Libanon: Kreativ und verantwortungsvoll mit Medien umgehen | Nahost/Nordafrika | DW | 06.03.2019
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Nahost/Nordafrika

Libanon: Kreativ und verantwortungsvoll mit Medien umgehen

Im Libanon lernen Schüler den kritischen Umgang mit Medien. Das hilft ihnen, schnell auf Gerüchte und Falschmeldungen im Netz zu reagieren – wie gerade geschehen in der Stadt Rashaya.

Peersgruppe an der Rashaya High School

Sana Shamani (2. von links) und ihre Mitschülerinnen und Mitschüler von den MIL-Peers

Eine Mitteilung, versendet über den Nachrichtendienst Whatsapp, machte kürzlich die Runde unter den Jugendlichen in der staatlichen Schule von Rashaya im Libanon. Die Schülerin Sara Rashid (Name geändert), hieß es, sei mit einem jungen Mann von zuhause weggelaufen. Auch Sana Shamandi aus der 12. Klasse, erhielt die Nachricht. Sie wurde stutzig. Die Nachricht kam von einer ihr unbekannten Nummer, außerdem hatte sie ihre Mitschülerin noch vor kurzem gesehen, sagt sie. Sana reagierte schnell.

Sie beriet sich mit ihren Freunden von den MIL-Peers, einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern höherer Klassen, die in Media and Information Literacy (MIL) geschult sind. Die Gruppe beschloss, eine Nachricht an alle ihre Kontakte zu schicken: eine Warnung, der Whatsapp-Nachricht nicht zu glauben und sie auf keinen Fall weiter zu leiten. Außerdem trafen sie sich mit Sara Rashid, um ihr beizustehen. Mit Hilfe einer Vertrauenslehrerin kontaktierten die Peers den Direktor der Schule, der daraufhin vor allen Schülern über Cyberbullying sprach und die Schuldigen aufforderte, sich zu melden.

Schüler geben ihr Wissen weiter

Rashaya ist ein kleines Städtchen im Osten des Libanon. Dort kennt jeder jeden. Gerüchte machen schnell die Runde. Noch schneller geht es über soziale Medien. Dank des beherzten Eingreifens der MIL-Peers konnte Sara geholfen werden. Es stellte sich heraus, dass eine Freundin ihr schlecht mitgespielt hatte.

Die 17-jährige Sana Shamandi und ihre Freunde machen mit beim Projekt "MIL4Peace in Lebanon". Dessen Ziel ist, Jugendlichen den kritischen und kreativen Umgang mit Medien nahe zu bringen. In Arbeitsgemeinschaften nach dem eigentlichen Unterricht lernten sie, Bildergeschichten und Videos zu produzieren, Nachrichten zu verifizieren und verantwortlich mit Cyberbullying und Falschmeldungen umzugehen. Auf einer Facebook-Seite veröffentlichten die MIL-Schüler ihre Beiträge und tauschten sich über Medien aus. Sana gefiel es so gut, dass sie sich für die Rolle als Peer meldete. In zusätzlichen Trainings lernte sie, wie sie ihr Wissen an ihre Mitschüler weitergeben kann. Und wie sie sich in Ausnahmesituationen verhält, so wie im Fall von Sara Rashid.

Aktivitäten von MIL-Peers an ihrer Schule im Libanon

Die MIL-Peers lernen, wie sie sich in Ausnahmesituation verhalten sollen.

Größere Sensibilität für Hasssprache und Falschmeldungen

Immer dabei ist die Englisch-Lehrerin Taghreed Taki, verantwortlich für die MIL-Aktivitäten an der Schule: „Ich kann eine deutliche Veränderung erleben. Unsere Jugendlichen sind viel sensibler gegenüber Hasssprache geworden. Und wenn es zu Cyberbullying kommt, gibt es eine Anlaufstelle.“

Die staatliche Schule in Rashaya ist eine von vier libanesischen Schulen und vier Jugendinitiativen, die an dem Projekt "MIL4Peace in Lebanon" teilgenommen haben. So ist ein Netzwerk über das ganze Land entstanden.

Für die Schülerin Sana Shamandi ist der kritische Umgang mit Medien auch im Alltag wichtig. Sie hofft, dass immer mehr junge Menschen in ihrem Land diese Fähigkeit erlangen. Der erste Schritt ist bereits gemacht: Die Partner im Projekt haben eine Toolbox mit Lehr- und Lernmaterialien entwickelt, die auf die Bedürfnisse der Jugendlichen im Libanon zugeschnitten ist – ein wertvoller Werkzeugkasten für alle, die MIL weitergeben wollen.

 

Das Projekt "MIL4Peace in Lebanon" lief von 2016 bis 2019. Mit Finanzierung der EU und des Auswärtigen Amts setzte die DW Akademie das Projekt gemeinsam mit der Jesus and Mary School, der Media and Digital Academy of Beirut (MDLB) und der NRO Permanent Peace Movement um.

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