre Erfahrungen in einem Blog zu veröffentlichen – damit auch andere aus ihrem Fehler lernen können.

Die Redaktion empfiehlt

Downloads