Wie kann die Ausbildung von Journalistinnen und Journalisten in Zukunft aussehen? In Beirut haben beim Idea Lab „Re-imagining journalism education" 30 Fachleute aus fünf Ländern darüber diskutiert.
Was ist die Rolle eines Journalisten heute? Diese Workshop-Teilnehmer beantworten diese Frage mit Storytelling und einer gebastelten Bühne, auf der mehrere Figuren stehen.
Was wünschen sich angehende Journalisten für ihre Ausbildung? Welche Punkte sind wirklich wichtig? Im Januar und Februar trafen sich in Beirut 30 weibliche und männliche Journalisten, Techniker, Uni-Professoren und Medienunternehmer aus Libanon, Ägypten, Irak, Marokko und Jordanien zu zwei Workshops, um Ideen für neue Journalismus-Curricula in der Region zu entwickeln.
„Das Journalismus-Studium in der Region Nahost/Nordafrika neu denken“ – so heißt ein innovatives Projekt der DW Akademie und deren libanesischer Partnerorganisation Maharat Foundation, das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt wird.
Die Bedürfnisse der Studierenden stehen im Mittelpunkt
Die Workshops folgten der Methode des Human Centered Design, die sich generell um die Bedürfnisse von Nutzern dreht. Eine neue Erfahrung im Bereich der journalistischen Ausbildung, die die Ländermanagerin Sandra van Edig als „aufregende Herausforderung“ beschreibt. Um Prototypen für Lehreinheiten erstellen zu können, erkundeten die Teilnehmenden die Bedürfnisse der Studierenden. „Die Medien haben sich seit ein paar Jahren wirklich verändert“, erklärt Faten Jebai, freiberufliche Videojournalistin im Libanon, die vor kurzem selber noch studiert hat. „Ich wollte noch die journalistischen Techniken erlernen. Jetzt wollen die Studierenden vor allem wissen, wie sie zu Geld kommen und wie sie markttauglich sein können.“
„In Marokko wollen die Studierenden mehr Praxis und weniger Theorie“, hat Mohamed Ezzouak, Gründer des marokkanischen Infoportals „yabiladi.com“ festgestellt. „Neue Fächer rund um Datenjournalismus oder Datenvisualisierung fehlen aber oft in den Lehrplänen. Auch Wissen über das Wirtschaftsmodell von Medienunternehmen wird kaum vermittelt.“
Das Spiel „Mediapoly“ basiert auf „Monopoly“ und soll den Studierenden ermöglichen, sich mit unterschiedlichen Fachbegriffen vertraut zu machen.
Mit „Mediapoly“ spielerisch die Medienwelt verstehen
Um dem entgegenzuwirken, hat Ezzouak während des zweiten Workshops das „Mediapoly“ entwickelt. Das Spiel basiert auf „Monopoly“ und soll es den Studierenden ermöglichen, sich mit unterschiedlichen Fachbegriffen vertraut zu machen. Die Spieler müssen ein Medium - etwa eine Webseite oder eine Zeitung - auswählen und dann Inhalte produzieren oder produzieren lassen. Sie lernen dabei auch, ihre Zeit zu managen, Anzeigen zu verkaufen und Steuern zu zahlen.
Bayan Tal leitet das Media-Literacy-Programm am Jordan Media Institute und findet die Erkenntnisse aus dem Workshop nützlich: „Unsere Region braucht professionellen Journalismus, wir brauchen gute Medien. Ich glaube, dass die Ausbildung von Journalisten in Medienkompetenz der Schlüssel zu einer Generation ist, die über ein kritisches Denken verfügt und gute Medien schätzt. Die Journalisten können dann ihr Wissen an Schüler und Studenten weitergeben.“
Einige Prototypen für die Journalistenausbildung, die während des zweiten Workshops entwickelt wurden, sollen nun an Universitäten oder Instituten in der Region getestet werden. Vielleicht wird dann „Mediapoly“ zum Lieblingsspiel der Journalismus-Studierenden.